Lokalsport
„Linnsation“: Oberlenningen ist dank Linn Kazmaier im Goldrausch

Randnotiz Zu den Erfolgen der 15-Jährigen bei den Paralympics in Peking. Von Anke Kirsammer

„Ist Mama schon wach?“, raunt es am Samstagmorgen in aller Herrgottsfrühe vor der Schlafzimmertür. Wenig später stürmt mein 13-jähriger Sohn jubelnd herein und reißt beide Arme hoch: „Linn hat Gold! Das ist die Krönung der Paralympics!“ Das Sprichwort „Morgenstund hat Gold im Mund“, bekommt an diesem Tag eine ganz neue Bedeutung. Wie viele hatte er seinen Wecker auf kurz nach 4  Uhr gestellt, um im letzten Rennen noch einmal mit der sehbeeinträchtigten Oberlenningerin mitzufiebern. Linns Erfolge kommen für den Bayern München-Fan fast mit dem Gewinn der Champions-League durch Lewandowski und Co gleich.

Die Bäckerei verkauft essbare Medaillen

Seit einer Woche ist die Dorfjugend, die mit Linn von frühester Kindheit an um die Häuser zog, aus dem Häuschen. Und nicht nur die: Ob beim Einkaufen, beim Schwatz auf der Straße oder beim gemeinsamen Sport: Die Medaillen des Teenagers im Para Biathlon und Langlauf werden im ganzen Ort bestaunt und gefeiert. Oberlenninger posten Bilder der strahlenden Athletin, und kaum war klar, dass Linn Kazmaier wieder das Treppchen erklimmt, prangte an der Tankstelle am Ortseingang ein neues Plakat. Ob des Shooting-Stars treten teils selbst die rasant nach oben schnellenden Spritpreise in den Hintergrund. „Linnsation!“, so bejubelt der Skiclub Lenninger Alb das paralympische Gold des Vereinsmitglieds im Langlauf über zehn Kilometer. Die örtliche Bäckerei verkauft von Montag an anlässlich der Erfolge essbare Medaillen. Je 50 Cent davon gehen an ein Projekt, das Linn bestimmt.
Das Gefühl, dass da „eine von uns“ etwas ganz Großes schafft, kommt nicht von ungefähr. Zwar besucht die 15-Jährige seit Sommer ein Sportinternat in Freiburg, doch ging sie bis dahin in die Grund- und anschließend in die Realschule im Ort. Sie mischte beim Sport und bei musikalischen Aufführungen mit. Linn Kazmaier ist ein Vorzeigebeispiel gelungener Inklusion.

Nicht zuletzt hat sich das Sport-Ass seinen Kindheitstraum verwirklicht: Das war die Teilnahme an den Paralympics. Und bereits bei der Achtjährigen steckte im Mäppchen ein goldener Stift mit einer Medaille drauf.