Kirchheim. „Ich mag Typen, die man bremsen muss“, ist ein Satz, der Frenkie Ignjatovic mit großer Überzeugung von den Lippen geht. Sebastian Adeberg ist so ein Typ. Deshalb hat ihm Ignjatovic zu Saisonbeginn den Wechsel von Heidelberg unter die Teck schmackhaft gemacht. Jetzt zieht es mit Marcus Smallwood einen Spieler nach Kirchheim, der mindestens genauso gut in dieses Raster passt. Einziger Unterschied: Der 28-jährige US-Amerikaner musste nicht lange überredet werden, sondern hat aus eigenem Antrieb seine Bewerbungsunterlagen eingereicht. Ein Anruf vor zwei Wochen beim Trainer, ein erster Kontakt mit der Geschäftsführung und die Sache war geritzt. „Wenn ein Spieler wie er auf dem Markt ist, darfst du nicht lange fackeln“, sagt Kirchheims Headcoach.
Dabei war es genau das, was die Kirchheimer in den vergangenen Wochen aus Überzeugung taten. Es gebe keinen Anlass für überhastete Entscheidungen in der offenen Center-Frage, wurde immer wieder nach Kräften betont. Auch dann noch, als nach den Niederlagen gegen Karlsruhe, München und Osnabrück jedem klar geworden war: Die Zentimeter zur Spitze fehlen den Teckstädtern in erster Linie unterm Korb. Trotz eines seit Wochen auf Topniveau spielenden Ryan DeMichael.
Vier Wochen vor Weihnachten wirkt der Coup mit Smallwood aus Kirchheimer Sicht wie ein Geschenk des Himmels. Der zwei Meter große und zwei Zentner schwere Modellathlet, der erst zu Saisonbeginn aus Kaiserslautern zu den BasCats stieß, ist nicht der Big Man vom Schlage eines Robert Maras oder Darius Hall. Smallwoods Stärken sind seine Athletik und sein Kampfgeist. Er interpretiert die Fünf zweifellos auf moderne Weise. „Spieler mit seiner Arbeitsauffassung sind selten“, sagt Ignjatovic. „Er ist einer, der im Fitnessraum übernachtet, wenn‘s sein muss.“ Warum gerade Kirchheim erste Wahl für ihn war? Passion – Leidenschaft, sagt er, sind sein Treibstoff. „Die Leute hier sind so wie ich.“ Eine Leidenschaft, die er in Cuxhaven neben dem Erfolg zuletzt wohl vermisst hatte. Der enttäuschende Auftritt des Tabellenletzten am vergangenen Samstag in Kirchheim mag ihn darin bestärkt haben. Nachdem sein Vertrag schon unter der Woche aufgelöst worden war, verfolgte er das Spiel daheim am Liveticker.
Gestern ging dann alles ganz schnell: Am Vormittag Behördengang in Kirchheim, danach Wurftraining in der Halle, am Nachmittag Vertragsunterzeichnung in der Knights-Geschäftsstelle. Dem Debüt am Samstag in Paderborn steht somit nichts mehr im Weg. Dem Tabellenvierten aus der Teckstadt eröffnet Smallwood ganz neue Perspektiven. Erhält Ryan DeMichael im Januar seinen deutschen Pass, kann Ignjatovic mit beiden in die Starting Five gehen. Smallwood ist zudem einer, der in Topform gegen jeden Gegner für ein Double-Double gut ist. Sein Ziel ist die erste Liga, daraus macht er keinen Hehl. Mit den Knights will er zum Saisonende auf einem der ersten drei Plätze stehen. Das wäre zumindest schon ziemlich nah dran.