Kirchheim. Die Nachspielzeit war im Stadion an der Jesinger Allee angebrochen, als sich VfL-Neuzugang Emrah Basol beim Stande von 1:2 den Ball zwecks Ausführung eines Freistoßes 21 Meter vor dem Tor der Gäste zurechtlegte. Was der Offensivspieler anschließend zelebrierte, war Fußballkunst vom Feinsten und dramaturgischer Höhepunkt eines durchaus ansehnlichen Verbandsligaspiels. Mit Effet schlenzte der ehemalige Kicker von Calcio Leinfelden-Echterdingen das Leder zentimetergenau zum 2:2 in den linken Torwinkel, wurde anschließend von seinen Teamkollegen entsprechend intensiv geherzt und von den Kirchheimer Fans gefeiert. In die Gruppe der Gratulanten reihte sich nach dem Abpfiff auch Kirchheims Trainer Stefan Haußmann ein. „Emrah hat seine Freistoßqualitäten immer wieder im Training gezeigt und diese nun im Spiel umgesetzt“, freute sich der VfL-Coach.
Der 2:2-Ausgleich praktisch mit der letzten Torgelegenheit war der verdiente Lohn für eine Kirchheimer Mannschaft, auf die mancher der 300 Zuschauer nach einer Viertelstunde Spielzeit wohl kaum einen Pfifferling gewettet hätte. Zu eindrucksvoll hatte der FC Albstadt gegen ein konfus und aufgeregt wirkendes VfL-Team dominiert. Doch vor allen Dingen Kirchheims Torwart Manuel Doll verschaffte seinen Mitspielern nach zum Teil groben Abwehrschnitzern mit Topreflexen Luft. Bemerkenswert war unter anderem die Rettungstat des VfL-Kapitänes nach einem Schuss von Stürmer Stefan Bach in der ersten Halbzeit, die auch dem bundesligaerprobten FCA-Trainer Markus Pleuler ein Lob entlockte. „Den Schuss hält nicht jeder“, stellte der gebürtige Bad Uracher nach dem Schlusspfiff anerkennend fest. Dem Horror vor dem Kirchheimer Tor folgte allerdings alsbald die Entspannung, der Offensivdruck des FCA ließ nach. Die Kirchheimer, angetrieben vom überragenden Mittelfeldspieler Marcel Helber, bekamen mehr Struktur ins Spiel. Zwar holperte es noch gewaltig im Getriebe, einfache Pässe landeten aufgrund Unkonzentriertheiten oder Übermotivation beim Gegner, doch ab und an kreuzten die VfL-Kicker Erfolg versprechend vor dem Tor des FCA auf. So hatte Deni Kalfic Mitte der ersten Halbzeit gleich zwei Chancen – einmal per Fuß, das andere Mal mit dem Kopf. Die Kirchheimer Herrlichkeit bekam freilich einen Dämpfer. Vorgewarnt durch einen Lattenschuss des besten Albstadters Michael Mauthe, wurde es in der 69. Minute ernst: Albstadts Abwehrspieler Akbaba verlängerte eine Hereingabe per Fuß aus kurzer Distanz zum 1:0 für die Gäste. Doch der VfL gab Kontra. Nicht nur kämpferisch, sondern auch, was das Tor(e)schießen betraf. Stürmer Roberto Forzano verlängerte in der 77. Minute eine Berg-Hereingabe zum 1:1 – der erste Verbandsligatreffer des VfL Kirchheim seit dem 2. Juni 2007. Das Glück währte kurz. Nach einem dilettantisch vorgetragenen Angriff der Kirchheimer konterte der FCA erfolgreich. Der eingewechselte Martin Horn traf zum 2:1. Doch schließlich folgte der Geniestreich Basols zum 2:2. Mit dem Unentschieden wurde das geplante Tagesziel (der erste Dreier) zwar verpasst, doch immerhin ein Sieg der Moral eingefahren.
VfL Kirchheim: Doll – Berg, Özge, Kalender, Großhans – Kalfic (78. Nickels), Helber, Rothweiler (72. Zaglauer), Hölig (56. Sahin) – Basol, Roberto Forzano.
FC Albstadt: Kleiner – Andreas Hotz (67. Keinath), Altinsoy (59. Juhasz), Yesileima, Akbaba – Armin Hotz, Mauthe, Dehner, Fuoß – Fiorenza (46. Horn), Bach.
Tore: 0:1 Abdussamed Akbaba (69.), 1:1 Roberto Forzano (77.), 1:2 Martin Horn (82.), 2:2 Emrah Basol (90.).
Gelb: Roberto Forzano, Helber – Akbaba, Bach.
Schiedsrichter: Benjamin Butz (Rottweil).
Zuschauer: 300.