Kirchheim. Von „himmelhoch jauchzend“ bis „zu Tode betrübt“ war es nur ein schmaler Grat. Quasi über Nacht hat sich die Hochstimmung der Ötlinger Pistolenschützen nach dem sensationellen Vorstoß in die Aufstiegsrunde zur Bundesliga in tiefe Niedergeschlagenheit verwandelt. Wegen Corona muss die Mannschaft aus dem Rübholz die Hoffnung auf den Wiederaufstieg bis zum nächsten Jahr begraben.
„Bis zum Abstieg 2019 waren wir 21 Jahre in der Bundesliga. Jetzt hatten wir die Chance, in die höchste Klasse zurückzukehren, aber die besonderen Umstände lassen es nicht zu. Sehr, sehr schade“, bedauert TSV-Schützenchef Joachim Poppek.
Alle Bemühungen, ein konkurrenzfähiges Fünfer-Team für die Relegation am Sonntag in Pforzheim auf die Beine zu stellen, sind gescheitert. Zwei aus der Stammmannschaft fallen aus, weil sie mit Corona infiziert sind. Gastschütze Joze Ceper, der Punktegarant aus Slowenien, wird wegen eines internationalen Wettbewerbs von seinem Verband diesmal nicht freigestellt. Poppek bemühte sich um den in früheren Einsätzen bewährten Serben Zoran Vujic – vergeblich. Übrig blieben Stefan Schaufler, Achim Rieger und André Behrchen. Obwohl chancenlos muss dieses Trio in Pforzheim antreten. Wenn nicht, verliert Ötlingen nach den strengen Statuten die Bundesliga-Lizenz und wird für die nächste Saison in die drittklassige Württemberg-Liga zurückversetzt.
„Zweite“ darf nicht aufsteigen
Gleichzeitig mit der Bundesliga endet am Sonntag die Saison sowohl für die Württemberg- als auch die Bezirks-Oberliga, beide mit Ötlinger Beteiligung. Auch dafür gilt: Wer nicht antritt, steigt automatisch ab. So bleibt keine andere Wahl, als beide Wettbewerbe zu bestreiten. In der Württemberg-Liga ist der TSV Tabellendritter, kann theoretisch Meister werden, aber als zweites Ötlinger Team nicht aufsteigen.
Erschwerend zu den personellen Engpässen kommt eine Aufgabe, die der Abteilung organisatorisch viel abverlangt. Der TSV hatte sich auf Bitten des Verbandes vor einiger Zeit dazu bereit erklärt, den letzten Wettkampftag der drittklassigen Württemberg-Liga auf der eigenen Anlage im Rübholz auszurichten. Da ist vor allem Abteilungsleiter Joachim Poppek gefragt, der sagt: „In den langen Jahren meiner Tätigkeit habe ich schon viel erlebt, aber so eine komplizierte Situation noch nicht.“ Schweren Herzens schickte er gestern eine Mail an die Ligaleitung mit den Namen der letzten drei „Mohikaner“ für die Relegation in Pforzheim – gleichbedeutend mit der Absage an die Bundesliga.