Basketball: Die Knights besetzen vakante Centerposition mit US-Amerikaner Jamil Terrell
Letzter Baustein auf dem Prüfstand

Er kam mit Verspätung, doch er kam: Seit gestern Nachmittag ist Jamil Terrell in Kirchheim und mit ihm die Hoffnung auf eine Basketball-Ehe, die Zukunft hat. Der neue Center im Trikot der Knights ist in Deutschland bisher ein völlig unbeschriebenes Blatt.

Kirchheim. Schuld am holprigen Start war eine verspätete Landung. Das Abenteuer Deutschland begann für Jamil Terrell gestern mit einer Zusatzschicht am Düsseldorfer Flughafen. Weil die Maschine aus New York mit einstündiger Verspätung in der Rhein-Metropole einschwebte, war der Anschlussflug nach Stuttgart futsch. Dort wartete Knights-Mitarbeiterin Sabrina Marten vergeblich auf den Mann von der Ostküste. Die zunächst schlechte Nachricht: Terrell betrat mit mehr als sechsstündiger Verspätung erstmals schwäbische Scholle. Die gute: Der US-Amerikaner saß tatsächlich im Flugzeug. Schließlich hatte man bei Kirchheims Vorzeigeklub in der Vergangenheit schon andere Erfahrungen gemacht. Mit Basketball-Direktimporten aus den USA verhält es sich so ähnlich wie mit Gepäck-Irrläufern im Luftverkehr: Mal kommen sie an und mal halt nicht.

Die bereits bekannten Fakten sind rasch erzählt: Jamil Terrell ist 30 Jahre alt, im Bundesstaat Georgia geboren, und glaubt man den Statis­tiken der vergangenen Saison, ein passabler Rebounder. Schon was die Körpergröße anbelangt, wird‘s diffuser: Von 1,98 bis 2,04 Meter reichen die Daten verschiedenster Online-Quellen. Die letzte komplette Spielzeit bestritt Terrell im Trikot des türkischen Zweitliga-Absteigers Adanaspor, davor lagen rastlose Jahre der Wanderschaft mit Stationen unter anderem in Neuseeland, Süd­amerika, Slowenien und Kanada.

Deutschland ist Neuland für den US-Amerikaner, der zumindest in puncto Hautfarbe und Athletik an seinen Vorgänger Marcus Smallwood erinnert. Ob er dessen spielerische Qualitäten besitzt, ist eine Frage, die derzeit niemand beantworten kann, denn die Informationen im Vorfeld flossen eher spärlich. Selbst Knights-Coach Frenkie Ignjatovic, der im europäischen Basketball noch den letzten Hausmeister zu kennen pflegt, muss diesmal passen. Was er vom Neuen weiß, passt auf eine DVD. Die immerhin war vielversprechend. „Wir brauchen nicht zwingend einen, der 20 Punkte pro Spiel holt“, sagt Ignjatovic, „aber einen, der die Lücke unterm Korb schließt und die Abwehr stabilisiert.“

Terrell erhält wie schon Ahmad Smith vor ihm zunächst nur einen Try-Out-Vertrag und soll in den kommenden zwei Wochen sorgfältig auf Herz und Nieren geprüft werden. Ges­tern Abend noch stieß er beim Training im Fitnessstudio zur Mannschaft. Heute bekommt ihn der Trainer erstmals in der Halle zu Gesicht. Aufschlussreicher dürfte dann das kommende Wochenende werden: am Freitag mit dem Testspiel gegen den USC Heidelberg, am Samstag geht es in Fürstenfeldbruck gegen die Münchner Bayern. Danach ist man vermutlich schlauer.

Der Kontakt zu Jamil Terrell kam durch einen anderen Neuzugang zustande: Er und Ahmad Smith kennen sich aus gemeinsamen College-League-Zeiten an der Saint Bonaventure University in New York. Das ist acht Jahre her und eng verknüpft mit einem Skandal, der in den USA damals für Schlagzeilen sorgte. Nach seinem Wechsel vom Coastal Georgia Community College nach Saint Bonaventure wurde Terrell zum Spielball der Bürokratie, aufgerieben zwischen Ligastatuten der NCAA und unterschiedlichen Hochschulstandards in beiden Bundesstaaten. Die Antwort auf die Frage, ob der damals 22-Jährige nun spielberechtigt sei oder nicht, wurde gegensätzlich interpretiert – mit bösen Folgen für den Nachwuchsspieler. Terrell wurde für ein Jahr gesperrt, hochrangige Funktionäre nahmen ihren Hut.