Lokalsport
Luca Schwarzbauer: Alle Kräfte mobilisieren für den Sieg

Mountainbike Der 26-jährige Reuderner könnte beim vorletzten Weltcup-Rennen in Snowshoe vorzeitig die Shorttrack-Gesamtwertung holen. Von Armin Küstenbrück

Zwei Mountainbike-Worldcups in Nordamerika stehen noch aus, bevor die lange vorolympische Saison 2023 zu Ende geht. Den Auftakt macht an diesem Wochenende Snowshoe im US-Bundesstaat West Virginia.

Noch durften die Sportler nicht wieder auf die Strecke in dem Skigebiet oben auf dem Berg – das erste Training war wegen der sechs Stunden Zeitverschiebung erst nach Redaktionsschluss gestartet. Doch der erste Eindruck von der gegenüber den Vorjahren leicht veränderten Strecke lässt erahnen, „dass sich die Streckencharakteristik nicht geändert hat“, wie Luca Schwarzbauer aus Übersee berichtet.

Der 26-Jährige aus Reudern hat gute Erinnerungen an die jeweils sechsten Plätze über die olympische Distanz in den vergangenen beiden Jahren. Im Shorttrack, eigentlich seine Paradedisziplin, konnte er mit zwei 16. Plätzen in der Vergangenheit nicht brillieren.Das soll sich am morgigen Freitagabend ändern.

Doch hinter Schwarzbauer liegt eine lange Saison, der Höhepunkt mit der Weltmeisterschaft und den Weltcups in Andorra und den französischen Alpen liegen schon deutlich zurück. „Ich will die Saison solide abschließen“, sagt Schwarzbauer, der derzeit im Shorttrack vor dem Franzosen Jordan Sarrou mit 230 Punkten einen Vorsprung eines ganzen Rennens hat (siehe Infoartikel). Aber Schwarzbauer ist sich nicht sicher: „Ob ich noch die Topform habe, wird man sehen.“

Anders als beim Testrennen auf der Olympiastrecke 2024 in Paris am vergangenen Sonntag will er sich aber durchaus auf einen möglichen Sieg konzentrieren: „Ich werde alle Kräfte mobilisieren.“ Das gelte natürlich auch für das Hauptrennen am Sonntag. „Aber ich werde mich“ – auch in Hinblick auf einen möglichen Weltcup-Gesamtsieg im Shorttrack – „nicht verrückt machen lassen, sondern versuchen, die Rennen in beiden Disziplinen sicher nach Hause zu bringen.“

Böhm spekuliert auf Top-Platz

Auch Kira Böhm aus Weilheim geht mit viel Biss an die letzten beiden Weltcups der Saison. Doch während in den Eliteklassen die Spitze vollzählig vertreten ist, haben in der U 23 – und dort besonders bei den Frauen – nicht alle Topfahrer den Weg nach Nord­amerika auf sich genommen: Es fehlt in Snowshoe nicht nur die Weltcupführende über die olympische Distanz, die Dänin Sophie Pedersen, sondern auch Top-Fünf-Fahrerin Noelle Buri aus der Schweiz und die Italienerin Sara Cortinovis. „Schon im letzten Jahr fehlten bei den Weltcups in Snowshoe und Mont-Sainte-­Anne unmittelbar vor der Weltmeister­schaft im Val di Sole einige der bes­ten Sportlerinnen“, erinnert sich Böhm. „Deswegen dachte ich, dass dieses Jahr alle da sein werden und es daher schwer werden würde, wieder wie schon 2022 unter die besten zehn zu fahren.“

Doch unter dieser neuen Konstellation scheint sogar noch eine bessere Platzierung möglich. „Ich mag diese schnelle Strecke hier in Snowshoe“, sagt Böhm, die mit ihrem Team Cube Next Generation bereits vergangene Woche in die USA gereist war, während Luca Schwarzbauer noch bekanntermaßen das Testrennen auf dem neuen Kurs der Olympischen Spiele Paris 2024 ­bestritten hatte und dann direkt vom französischen Hauptstadtflug­hafen nach Amerika geflogen war.

Bereits am Freitagabend winkt der große Coup
 

Theoretisch kann sich Luca Schwarzbauer am Freitagabend kurz vor Mitternacht mitteleuro­päischer Zeit vorzeitig den Gesamtweltcup im Shorttrack sichern. Der Reuderner hat derzeit 1270 Punkte, sein einzig relevanter Verfolger 1040 Punkte – für einen Sieg gibt es 250 Punkte, für einen zweiten Platz 200, für einen dritten 160, danach geht es erst mal in Zehnerschritten weiter.
Damit Schwarzbauer den Weltcup ­vorzeitig gewinnen kann, muss er am Freitag in Snowshoe mindestens 30 Punkte mehr einfahren als Sarrou. Er muss also vor Sarrou ins Ziel kommen und entweder als Erster oder Zweiter oder danach mit mindestens drei Plätzen Abstand. Das ist machbar, aber natürlich nicht sicher. Ansonsten gibt es die endgültige Entscheidung erst eine Woche später beim Rennen im kanadischen Mont-­Sainte-­Anne. Der 26-Jährige müsste aber schon durch Verletzung oder Krankheit oder Defekt komplett ausfallen, um den Gesamtsieg auf den letzten Metern noch zu verpassen. akü