Der ehemalige VfL-Jugendkicker Dominik Kaiser erlebt in Hoffenheim den Durchbruch als Profi
Kleiner Mann ganz groß

Wieder hat ein junger Fußballer, der als Jugendspieler beim VfL Kirchheim in die Lehre ging, den Durchbruch nach ganz oben geschafft. Der Hoffenheimer Trainer Holger Stanislawski über seine Neuentdeckung Dominik Kaiser, den er in dieser Saison schon sieben Mal in der Bundesliga einsetzte: „Der Junge hat sich prima entwickelt.“ Und Manager Ernst Tanner setzt noch einen drauf: „Ein märchenhafter Aufstieg, dem ihm die wenigsten zugetraut haben.“

Hoffenheim. Kaiser spielte zwischen 2003 und 2007 beim VfL Kirchheim in der B-Jugend unter Trainer Gunther Baisch und in der A-Jugend unter Trainer Toni Ferrazano in der Junioren-Oberliga. Norbert Krumm, der damalige Sportliche Leiter, erinnert sich gerne an den jungen Dominik: „Ein netter Bursche aus gutem Elternhaus mit großem spielerischen Potenzial. Vater oder Mutter haben ihn immer zu den Trainingseinheiten aus Waldstetten hergefahren.“ Als Fahrtkostenzuschuss gab‘s 50 Euro im Monat.

„Für mich war es eine durchweg positive Zeit, die ich in Kirchheim verbringen durfte“, sagt Dominik Kaiser im Blick zurück. „Wir hatten viel Spaß zusammen. Zu einigen Teamkollegen habe ich heute noch Kontakt. Leider sind wir im ersten A-Jugendjahr knapp am Aufstieg in die Junioren-Bundesliga gescheitert.“ Es fehlte nur ein Punkt. Im entscheidenden Spiel in Freiburg kassierte der VfL den 1:1-Ausgleich in der Nachspielzeit.

Er habe einiges gelernt in seiner Zeit an der Jesinger Allee. So zum Beispiel, sich trotz seiner geringen Körpergröße von 1,71 Meter durchzusetzen. Kaiser: „In Kirchheim habe ich auch den Führerschein gemacht. Ich hatte oft Fahrschule vor dem Training und bin dann direkt mit dem Fahrschulwagen zu den Einheiten gefahren.“ Norbert Krumm über Kaisers fußballerische Qualitäten: „Technisch stark, schnell, mit einem guten Abschluss. Er kann ein Spiel lesen.“ Als Kaiser den Wunsch äußerte, zu Normannia Gmünd zu wechseln, hatte der Sportliche Leiter Verständnis dafür: „Er wollte dort mit seinem älteren Bruder zusammen spielen.“ Steffen Kaiser ist Arzt am Klinikum Esslingen, hat mit 36 seine Fußballkarriere inzwischen beendet.

Vor zwei Jahren dann der Wechsel in die U 23 der TSG Hoffenheim. Nach einer Oberliga-Saison im offensiven Mittelfeld steuerte er fünf Tore bei 32 Einsätzen zum Meistertitel bei. In der Regionalliga funktionierte ihn Trainer Markus Gisdol zum „Sechser“ in der zentralen Defensive um. Auf dieser Position überzeugte er so, dass ihn Ralf Rangnick in den Profikader beförderte. Oft stand Dominik im Bundesliga-Aufgebot, eingewechselt wurde er nie.

Im Sommer unterschrieb er bei der TSG einen Profivertrag mit einjähriger Laufzeit, studiert nebenher aber noch Sport und Mathe. Unter Holger Stanislawski kommt der kleine Mann jetzt groß raus. Beim 4:0 gegen Mainz gab er ein starkes Debüt von Anfang an. Inzwischen hat er von neun Spielen schon vier von Anfang an bestritten. Zuletzt am vergangenen Samstag beim 0:2 in Stuttgart, wo er defensiv erneut eine solide Leistung bot. Dreimal wurde er eingewechselt.

Kaiser tritt damit in die Fußstapfen vieler Profis, die ihre Lehrjahre beim VfL Kirchheim absolvierten, wie Wolfgang Frank, Andy Buck, Thomas Brdaric, Roland Hirsch, Rüdiger Kauf, Christian Gentner, Christian Fiel, Michael Oelkuch, Rolf Baumann oder Manuel Hartmann.

Dabei wäre Dominik Kaiser beinahe Tennis-Profi geworden. Er gilt auch in dieser Sportart als Ausnahmetalent, spielte in der württembergischen Auswahl und europaweit auf Turnieren. Kaiser: „Als ich 18 war, wollte der Tennisbund, dass ich täglich trainiere und ganz auf die Karte Tennis setze. Dafür hätte ich mit dem Fußball aufhören müssen. Das kam für mich jedoch nicht in Frage.“

Kaiser verabschiedete sich vom zweiten Hobby Tennis – nicht ganz. Zuletzt verstärkte er in der Sommerpause den TC Schwäbisch Gmünd in der Verbandsliga gegen Böblingen. An Nummer drei siegte er im Einzel und im Doppel. Gmünd gewann 5:4 und schaffte mit Kaisers Hilfe den Klassenerhalt.