Lokalsport
Linn Kazmaier landet zweiten Silber-Coup in Peking

Paralympics Zwei Tage nach dem zweiten Platz im Biathlon gewinnt die 15-jährige Lenningerin über 15 Kilometer Langlauf erneut Edelmetall. Von Peter Eidemüller

Früher Vogel fängt nicht nur den Wurm, sondern kann dieser Tage auch den kometenhaften Aufstieg eines Sport-Talents live im Fernsehen verfolgen. Zwei Tage nach ihrem sensationellen zweiten Platz im Biathlonrennen bei den Paralympics in Peking hat die sehbeeinträchtigte Linn Kazmaier aus Lenningen einen weiteren Coup in Fernost gelandet. Am Montag kurz vor 7 Uhr deutscher Zeit sicherte sich die 15-Jährige von der Skizunft Römerstein mit ihrem Begleitläufer Florian Baumann aus Balzholz über 15 Kilometer Langlauf im klassischen Stil in 52.05,6 Minuten ihre zweite Silbermedaille. Und das bei ihrem ersten Rennen auf dieser Distanz überhaupt. „Irgendwann auf der letzten Runde habe ich gedacht: Die gebe ich jetzt nicht mehr her“, sagte sie hinterher. Kurios: Gold und Bronze gingen ebenso wie im Biathlon am Samstag an die Ukrainerin Oksana Syhskova (51.09,1) und Kazmaiers Teamkollegin Leonie Walter vom SC St. Peter (54.08,8).

„Es war sehr hart heute, hat aber auch mega Spaß gemacht“, verriet die zweifache Vize-Paralympics-Siegerin im Fernsehinterview, das Mutter Gabi im heimischen Lenningen jubelnd verfolgte und wie bereits am Samstag Glückwünsche via Smartphone entgegennahm. „Da melden sich Leute aus ganz Deutschland, es ist einfach schön, dass so viele Menschen sich mit Linn und uns freuen.“ Überrascht hat die Sonderschulpädagogin der Erfolg ihrer Tochter nicht nur, weil die vermeintlich starke Konkurrenz aus Russland und Belarus vor den Spielen infolge des Ukraine-Kriegs ausgeschlossen worden war. „Linns Trainer haben immer schon Wert auf Technik gelegt und das hat man heute gesehen“, sagt Gabi Kazmaier – dass sie mit ihren 15 Jahren körperlich noch nicht mit der doppelt so alten Siegerin aus der Ukraine mithalten kann, liegt auf der Hand, lässt aber für die kommenden Jahre einiges hoffen. „Das ist ein Versprechen für die Zukunft“, fasste es ZDF-Kommentator Marc Windgassen treffend zusammen.

Ein Ende der Erfolgsserie ist dabei nicht abzusehen. Am Mittwoch startet Linn Kazmaier im Langlauf-Sprint über 1,5 Kilometer. Der Qualifikation um 4.35 Uhr deutscher Zeit folgen die Halbfinals ab 6.14 Uhr sowie der Endlauf um 7.55 Uhr – einer, der dann besonders mitfiebern wird, ist Linns jüngerer Bruder ­Lasse, der am Mittwoch 14 wird. Geburtstag feiert übermorgen aber nicht nur er, sondern auch der Begleitläufer seiner Schwester: Florian Baumann könnte sich zum 21. Wiegenfeste mit dem dritten Edelmetall belohnen. „Sprintrennen sind aber auch stark Glücks­sache“, weiß Gabi Kazmaier.