Training am Bildschirm statt in der Halle: Tanz auf Distanz wird beim TSC Kirchheim in Pandemiezeiten zum Normalzustand. Mit einem nochmals verstärkten Online-Angebot plus einer modernisierten Vereins-Homepage, versucht sich jetzt der Klub der Krise noch entschiedener entgegenzustemmen.
Nachwuchs und Breitensport rücken dabei neben Übungseinheiten für das Drittliga-Lateinteam immer mehr in den Fokus. Frühes- tens im Januar 2022 rechnet die stellvertretende TSC-Vorsitzende Pia Hantsch erst wieder mit einem Punktrundenbetrieb, mit einem Präsenztraining vorsichtig optimistisch für Frühsommer.
Statt in Hallen bei großzügigem Platzangebot Latein-Schritte zu üben, heißt es aktuell meist erst einmal in der Wohnung den Teppich wegzurollen. „Auf Fliesen oder Laminat zu trainieren, ist besser für den Bewegungsablauf als auf Teppich“, weiß die Übungsleiterin, einst in der Bundesliga für Ludwigsburg aktiv.
Digitaltechnisch funktionieren die Meetings offenbar immer besser. „Wir versuchen zudem gute Inhalte zu machen, die auf engem Raum funktionieren, weniger die Mannschaftsaspekte, legen mehr Wert mehr die Technik“, sagt Pia Hantsch, die zusammen mit Florian Braun das Duo an der Latein-Übungsleiterspitze bildet. Teils würden sich die Tänzerinnen und Tänzer per Smartphone zuschalten, falls kein Notebook oder PC zur Verfügung stünde. Der TSC hat sich zudem beim Videomeeting-Anbieter Zoom einen festen Account gegen Bezahlung gesichert. „Bisher mussten wir in der kostenlosen Zoom-Variante alle nach 40 Minuten wieder unsere Geräte neu starten, weil wir aus der Leitung flogen“, erinnert sich Pia Hantsch. Videoanalysen auf einem Youtube-Kanal ergänzen das Training.
Von der Investition in eine professionellere Digitaltechnik profitiert auch der Nachwuchs. Seit Kurzem bieten die Kirchheimer auch den Kids zwischen sechs und 14 Jahren Übungseinheiten an - sehr zum Wohlgefallen von Yvonne Daubner. „Es war ein großes Hallo bei den ersten Einheiten, die Resonanz ist sowieso positiv“, zeigt sich die TSC-Jugendkoordinatorin erfreut und bewegt ob der Tatsache, dass mehr als ein Drittel der rund 100 Kinder und Jugendliche bereits ins Online-Training eingestiegen sind. „Es geht bei den Jüngeren in erster Linie darum, den Kontakt und Gruppengedanken zu erhalten, in Bewegung zu bleiben und auf ungezwungene Art Rhythmus und Taktgefühl zu üben“, sagt die TSC-Funktionärin.
Und: Das Training soll ein Rezept gegen Langeweile in Coronazeiten sein. Deshalb gebe es dynamische Musik, die animierend wirke. Jugendtrainerin Melanie Spiegel führt die Einheiten durch. „Wir haben Onlinetraining nun sogar auf auf alle Gruppen im Verein ausgerollt“, sagt Pia Hantsch, bis hin zum Breitensport. Uwe und Ursula Spiegel kümmern sich um diesen Part. Im Latein-Einzel gibt Neu-Trainerin Anastasia Stan (tanzt für Schwarz Weiß Club Pforzheim und ist Bundeskadermitglied) online den Takt vor.
Yvonne Dauber kann sich aufgrund der guten Resonanz durchaus vorstellen, Online-Übungseinheiten als Joker auch nach einem womöglichen Ende der Corona-Pandemie zu erhalten. „Als Baustein, falls beispielsweise die Hallen in den Ferien oder wegen Umbaumaßnahmen geschlossen sein sollten“, so die Idee der Jugendkoordinatorin. Die derzeit gesammelten Erfahrungswerte seien von Vorteil.
Momentan sind Onlinestunden noch das Nonplusultra, doch die Debatte um Lockerungen wird intensiver. Der Tanzsportverband Baden-Württemberg (TBW) arbeitet deshalb intensiv an Konzepten für einen etwaigen Re-Start. „Wir planen offene Pokalturniere. Hoffentlich können wir diese im Sommer tatsächlich realisieren“, gibt sich der TBW-Formationsbeauftragte Jörg Weindl vorsichtig. Selbst über Freiluft-Turniere würde nachgedacht. „Mit der Turnier-Option hätten wir endlich wieder ein Ziel vor Augen“, schätzt Pia Hantsch die Sachlage ein - zweifelsohne ein Motivationsfaktor.