Herr Stradinger, wie viele Tage in Ihrem Leben haben Sie schon bei Zeitungspokal-Turnieren verbracht?
Karl Stradinger: Lassen Sie mich rechnen. Es mögen so um die 50 Tage gewesen sein.
Warum so viele?
Stradinger: Das liegt daran, dass ich in den Siebzigerjahren selbst aktiver Fußballer war – Torhüter beim TV Bezgenriet und dem TSGV Hattenhofen. Damals haben wir einige Male beim Geislinger Zeitungspokal mitgespielt, einmal auch beim Teckbotenpokal. Hinzu kommt, dass ich in meiner jetzt vierjährigen Amtszeit als Bezirksvorsitzender alljährlich zumindest einmal beim Sennerpokal, Teckbotenpokal, EZ-Pokal und GZ-Pokal zugeschaut habe.
Ihre Eindrücke?
Stradinger: Der Senner- und Teckbotenpokal sind aufgrund ihrer Organisation, Teilnehmerzahl und wegen des Rahmenprogramms im Bezirk die mit Abstand besten.
Was macht den Reiz von Zeitungspokal-Turnieren aus?
Stradinger: Es ist so, dass diese Turniere einfach besser geplant sind als die üblichen Privatturniere. Und sie sind unterhaltsamer. Die riesigen Teilnehmerfelder zeigen, dass sie bei den Vereinen sehr gut ankommen.
Bedauern Sie, dass es ausgerechnet in Ihrer Heimatregion keinen Zeitungspokal mehr gibt?
Stradinger: Gewiss. Dass der NWZ-Pokal vor rund 20 Jahren eingeschlafen ist und trotz erklärtem Willen der Göppinger Vereine nicht wiederbelebt wurde, ist wirklich bedauerlich.
Sie mögen Zeitungspokal-Turniere offensichtlich. Finden Sie doch mal ein Haar in der Suppe.
Stradinger: Momentan kann ich wirklich keines finden. Solche einwöchigen Turniere sind wirklich die denkbar beste Saisonvorbereitung, die sich Mannschaft und Trainer wünschen kann. Es gibt für jedes Team zumindest drei Spiele in dieser Woche, die Trainer können ihre Neuzugänge testen, und ein Schaulaufen für junge Schiedsrichtertalente sind diese Turniere obendrein.
Mal angenommen, Sie selbst wären Ausrichter des Zeitungscups – was würden Sie verbessern?
Stradinger: Höchstens das Rahmenprogramm, das man natürlich immer attraktiver machen kann. Neulich war ich beim eintägigen Erdinger-Cup in Kuchen. Dort konnten die Zuschauer eine Art Fußball-Mehrkampf austragen, mit Pylonen-Dribblings und Torwandschießen. Mindestens hundert Leute haben mitgemacht, darunter auch einige Frauen. Für den Sieger gab es einen Wanderpokal, für die Nächstplatzierten Sachpreise. Es war eine schöne Sache – und es ist vielleicht eine Anregung.
Apropos Zuschauer. In den Anfängen des Teckbotenpokals, also in den Sechzigerjahren, kamen diese ausschließlich des Fußballs wegen, weil es ja kein zusätzliches Programm gab, heutzutage zieht‘s auffällig viele jüngere Besucher(innen) nicht zum Spielegucken, sondern nur noch zu den abendlichen Events im Festzelt. Eine Sinnverfälschung?
Stradinger: Ich sehe das nicht dramatisch. Solche Turniere sollten immer Volksfestcharakter haben, und wenn es viele Leute ins Zelt zieht, ist das für den wirtschaftlichen Umsatz und die Atmosphäre doch nur gut. Dem Fußballsport geht dadurch wirklich nichts verloren.
Vergangene Turniere haben gezeigt, dass die Verletzungsgefahr bei einem Spiele-Marathon à la Teckbotenpokal besonders hoch ist. Auch, weil der ein oder andere Akteur übermotiviert zur Sache geht.
Stradinger: Meine Meinung ist: Schwere Verletzungen muss man in solch einem Turnier einfach hinnehmen, sie passieren im Fußball und lassen sich nicht vermeiden. Schließlich geht es um Stammplätze und viel Preisgeld. Andrerseits sind es aber doch nur Ausnahmen, wenn Spieler beim Teckbotenpokal schwer verletzt werden, oder?
Stimmt. Vorletzte Frage: Was würden Sie jenen kleineren Vereinen raten, die auch mal gerne ein Teckbotenpokal-Turnier ausrichten würden, die aber aus Helfer- und Sportplatzmangel dann doch auf eine Bewerbung verzichten?
Stradinger: Solche Vereine könnten mit einem Nachbarverein kooperieren. Denn zwei Vereine können ein Teckbotenpokal-Turnier natürlich immer leichter stemmen. Der TSV Notzingen mit dem TV Hochdorf, Ohmden zusammen mit Holzmaden und Unterlenningen mit Oberlenningen: Das wären Vereinskombinationen, die passen könnten.
In diesen Tagen beginnt auf dem Platz der TG Kirchheim das 50. Teckbotenpokal-Turnier. Möchten Sie gratulieren?
Stradinger: Ich wünsche mir, dass das Turnier noch möglichst lange erhalten bleibt. Dass es schon so lange existiert, ist nicht selbstverständlich.
„Kleine Clubs sollten kooperieren“