Zehnkämpfer Emanuel Molleker von der LG Filder lag nach den 110 Meter Hürden lange auf dem Boden. Der Fuß schmerzte und musste behandelt werden. Ein Schreckensszenario, das glücklicherweise nur einen Moment lang die Medaillenträume in Gefahr zu bringen schien. Nachdem U 20-Europameister Amadeus Gräber (8209 Punkte) nach muskulären Problemen bereits nach zwei Disziplinen aufgeben musste, war Molleker plötzlich der große Favorit auf den Deutschen U 20-Zehnkampftitel. Mit bandagiertem Fuß konnte der 19-Jährige vom TSV Bernhausen den Wettkampf leicht gehandicapt fortsetzen.
Der deutsche U 18-Meister von 2021, der nach dem ersten Wettkampftag mit starken 3776 Punkten in Führung lag, baute nach 43,73 Metern im Diskuswerfen und einer persönlichen Bestweite im Speerwerfen von 53,85 Metern seinen Vorsprung weiter aus. Nachdem dann auch noch der Zweitplatzierte des ersten Tages, Bjarne Gebhardt (SC Neubrandenburg/3746), beim Stabhochsprung nach acht Disziplinen verletzt ausschied, war der Weg für den Kreis-Athleten frei. Mit komfortablen 300 Punkten Vorsprung ging Molleker, der nur im Stabhochsprung mit vier Metern deutlich unter seiner Bestleistung blieb, in den ungeliebten 1500-Meter-Lauf (5:09,45 Minuten).
Molleker startete in Hannover mit mäßigen 11,42 Sekunden über 100 Meter in den Zehnkampf, ließ dann 7,23 Meter im Weitsprung und 13,11 Meter im Kugelstoßen folgen. Als Bester im Hochsprung mit 1,95 Metern und 52,44 Sekunden über 400 Meter setzte der 15. der U 20-EM von Jerusalem den Grundstein zum Gesamtsieg von 7178 Punkten. Zur Bestleistung von 7448 Punkten fehlte mit 270 Punkten zwar ein ganzes Stück, doch Molleker hat sich in seinem letzten Jugendjahr spät in der Saison durch einen schwierigen Zehnkampf gebissen und den Titel gewonnen. Nur das zählt.
Hinter Torben Prepens (TV Cloppenburg/6956 Punkte) gewann Mollekers Mannschaftskollege Moritz Eisold mit 6924 Punkten die Bronzemedaille. Die meisten Punkte holte Eisold im Weitsprung (7,17 Meter), Diskuswerfen (43,86 Meter), Speerwerfen (55,04 Meter), Kugelstoßen (13,27 Meter) und über 100 Meter (11,57 Sekunden). Die Medaille von Eisold hing jedoch bis zur letzten Disziplin am sprichwörtlich seidenen Faden. Verantwortlich dafür war Loke Elias Sommer (LG Flensburg/6902), der sich in 4:24,44 Minuten als Schnellster über die abschließenden 1500 Meter bis auf 22 Punkte dem Bronzerang näherte. Zusammen mit Pascal Schnepp (5125 Punkte/Platz 14) holte sich das Team der LG Filder den Deutschen Zehnkampf-Titel. Es war der dritte Mannschaftserfolg in Folge.
Im Siebenkampf der weiblichen U 20 lag Tabea Eitel (LG Filder) fünf Disziplinen lang auf einem Medaillenrang. Nachdem die U 20-Europameisterin Sandrina Sprengel (LG Steinlach-Zollern) auf eine Teilnahme verzichtet hatte, durfte die Reichenbacherin zumindest auf Bronze spekulieren. Doch am Ende reichte es nur zu Platz vier für die deutsche Weitsprung-Meisterin und Fünfte der U 20-Europameisterschaften (6,59 Meter). Dabei hatte die 19-Jährige vom TSV Köngen nach dem ersten Tag mit 3149 Punkten hinter der EM-Zweiten Pia Meßing (TV Gladbeck/3278) überraschend deutlich auf dem Silberrang gelegen.
Eitels Punktepolster schmilzt
Nach sechs Metern im Weitsprung folgten dann mit dem Speerwerfen (37,13 Meter) und dem abschließenden 800-Meter-Lauf (2:35,45 Minuten) die entscheidenden Disziplinen, in denen das Punktepolster von Tabea Eitel zusammenschmolz. Während die neue deutsche Siebenkampfmeisterin Pia Meßing (5775 Punkte) im Speerwerfen mit 46,96 Metern und mit 2:18,35 Minuten über 800 Meter mit zwei Bestleistungen weiter davon zog, schoben sich Hilke Thamke (SC Neubrandenburg/5331 Punkte) und Laura Sophie Dukhorn (SC Potsdam/5294) mit 800-Meter-Zeiten unter 2:20 Minuten noch an Eitel vorbei, die ihren letzten Siebenkampf ihrer zu Ende gehenden Jugendzeit mit 5237 Punkten beendete.
Den Glanzpunkt der dreitägigen Veranstaltung setzte Emma Kaul (USC Mainz) mit neuer deutscher U 18-Bestleistung im Siebenkampf mit 5946 Punkten. Die Schwester von Zehnkampf-Europameister Niklas Kaul beeindruckte über 100 Meter Hürden (13,87), 200 Meter (24,59), Speerwerfen (47,52) und über 800 Meter (2:16,63).