Es hätte ein Riesenschritt in Richtung Play-offs werden können, am Ende wurde es eine Riesenenttäuschung: Nach einem Kampf mit zwei völlig konträren Spielhälften haben die Kirchheimer Hoffnungen auf einen Einzug in die Finalrunde einen schweren Dämpfer erhalten. Beim 89:98 im Basketball-Sonntagsspiel in der Sporthalle Stadtmitte ließ sich Gegner Phoenix Hagen auch von einem zeitweiligen 15-Punkte-Rückstand nicht beeindrucken. Nach einer starken ersten Kirchheimer Hälfte kamen die Feuervögel wie verwandelt zurück aufs Parkett und drehten das Spiel komplett.
Neunter (Kirchheim) gegen Achter (Hagen) – es ging um viel an diesem 28. Spieltag in der Pro A. Und die Gastgeber starteten entsprechend motiviert mit einem 9:0-Lauf. Hagen ohne Rhythmus, Kirchheim mit einem erneut bärenstarken Toni Dorn. Der Youngster des Monats Februar schrammte mit 15 Punkten und neun Rebounds nur knapp an seinem zweiten Double-Double in diesem Jahr vorbei. Maßgeblichen Anteil an der Kirchheimer Zwölf-Punkte-Führung zur Pause (53:41) hatte Knights-Spielmacher Braden Norris, der bereits zur Hälfte der Begegnung mit 20 Punkten und viel Tempo dem Kirchheimer Spiel seinen Stempel aufdrückte und am Ende 26 Zähler verbuchte.
Das war heute ein Mentalitäts- und Willensspiel.
Chris Harris, Headcoach von Phoenix Hagen
Nach der Pause wurde es dann ein ganz anderes Spiel. Hagen mit der besseren Körpersprache und einer stark verbesserten Wurfquote zwang den Gegner zunehmend zu Fehlern und schweren Abschlüssen. Und Kirchheim zeigte sich plötzlich beeindruckt. Die Ordnung im Team von Igor Perovic ging wie schon häufiger in dieser Saison plötzlich verloren. Nachlässigkeiten und unglückliche Einzelaktionen machten den Gegner stark und der witterte plötzlich seine Chance. Der 65:65-Ausgleich, etwas mehr als eine Minute vor Ende des dritten Viertels war schon so etwas wie der Anfang vom Kirchheimer Ende. Zwar blieb das Spiel noch lange umkämpft, doch Hagen baute seinen Vorsprung Schritt für Schritt weiter aus und führte plötzlich zweistellig. Pech für Kirchheim in dieser Phase: Cameron Henry, der nach verhaltenem Start in der zweiten Spielhälfte wichtige Nadelstiche setzte, musste mit einer Handverletzung pausieren.
„Wir hatten alles unter Kontrolle, uns Chancen erarbeitet und gut verteidigt,“ zeigte sich Igor Perovic enttäuscht. „Am Ende hat Hagen die größere Intensität, vor allem im Eins-gegen-Eins, aufs Feld gebracht. Hagens Coach Chris Harris sah es ähnlich: „Heute war es ein Mentalitäts- und Willensspiel. Wir wussten, wie schwer es hier in Kirchheim werden würde.“ Die Play-off-Chancen der Knights sind damit deutlich gesunken. In den nächsten Wochen warten mit Bremerhaven, Münster und Gießen schwere Gegner auf die Knights.
Hagener Fans boykottieren Spiel
Phoenix Hagen musste am Sonntag in Kirchheim ohne die Unterstützung ihrer Fans auskommen. Die „Tornados“ hatten schon Tage vor dem Spiel in einem Facebook-Post zum Boykott aufgerufen. Hintergrund sind Ausschreitungen im Hagener Fanblock während der Play-offs im Mai vorigen Jahres in Kirchheim. Als Reaktion darauf hatten die Knights das Gästekontingent im darauffolgenden vierten Spiel in der Sporthalle Stadtmitte auf 50 Tickets begrenzt. Hagens Fans hingegen sahen sich zu Unrecht an den Pranger gestellt.
Für Probleme haben die „Tornados“ allerdings auch in dieser Saison bereits gesorgt. Am Rande des Auswärtsspiels Anfang November in Trier, lösten Fans mit Pyrotechnik vor der Halle einen Feueralarm aus, der eine Evakuierung zur Folge hatte. Phoenix Hagen wurde daraufhin von der Liga zu einer Geldstrafe im mittleren vierstelligen Bereich verdonnert. Der Verein reagierte darauf mit dem Einsatz von drei ehrenamtlichen Fan-Beauftragten. bk