Der VfL Gummersbach und der TV Neuhausen morgen zu Gast in Weilheim
Krisenklub trifft Wunderkind

Beide gehen alles andere als locker in die neue Saison der Handball-Bundesliga. Im morgigen Vergleich zwischen dem TV Neuhausen und dem VfL Gummersbach (20 Uhr, Lindachsporthalle Weilheim) steckt einige Brisanz. Für die Ermstäler ist es die gefeierte Rückkehr nach 34 Jahren Erstliga-Abstinenz. Beim zwölffachen deutschen Meister ist gewaltig Feuer unterm Dach.

Weilheim. Ob sich da einer etwas dabei gedacht hat? In grell-grünen Leibchen sind Gummersbachs Handballer vergangene Woche ins Training eingestiegen. So satt das Grün, so groß die Hoffnung – so zumindest ließe sich das Bild interpretieren. Hoffnungen, die im Traditionsklub aus dem Bergischen Land so vielfältig sind wie die Probleme vor der neuen Saison. Erst bereiteten die Finanzen Kopfzerbrechen, dann stand man plötzlich ohne erstligataugliche Halle da und zuletzt war auch noch der Geschäftsführer weg. Axel Geerken hat diese Woche sein Büro geräumt, nachdem er im internen Machtkampf mit Aufsichtsrat-Boss Götz Timmerbeil den Kürzeren gezogen hat. Der setzte Geerkens Wunschkandidaten fürs Traineramt beim VfL im Mai kurzerhand wieder vor die Tür. Statt dem Hüttenberger Jan Gorr, dem bereits ein Zweijahresvertrag vorgelegt wurde, bleibt der seitherige Coach Emir Kurtagic nun weiter im Amt. Der Kroate, der den VfL mit einem grandiosen Endspurt in der Rückrunde vor dem Abstieg rettete, leitete Mittwoch vergangener Woche das erste Training. Gorr pocht währenddessen weiterhin auf die Erfüllung seines Vertrags. Zeitgleich mit Geerken räumte auch der langjährige Pressesprecher Thomas Hellwege seinen Stuhl. Anders ausgedrückt: In Gummersbach brennt die Hütte.

Die sportlichen Sorgen sind nur unwesentlich kleiner. Mit Nationalspieler Patrick Wiencek und Kreisläufer Igor Anic haben zwei Schlüsselspieler zum Saisonende den VfL verlassen. Als Verstärkung kamen vor allem Nachwuchskräfte neu hinzu. Emir Kurtagic lässt sich trotz schräger Begleitmusik nicht beirren: „Wir haben vergangene Saison gezeigt, was man tun muss, um Erfolg zu haben“, sagt der Trainer. „Die Unruhe im Umfeld darf uns als Mannschaft nicht interessieren.“ Immerhin scheint inzwischen festzustehen, dass die Gummersbacher die neue Saison an alter Spielstätte werden bestreiten können. Die Erwin-Haas-Halle, die den Liga-Anforderungen nicht mehr genügt, soll bis zum Bau der neuen Schwalbe-Arena im kommenden Jahr nun nachgerüstet werden.

Probleme, die man auch beim morgigen Gegner TV Neuhausen kennt. Die überraschende Rückkehr ins Handball-Oberhaus bedeutet Abschied nehmen von der Hofbühlhalle, die zu Regional- und Zweitligazeiten als schier uneinnehmbare Festung galt. Mit Platz für 1 500 Zuschauer und damit deutlich zu klein für die erste Liga. Jetzt heißt es umziehen in die Tübinger Paul-Horn-Arena, dem Stamsitz der dortigen Erstliga-Basketballer. Für den im Ermstal fest verwurzelten Traditionsklub ein ernstes Wagnis. TVN-Trainer Markus Gaugisch (siehe auch Interview rechts), der seinen Jungs am vergangenen Wochenende im Allgäu die ersten Athletik-Einheiten abverlangte, hat ebenso wie sein Kollege Emir Kurtagic alle Mann an Bord. Fürs Weilheimer Publikum heißt das: Sie dürfen sich auch auf Nationalspieler Adrian Pfahl freuen. Beide Mannschaften werden sich bereits am Samstag beim Esslinger Marktplatzturnier erneut gegenüber stehen. Dort sind erstmals sieben europäische Erstligisten am Start, darunter auch der HBW Balingen-Weilstetten und Aufsteiger TUSEM Essen.

Alle Mann an Bord hat auch Gastgeber TSV Weilheim: „Alles, was Beine hat, ist bei uns morgen im Einsatz“, sagt TSV-Sprecher Timo Klein. Das Vorspiel bestreiten ab 18 Uhr der TSV Weilheim (Bezirksliga) und Landesligist TSV Owen. Für Kurzentschlossene gibt es für 9 Euro und 7 Euro (ermäßigt) noch ein Kontingent Sitzplatzkarten an der Abendkasse.

 

VfL Gummersbach: Ristovski, Rezar – Schindler, Dimitrijevic, Krause, Pfahl, D. Wiencek, Mladenovic, Teppich, Gaubatz, Zrnic, Sprem, Schröter, Michal, Lützelberger, Heyme

TV Neuhausen: Bauer, Becker – Theilinger, Michalik, Büdel, Möck, Seitle, Schröder, Bader, Eisele, Schuldt, Keinath, Trost, Schiller, Klingler, Becker, Reusch