Yasin Kolo für Miryne Thomas – ein deutsches Schwergewicht mit 125 Kilo und 2,08 Meter Körpergröße für Bruder Leichtfuß aus den USA. Mit dem Last-Minute-Wechsel kurz vor Schließung des Transferfensters am Samstag haben Kirchheims Zweitliga-Basketballer alle überrascht. Als positionsgetreu kann dieser Tausch allenfalls unter einem Gesichtspunkt gelten: Ein Rekonvaleszent geht, ein anderer kommt. Thomas laboriert seit Mitte Januar an einer Sprunggelenksverletzung, Kolo hat wegen Problemen mit der Achillessehne bei den Artland Dragons seit Mitte November nicht mehr trainiert. Ein 32-jähriger klassischer Brettspieler also für einen 25-jährigen Heißsporn, der zuletzt durch seine unbändige Energie überzeugt hat, die er aufs Spielfeld bringt.
Bei ihm wissen wir, wie er tickt und was er kann.
Kirchheims Sportdirektor Chris Schmidt über Neuzugang Yasin Kolo, der vor drei Jahren schon einmal das Kirchheimer Trikot trug.
Für einen Rookie ohne Deutschland-Erfahrung, der in bisher 19 Spielen für die Knights in etwas mehr als 20 Minuten 12,1 Punkte und 4,5 Rebounds beigesteuert hat, könnte man sagen: Probezeit glänzend bestanden. Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Thomas war gemeinsam mit James Graham und Cameron Henry Teil eines erfolgreichen Kirchheimer Trios, aber auch Teil eines Problems, das seit Weihnachten immer offener zutage tritt: mangelnde Disziplin in Sachen Teamtaktik. Knights-Sportdirektor Chris Schmidt drückt es diplomatischer aus: „Es gab zuletzt mehrere Situationen, mit denen wir nicht glücklich waren.“ Dass die Entwicklung der Mannschaft nach einer überragenden Hinrunde ins Stocken geraten ist, räumt Schmidt ein. Vom erfahrenen Big Man Yasin Kolo erhofft man sich nun mehr Konstanz und Linientreue. Oder wie Schmidt es beschreibt: „Bei ihm wissen wir, wie er tickt und was er kann.“
Auch Igor Perovic hat nicht lange gezögert, als klar war, dass Kolo auf dem Markt sein würde. Schließlich hat der Coach den deutschen Center, der damals bei den Itzehoe Eagles unter Vertrag stand, in seinem zweiten Trainerjahr unter der Teck schon einmal zur Saisonmitte nach Kirchheim gelotst. Das war im Januar 2022 und Kolo brachte in den folgenden elf Spielen mit knapp sechs Rebounds im Schnitt auf Anhieb Stabilität in die Mannschaft, bevor er sich zum Saisonende nach Japan verabschiedete.
Der Abschied aus Quakenbrück dürfte ihm zuletzt nicht schwer gefallen sein. Bei den Drachen aus dem Artland ist Feuer unterm Dach. Saisonziel bis zur Stunde erneut krachend verfehlt, der dritte Trainer seit Saisonbeginn, ständige Veränderungen in der Mannschaft. Zuletzt wurde Kolo mit dem fünf Jahre jüngeren Alexander Möller ein dritter deutscher Center als Konkurrent vor die Nase gesetzt. Ein Job-Sharing freilich, das dem in Kirchheim ähnelt. Schließlich leisten sich die Knights mit den beiden Deutschen Toni Dorn und Aitor Pickett auf der Fünf einen ähnlichen Luxus. Allerdings: Pickett spielt in dieser Saison weit unter Norm. Ein Problem in der ohnehin kleinen Rotation der Knights, auch wenn Dorns Leistungskurve seit Jahresbeginn steil nach oben zeigt. Die Gefahr, dass Dorns Entwicklung nun einen Dämpfer erhält sieht Igor Perovic nicht. Offenbar gab es vor Kolos Verpflichtung Gespräche mit dem 21-Jährigen Center-Talent. „Toni wird seine Spielzeit bekommen,“ sagt Perovic. „Da mache ich mir überhaupt keine Sorgen.“ Doch wie fit ist Yasin Kolo überhaupt? „Klar er hat drei Monate nicht gespielt, aber er hat den Medizin-Check problemlos bestanden und ist voll belastbar,“ sagt Chris Schmidt.
Vier Wochen ohne Reisestress
Schwere Gegner, aber kaum Zeitverlust auf der Straße: Auf Kirchheims Zweitliga-Basketballer warten an den kommenden vier Spieltagen kurze Wege. Drei Heimauftritte, unterbrochen von nur einem Auswärtsspiel am Freitag, 7. März, und das führt die Ritter ins nahe gelegene Tübingen.
Nach einer Reihe von Krankheiten und kleinerer Blessuren in der Mannschaft und angesichts der hohen Spielbelastung durch die kleine Rotation eine willkommene Entlastung. Die nächste lange Dienstreise erwartet die Ritter erst am 22. März mit der Fahrt nach Bremerhaven.
Eine Atempause bieten die kommenden vier Wochen allerdings nur mit Blick auf den Kilometerzähler. Gegner und Zeitplan haben es in sich. Nach dem Auswärtsspiel in Tübingen kommt bereits zwei Tage später Tabellenführer Jena zum Sonntagsspiel in die Sporthalle Stadtmitte. Am Sonntag darauf erwarten die Knights mit Phoenix Hagen einen weiteren Play-off-Anwärter. Bereits am 1. März sind die Artland Dragons zu Gast – der seitherige Arbeitgeber von Kirchheims Neuzugang Yasin Kolo. bk

