Lokalsport
Kreative Clips gegen den Corona-Blues

Tanzen Der Kirchheimer „Move Club“ kämpft wie viele andere Vereine auch mit den Auswirkungen der Pandemie. Online-Stunden und ein Wettbewerb sollen die Kinder und Jugendlichen bei der Stange halten. Von Sandra Langguth

Hi Leute, alles klar?“ Es ist Freitagabend. Sascha Priklopil steht in seinem Wohnzimmer, das er zu einem kleinen Fernsehstudio umgebaut hat. Vor ihm hängt ein großer Bildschirm an der Wand, auf dem rund 20 junge Tänzerinnen und Tänzer gespannt auf die nächste Stunde im „Move Club“ warten. Der Kirchheimer Hip-Hop-Verein tut alles, um die Kids während Corona bei der Stange zu halten. „Die Stunden online zu geben, ist besser als nix. Ich sehe es als Alternative, aber mehr auch nicht“, sagt Sascha Priklopil, Gründer und Vorsitzender des „Move Club“.

Der 41-Jährige ist im Hauptberuf Tanzlehrer und Tänzer und durch die Pandemie gerade nahezu lahmgelegt. „Dass so was mal passiert, hätte ich nie und nimmer gedacht“, sagt er kopfschüttelnd. Zumal er sich extra mehrere Standbeine aufgebaut hat, um nicht nur von einem Engagement abhängig zu sein. So gibt er Stunden in Großbettlingen, in Hattenhofen, in Bernhausen und bald wieder in Eislingen, wo er früher schon einmal aktiv war. Im Mittelpunkt steht aber sein eigener Verein, den Sascha Priklopil 2015 gegründet hat.

Das Tanzen liegt dem 41-Jährigen im Blut, schließlich hatten seine Eltern erst in Kirchheim und später in Tübingen über der Drogerie Müller eine Tanzschule. „Ich hab‘ schon mit 14 Hip-Hop-Unterricht gegeben“, erinnert sich der Move-Club-Vorsitzende. Selbst Tanzlehrer zu werden, lag für ihn auf der Hand. „Mein Vater hat gesagt, ich soll erst mal was Gescheites lernen. Und wenn ich dann immer noch meine, Tanzlehrer werden zu wollen, dann ist es halt so“, erzählt er lachend. Also absolvierte Sascha Priklopil zunächst eine Ausbildung als Kaufmann im Einzelhandel und schob dann noch eine zum Mediengestalter für Bild und Ton beim einstigen Fernsehsender B. TV in Ludwigsburg hinterher. „Danach habe ich noch ein Volontariat als Redakteur gemacht.“

Am Ende führte ihn sein Weg aber doch zum Tanzen, und 2015 zur Gründung des „Move Club“. 121 Mitglieder zählt der Verein momentan. „Daran ist vor allem Corona schuld. Letztes Jahr um die Zeit waren wir noch 182.“ Eine traurige Bilanz, die vielleicht sogar noch schlechter aussehen würde, wenn die Tanzlehrer sich nicht so für ihre Online-Stunden ins Zeug legen würden. Neben Sascha Priklopil sind das Julia Gehring und Jessica Guimaraes Nogueira. „Für die Altersgruppe der Acht- bis Zwölfjährigen funktioniert das Training mit Anleitung über den Computer echt ganz gut. Für manch‘ andere ist das Online-Zeug dagegen einfach nix“, weiß der 41-Jährige, der zuletzt den kleinen Hoffnungsschimmer hatte, wenigstens im Freien mit einer Mini-Gruppe etwas auf die Beine stellen zu können. Bis auf Weiteres ist das allerdings nicht möglich, angesichts der aktuellen Zahlen könnte es auch noch ein Weilchen dauern, bis an „normales“ Training wieder zu denken ist. Dies findet eigentlich montags in der Teckrealschule, mittwochs in der Freihof-Realschule sowie in der KW-Halle und freitags ebenfalls in der Konrad-Widerholt-Halle und an der Alleenschule statt. Dass der Verein keine eigenen Räumlichkeiten besitzt, ist in Zeiten von Corona fast schon ein Segen. „Wenn wir jetzt auch noch Miete bezahlen müssten, würd‘s gar nicht mehr gehen“, sagt der Vorsitzende, der die Mitgliedsbeiträge einige Wochen ausgesetzt hat. „Jetzt, wo wir auch online was anbieten, ziehen wir die Beiträge aber wieder ein.“ Dass dies weitere Kündigungen nach sich zieht, hofft er natürlich nicht. „Wir geben alles, damit unsere Mitglieder weiter dabei bleiben“, betont Sascha Priklopil.