Kirchheim. Mitten in die Vorbereitung auf das VfL-Gastspiel morgen um 11 Uhr bei den Stuttgarter Kickers II platzte die Bombe: Ferdi Er ist am Donnerstagabend vom Trainingsbetrieb freigestellt worden. Übungsleiter Rainer Kraft sehe keine Basis für eine weitere Zusammenarbeit. Den Fußballlehrer erzürnt, dass der 30-Jährige nach Wochen des Bankdrückens öffentlich seine Ansprüche auf mehr Einsätze artikuliert und im gleichen Atemzug seine Unzufriedenheit über diesen Umstand kundgetan hat.
Der Zeitpunkt dieser Äußerungen mag angesichts der Leistung Ers am vergangenen Mittwoch gegen Neckarelz unglücklich gewesen sein, zeigte der Routinier doch ausgerechnet im ersten Spiel seit Wochen von Beginn an eine seiner schwächsten Leistungen im VfL-Dress. Dennoch liegt der Verdacht nahe, dass der formschwache Auftritt des Türken Rainer Kraft bei seiner Entscheidung, ihn zu suspendieren, in die Karten gespielt hat. Schließlich ist kaum anzunehmen, dass der Trainer die Suspendierung auch dann ausgesprochen hätte, wäre Er am Mittwoch zum Matchwinner avanciert.
„Ich bin sonst nie einer, der etwas öffentlich sagt, aber ich hab am Schluss viele Dinge einfach nicht mehr verstanden“, klagt Er über die seiner Meinung nach undurchsichtige Personalpolitik des Trainers, die hinter vorgehaltener Hand auch schon andere Spieler erkannt haben wollen – selbst solche, die anders als Er regelmäßig zum Einsatz kommen. Seit der Winterpause muss sich Kraft den Vorwurf gefallen lassen, von ihm verpflichtete Spieler erhielten trotz unsteter Trainingsbeteiligung den Vorzug vor Fleißigeren.
Dass Kraft in Sachen Personalentscheidungen einen eng abgesteckten Kurs fährt, ist allerdings nichts Neues. Bereits kurz nach seinem Amtsantritt im Juni vor einem Jahr hatte er beim Ausmisten des Kaders gesagt: „Es gibt immer welche, die es treffen wird.“ Im Vertrauen auf den langfristigen Erfolg hat er diesen Worten schon zahlreiche Taten folgen lassen: So mussten in der jüngeren Vergangenheit bereits Antonio Tunjic, Michael Stowers, Selim Altinsoy und Armin Ohran erkennen, dass Kraft die vom Verein formulierten sportlichen Ziele ohne sie zu erreichen gedenkt.
Zu diesem Kreis gehört nun also auch Ferdi Er, der sich der Mannschaft jedoch nach wie vor verbunden fühlt. „Ich habe mit keinem ein Problem, die Mannschaft kann da nichts für.“ Zum Beweis will Er den VfL morgen bei den Stuttgarter Kickers II (Anpfiff 11 Uhr) anfeuern und sich auch in den restlichen Saisonspielen noch blicken lassen. Ob und in welcher Form es ein Abschiedsspiel für den nach Kapitän Christopher Eisenhardt altgedientesten VfL-Kicker geben wird, ist noch ebenso offen wie die sportliche Zukunft des 30-Jährigen. Vieles spricht dafür, dass er sich zur kommenden Saison dem SV Bonlanden anschließen wird, Kontakt zum dortigen Trainer Norbert Stippel kann Er bestätigen. „Es hat mehrere Anfragen gegeben, aber Bonlanden ist ganz vorne mit dabei“, sagt er.
Aus VfL-Sicht gibt es jedoch auch erfreuliche Personal-News. So wird der bisherige Co-Trainer Oliver Otto den „Blauen“ als sogenannter Athletik- und Reha-Trainer treu bleiben, in dieser Funktion allerdings nur noch zwei Mal die Woche an der Jesinger Allee vorbeischauen. Dafür sichert sich die VfL-Jugendfußballschule Ottos Kompetenzen als ausgebildeter Sportpädagoge. Künftig soll der 38-jährige Wernauer ein Mal monatlich mit seinem Programm zur Bewegungserziehung, besser bekannt als „Balu“, den Kirchheimer Nachwuchs auf Trab bringen.
Ottos Job als etatmäßiger Co-Trainer wird Umberto Arnold übernehmen, den Rainer Kraft noch aus gemeinsamen Tagen bei den Stuttgarter Kickers kennt. Der 43-Jährige wohnt in Winterbach, besitzt die Trainer-C-Lizenz, will die B-Lizenz erwerben und war zuletzt in Schorndorf und Rommelshausen aktiv.