Ist das die erste Klausur im Fach Krisenfestigkeit oder schlicht einer dieser Tage, an denen man als Sportler am besten im Bett bleibt? Die Antwort darauf, lässt wohl noch auf sich warten. Frühestens in knapp zwei Wochen mit dem Auswärtsspiel beim Tabellenzweiten in Münster dürfte sich zeigen, aus welchem Holz die Kirchheimer Mannschaft tatsächlich geschnitzt ist.
Eines steht jetzt schon fest: Für halbe Sachen ist das aktuelle Team nicht zu haben. Weder im Guten, noch im Schlechten. Einfach weiter, immer weiter – was in Spielen wie in Koblenz oder daheim gegen Bochum funktioniert hat, endete am Samstag an der Wand. Der Auftritt gegen verunsicherte Bayreuther, die bis dahin in neun Spielen erst zweimal gewinnen konnten, war mehr als die erste Kirchheimer Heimniederlage, die irgendwann kommen musste. Mehr als das Ende einer Reihe begeisternder Auftritte, die die Fans auch mit Niederlagen Frieden schließen ließ. Dass irgendwann selbst ein stimmgewaltiger Einpeitscher wie Kirchheims Hallensprecher Daniel Zirn mit seinem Latein am Ende ist, hat man im Hexenkessel an der Jahnstraße lange nicht erlebt. Acht magere Zähler im gesamten ersten Viertel, elf Ballverluste bereits zur Halbzeit, nervöse Hände und Pässe ins Niemandsland – manch einer mag froh gewesen sein, dass die Freiburger Fußball-Gala der Nationalmannschaft gegen Bosnien-Herzegowina an diesem Abend ein willkommenes Ventil bot.
Platz in der Tabelle gut gemacht
Dass viele in der Halle trotzdem bis tief in die zweite Hälfte hinein an die Wende glaubten, hatte vor allem zwei Gründe: die beeindruckende Willensstärke der Ritter in den neun Spielen zuvor und die Tatsache, dass die Franken zumindest eine Halbzeit lang allenfalls Mittelmaß verkörperten. Als alle schon dachten, das Blatt würde sich wenden und die Gastgeber zur gewohnten Sicherheit finden, versenkte der Gegner plötzlich einen Distanzwurf nach dem anderen. Kurios: Die deutliche Abfuhr ließ die Knights in der Tabelle um einen Platz klettern. Als Viertplatzierter steht Kirchheim an der Spitze fünf punktgleicher Teams hinter dem Führungs-Trio aus Jena, Münster und Tübingen. Die Hagener Niederlage am Samstag in Nürnberg und der direkte Vergleich aller fünf Mannschaften machen’s möglich.
Wir hatten zu keiner Zeit den Fuß in der Tür.
Kirchheims Assistant Coach Brian Wenzel
Die Eindrücke vom vergangenen Samstag erstmal sacken lassen, das war in Kirchheim gestern eher zufällig das Mittel der Wahl. Durch die anstehende Länderspielpause am Wochenende stand schon vorher fest, dass die Woche ein paar Urlaubstage bringen würde. Schließlich geht es anschließend ohne Unterbrechung ins neue Jahr. Head Coach Igor Perovic besucht für wenige Tage die Familie in Belgrad. Erst am Donnerstag kehren Mannschaft und Trainerteam in die Halle zurück.
Hatten Perovic und Knights-Sportdirektor Chris Schmid direkt nach dem Spiel noch deutliche Worte an die Adresse der Mannschaft gefunden – Schmidt sprach gar von Arroganz – hörte sich das gestern bereits moderater an. „Wir haben von zehn Spielen sieben gewonnen und werden aus dieser Niederlage die richtigen Lehren ziehen“, stellt Assistant Coach Brian Wenzel fest. „Wir verfallen deshalb jetzt nicht in Panik“. Dass es wie in den Spielen zuvor diesmal nicht gelungen ist, den Schalter umzulegen, kann Wenzel nur so erklären: „Wenn jeder erkämpfte Ball wieder beim Gegner landet, kommt irgendwann Frust ins Spiel“, meint er und ergänzt: „Wir hatten zu keiner Zeit den Fuß in der Tür.“