Drei Wochen vor Ablauf der Wechselfrist in der 2. Basketball-Bundesliga kommt doch noch Bewegung in den Kader der Knights. Allerdings ganz anders, als die meisten erwartet hatten. Statt Ersatz für den verletzten Miryne Thomas auf der Vier ist plötzlich ein neuer Spielmacher da. Nicht Thomas reißt die Lücke, sondern Aleksa Bulajic, der unter Headcoach Igor Perovic zuletzt kaum noch zum Zug kam und zu Beginn vergangener Woche um Freistellung bat. Der 22-jährige Montenegriner stand am Samstag in Bochum schon nicht mehr im Kader. Bulajic wird ab sofort im Trikot der Iserlohn Kangaroos in der Pro B auflaufen.
Stattdessen feierte Neuzugang Gian Aydinoglu bei der knappen Niederlage im Ruhrpott einen Blitzeinstand. Donnerstagnacht um 23 Uhr war der 21-jährige gebürtige Berliner erst gelandet. Nach nur einer Trainingseinheit mit der Mannschaft stand er am Samstag gegen den Tabellendritten fast 14 Minuten auf dem Parkett. Der erste Eindruck: Der talentierte Point Guard, der aus dem Nachwuchsprogramm von Alba stammt und für die Braunschweiger Löwen in den vergangenen drei Spielzeiten 33 Partien in der BBL bestritt, bringt immenses Tempo mit. Ein aggressiver Verteidiger und guter Ballhandler, von dem sich Perovic deutlich mehr Intensität im Backcourt verspricht. Aydinoglu ist erfolgshungrig, sein Anspruch ist klar die erste Liga. „Die Entscheidung ist mir nicht leichtgefallen und hat rein sportliche Gründe,“ sagt der 21-Jährige. „Braunschweig ist für mich zur zweiten Heimat geworden.“ In Kirchheim dagegen rechne er mit mehr Spielzeit, um sich weiterentwickeln zu können. Dass der Deal so schnell zustande kam, liegt auch an Perovics gutem Draht zu Braunschweigs Geschäftsführer Nils Mittmann, der sich im Sinne seines Schützlings überzeugen ließ – inklusive der Option auf eine Rückkehr. „Für seine Entwicklung ist es wichtig, zum jetzigen Zeitpunkt mehr Spielzeit und Verantwortung zu bekommen,“ betont Mittmann. „Gian ist genau der Typ, den wir brauchen,“ unterstreicht im Gegenzug Igor Perovic die Win-Win-Situation. „Ich traue ihm durchaus eine Hauptrolle bei uns zu.“
Für seine Entwicklung ist es jetzt wichtig, mehr Verantwortung zu bekommen.
Nils Mittmann, der Geschäftsführer der Braunschweiger Löwen, zum Deal mit Kirchheim.
Aleksa Bulajic war es in den viereinhalb Jahren in Kirchheim nicht gelungen, in diese Rolle hineinzuwachsen. Das, obwohl Perovic all die Jahre als sein Mentor galt und auch in schwachen Phasen an ihm festhielt. Dimi Ward ist dank seiner immensen Erfahrung zwar nach wie vor eine Alternative auf dieser Position. Der 34-Jährige hat jedoch zunehmend mit Hüftproblemen und damit verbundenen Trainingspausen zu kämpfen. Mit Aydinoglu an der Seite könnte Braden Norris indes öfter in die Rolle des Combo-Guards schlüpfen und damit eine seiner größten Stärken häufiger ausspielen: sein Distanzwurf. Ob als Alternative zum etatmäßigen Spielmacher oder als Ergänzung – Aydinoglu dürfte mit seinen Qualitäten auf jeden Fall eine taktische Bereicherung sein.
Thomas nicht schwerer verletzt
Und Thomas? Der könnte früher zurückkehren als zunächst befürchtet. Bänder und Sprunggelenk sind heil. Nach ausgiebigen Untersuchungen handelt es sich um eine schmerzhafte Verstauchung. Gut möglich dass der kampfstarke US-Amerikaner, der vor allem in der Defensive dringend gebraucht wird, in knapp zwei Wochen in Nürnberg wieder an Bord sein wird.
Die Luft in der Pro A wird dünner. Fast alle Teams haben sich nach Weihnachten verstärkt. Umso tiefer sitzt der Frust nach der verpassten Chance am Samstag in Bochum gegen eine Topmannschaft der Liga. Bei Teammanager Chris Schmidt ist der Ärger darüber auch am Montag nicht verraucht. Ein verkürzter Kader, ein neuer Spieler ohne Bindung zum Spiel? Für Schmidt alles keine Ausreden. „Wir haben noch ein verdammt schweres Auswärtsprogramm vor der Brust,“ sagt er. „Deshalb wäre dieser Sieg so extrem wichtig gewesen.“ Und auch möglich: 14 Punkte betrug der Vorsprung in der ersten Spielhälfte, bevor die Knights wieder einmal in das zurückfielen, was Schmidt „Disziplinlosigkeiten und alte Fehler“ nennt: Eigensinn, Ballverluste, Diskussionen mit den Unparteiischen, unnötige Fouls. „Das sind alles Kleinigkeiten, die sich summieren und am Ende knapp den Unterschied ausmachen,“ sagt Kirchheims Sportchef, der von mangelnder Reife spricht. Am Samstag kommt Koblenz in die Sporthalle Stadtmitte, anschließend geht es nach Nürnberg. Danach wird zumindest die Zeit reif sein für eine Kursbestimmung.