An diesem Wochenende startet am Stadtrand der brasilianischen Millionen-Metropole Sao Paulo der Mountainbike-Weltcup. Wie im vergangenen Jahr, wird es 2024 acht Rennen geben, vier jedoch an völlig neuen Destinationen – darunter auch die beiden Auftaktrennen in Mairipora und eine Woche später in Araxa, rund 600 Kilometer nördlich im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais.
Während U23-Fahrerin Kira Böhm aus Weilheim schon Mitte vergangener Woche mit ihrem Team über den Atlantik und den Äquator geflogen war, um sich an das schwülwarme Klima des ausklingenden Sommers auf der Südhalbkugel zu gewöhnen, ist Luca Schwarzbauer aus Weilheim erst am Dienstag in Mairipora eingetroffen. „Die Umgebung erinnert stark an Petropolis“, berichtet der 27-Jährige aus Südamerika, kann aber noch nichts über die Strecke sagen, da erst am heutigen Donnerstag wieder Training auf der 4,5 Kilometer langen Strecke in einem Bikepark gestattet ist.
Da hat Kira Böhm zumindest schon ein bisschen mehr Kenntnisse, denn am vergangenen Wochenende fand auf dem Gelände ein Testlauf für den Weltcup statt. Im Gegensatz zu ihren Teamkameraden verzichtete Böhm auf einen Start bei dem Rennen: „Mit den beiden Weltcups komme ich an den beiden kommenden Wochenenden auf vier Wettkämpfe – das reicht mir erstmal so früh in der Saison“, begründet Böhm ihren Verzicht. Dennoch konnte sie dadurch schon auf der Strecke trainieren: „Der Kurs gefällt mir gut“, resümierte sie nach den ersten Runden: „Es gibt viele kleine, kurze, aber steile Anstiege und einige technische Elemente wie ein Steinfeld oder einen Drop über einen Felsen“, berichtet sie. Insgesamt sei der Kurs aber nicht als technisch schwierig einzustufen. So wird es wohl eher darum gehen, mit der Hitze zurecht zu kommen: „Nach ein paar schnellen Runden habe ich das schon gemerkt“, so Böhm.
Aufpassen mit dem Essen
Die Hitze könnte auch für Schwarzbauer das größte Problem werden. Schließlich bevorzugt die aktuelle Nummer Fünf der Weltrangliste kühlere Temperaturen. „Ich habe mich aber trotzdem nicht speziell darauf vorbereitet“, so Schwarzbauer. Von anderen Sportlern hört man, dass auf dem Heimtrainer in der Sauna trainiert hätten, um sich an die Bedingungen zu gewöhnen: 27 Grad und leichter Regen sind fürs Wochenende vorhergesagt.
Doch für Schwarzbauer spielt der Weltcup-Auftakt eine nicht so ganz wichtige Rolle: „Für viele geht es hier um die Olympia-Qualifikation“, weiß der Student. Doch da kann sich Schwarzbauer bereits entspannt zurücklehnen: die Qualifikationskriterien des DOSB hat er längst erfüllt. Und obwohl er nicht Deutscher Meister ist – er verzichtete im Rahmen der Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft in Glasgow auf die Teilnahme – gilt er derzeit unbestritten als die größte deutsche Olympiahoffnung. „Ich will stabil durchkommen“, hat Schwarzbauer daher als Motto für die Rennen in Brasilien ausgegeben. Gleichzeitig will er für die Rennen in Europa eine solide Grundlage schaffen. „Stabil durchkommen“ heißt für ihn auch: „mit dem Essen aufpassen.“
Gerade beim Wechsel in heiße Gefilde reagiere oft sein Magen allergisch. Deswegen werde das Essen von der Mannschaftsköchin mit besonderer Sorgfalt zubereitet, alles hinreichend abgekocht. „Wir haben sogar ganze Kartons mit Essen importiert, um das Risiko von Infekten zu senken“, so Schwarzbauer, der im Weltcup-Start in Südamerika neben diesen ökonomischen auch ökologische Schwierigkeiten sieht, wenn der ganze Weltcup-Tross um die halbe Welt reist. „Andererseits gibt es natürlich auch gute Fahrer hier in Südamerika. Vor allem hier in Brasilien gibt es eine sehr große und aktive Bike-Community. Deswegen ist es schon sinnvoll, hier auch Weltcups auszutragen.“
Sorgen macht sich Schwarzbauer aber auch um die Sicherheit, ist doch Sao Paulo für seine hohe Kriminalitätsrate bekannt. „Hier in der Unterkunft und an der Rennstrecke gibt es viele Sicherheitsleute, da habe ich weniger Bedenken. Aber beim Training muss man schon aufpassen, dass man nicht plötzlich in einer Sackgasse steht. Da bietet es sich an, zusammen mit anderen eher viel befahrene Routen zu wählen.“