Kirchheim. Auf dünnem Boden steht es allemal, ob es auf Sand gebaut ist, werden die kommenden Wochen zeigen. Das neue Mannschaftsgebilde der Knights kann mit einer Handvoll klangvoller Namen glänzen. Der Haken daran: Sie alle sind weitgehend alternativlos. Zehn Mann stark ist der Kader aktuell. Die elfte Kraft könnte noch diese Woche unterschreiben, so denn alles nach Wunsch läuft. Mit Ziyed Chennoufi steht nicht nur ein alter Bekannter wieder auf der Matte, sondern auch einer, der perfekt zum tempoorientierten Spiel des neuen Guard-Duos Chris Alexander und Cedric Brooks passen dürfte.
Chennoufi, der von 2008 bis 2010 als Kooperationsspieler mit Vertrag in Ludwigsburg schon einmal das Knights-Leibchen trug, trainiert schon seit Wochen in Kirchheim. Zunächst nur, um sich fit zu halten, weil ohne Vertrag – so die offizielle Lesart. Fakt ist: Beide Seiten sind einer Liaison nicht abgeneigt. Für die Knights wäre der 23-Jährige die Idealbesetzung für die vakante Flügelposition, die man trotz eines heiß umkämpften Marktes mit einem Deutschen besetzen will, für Chennoufi wäre es der Wiedereinstieg auf vertrautem Terrain nach zwei überstandenen Bandscheibenvorfällen und fast zweijähriger Zwangspause. Fakt ist auch: Der Forward stand bereits gestern Abend beim Testspiel in Tübingen gegen die Walter Tigers mit auf dem Feld (Ergebnis stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest).
Knights-Coach Frenkie Ignjatovic, der von den spielerischen Qualitäten Chennoufis stets überzeugt war, einst jedoch seine heftigen Leistungsschwankungen kritisierte, sieht den 23-Jährigen inzwischen gereift. „Die schwierige Phase, die er zuletzt überstehen musste, haben ihn mental stärker gemacht“, behauptet der Trainer. „Er wäre ein absoluter Gewinn für uns.“ Der gebürtige Westfale, dem in Ludwigsburg vor zwei Jahren bereits eine Rolle in der BBL zugedacht war, scheint nach seiner Leidenszeit jedenfalls heiß zu sein. Seit dem Trainingsauftakt am 15. August hat er keine einzige Einheit versäumt. Sportchef Michael Schmauder bremst noch: Es gebe noch etliche Details zu klären. „Gut möglich, dass wir die nächsten Tage zu einer Einigung kommen werden, aber noch ist nichts unterschrieben.“
Wie wertvoll Chennoufi sein könnte, zeigt sich früher als befürchtet. Dünn ist Kirchheims Kader ohnehin. Am Samstag knickte Neuzugang Cooper Land im Training um und muss nun mit einer Bänderdehnung pausieren, Dominik Schneider ist nach einer Arthroskopie im Knie noch nicht voll belastbar und Sebastian Adeberg fehlte gestern Abend in Tübingen berufsbedingt – auch das gibt es im sogenannten Profigeschäft. Acht gesunde Spieler, mehr war gestern nicht drin. Keine beruhigende Situation, wenngleich eine, die Kirchheims Coach zumindest nicht fremd sein dürfte. Im Jahr zuvor musste er mit einem ähnlich fragilen Gerüst den Saisonbeginn ohne gesunden Spielmacher überstehen, nachdem Ahmad Smith wochenlang verletzt ausfiel. Ein Elfer-Kader, mit dem die Knights nach derzeitigem Stand wohl auch in die Saison starten werden, erscheint auf den ersten Blick akzeptabel. Dazu zählen freilich auch Spieler wie Thimo Künzel, Shkelzen Bekteshi oder auch Jonathan Maier, die vergangene Saison über sporadische Einsätze nicht hinauskamen. Auf dem Wunschzettel des Trainers wäre also noch Platz. Für einen deutschen Guard beispielsweise, der den nach Ludwigsburg abgewanderten Besnik Bekteshi ersetzen würde.
Ignjatovics Hauptsorge indes gilt einer ganz anderen Position: der unterm Korb. Wieder geht man ohne echten „Big man“ an den Start. Mit einer Mannschaft, die zur Höchstgeschwindigkeit verdammt ist. Doch auch dafür braucht es erfolgreiche Reboundarbeit, wie sie Devin Uskoski zuletzt meisterhaft erledigte. Die Frage, die sich Ignjatovic stellt, heißt folglich: Können Land und Pettaway diese Lücke füllen? Eine erste Antwort darauf erhofft sich der Coach von den kommenden zwei Wochen.