Grund zur Freude hatte am Freitagabend der Kirchheimer Luca Schwarzbauer (Canyon CLLCTV) über seine erste Podiumsplatzierung bei einem Weltcup seit über einem Jahr: Beim Auftakt zum Weltcup-Wochenende im italienischen Val di Sole westlich von Trient belegte der 28-Jährige nach einem fulminanten Rennen nach 20:14 Minuten den dritten Platz unmittelbar hinter den beiden Specialized-Fahrern Christopher Blevins (USA) und Victor Koretzky (Frankreich).
Fast das gesamte Rennen über hatte Schwarzbauer das 40-Mann-starke Feld angeführt, während sich hinter ihm die Konkurrenz in einer langen Perlenkette aufreihte. Zur Mitte des Rennens über insgesamt zwölf schnelle Runden – die Durchschnittsgeschwindigkeit auf dem technisch einfachen, reinen Wiesenkurs betrug über 32 Stundenkilometer – ließ sich Schwarzbauer zwar etwas zurückfallen, bereute es dann aber bald: „Ich habe da hinten viel viel mehr Energie investieren müssen, um mich an der Position zehn halten zu können, weil Dir dort ständig einer vor die Karre fährt“, beschrieb der Profi das Gedränge im Feld und fand dann auch einen passenden Vergleich: „Es ist echt die reinste Waschmaschine.“ Es mache da hinten auch „gar keinen Bock“, resümierte er.
Also kämpfte sich Schwarzbauer wieder nach vorne und übernahm vor Seriensieger Christopher Blevins die Arbeit im Wind. „Das ist eine Win-Win-Situation für uns beide“, so Schwarzbauer, der Blevins mittlerweile als „guten Freund“ bezeichnet, auch wenn sie keine Teamkollegen sind: „Chris hält mir den Rücken frei, dafür fährt er in meinem Windschatten.“ Erst in der letzten Runde schoss Blevins förmlich an Schwarzbauer vorbei, der dem heftigen Antritt des US-Amerikaners nicht folgen konnte. Auch Koretzky gelang es, sich an Schwarzbauer vorbeizuschieben: „Da müsste ich beim nächsten Mal wohl ein bisschen mehr dagegen halten“, meinte Schwarzbauer selbstkritisch im Ziel, freute sich aber dennoch über den dritten Platz: „Mein Ziel war das Podium, das habe ich heute wieder erreicht“, so Schwarzbauer, der nun Fünfter mit 559 Punkten in der Gesamtwertung des Shorttrack-Weltcups ist. Es trennen ihn dabei nur wenige Punkte von Thomas Litscher (Schweiz, 572 Punkte) und dessen Landsmann Lars Forster (565 Punkte), die im Val di Sole Vierter (Litscher) beziehungsweise Sechster wurden. „Jetzt muss ich erstmal wieder ein bisschen runterkommen, damit ich am Sonntag ein konstantes und sauberes Rennen fahren kann“, sagte Schwarzbauer noch am späteren Freitagabend. „Deswegen ist es für mich immer besser, wenn am Samstag rennfrei ist und ich genug Zeit habe, mich wieder zu sammeln und zu erholen.“
Auch Kira Böhm (Cube Factory Racing) schnitt im Val di Sole gut ab, musste aber wesentlich mehr unter dem gefürchteten Ziehharmonikaeffekt leiden: „Es war ein ultrahartes Rennen“, fasste sie im Ziel zusammen: „In den Kurven hat es sich immer gestaut und ich habe dort viel Zeit verloren.“ Doch immer wieder kämpfte sich Böhm wieder näher an die Spitze heran, ohne dabei aber Plätze gut zu machen. „Ich hoffte ja immer, dass das Tempo auf der Start-Ziel-Geraden ein bisschen reduziert werden würde, aber dem war nicht so.“ Immer wieder wollte sie ganz nach vorne fahren, doch: „Ich konnte es einfach nicht, mir fehlte einfach die Kraft dazu“, sagte sie nach der staubigen Hitzeschlacht im Ziel. So blieb sie zunächst auf Rang 20 hängen und nahm sich vor, in den letzten drei Runden nochmal voll aufzudrehen, was ihr auch gelang. Am Ende überquerte sie als 13. die Ziellinie: „Damit bin ich happy, denn das bedeutet die zweite Startreihe am Sonntag.“