Die Alpentour Trophy im österreichischen Schladming zählt zu den bekanntesten Mountainbike-Etappenrennen in Europa. Lukas Koller vom MTB Teck hat sich diesen Wettkampf ausgesucht, um erste Erfahrungen bei Wettkämpfen zu machen, die über mehrere Tage dauern. Und der 23-jährige Beurener musste leiden: Sein Freund Marcus Nicolai (Dettingen/Erms), selbst ehemaliger erfolgreicher Nachwuchsbiker, hatte ihn vorgewarnt: „Der dritte Tag wird der härteste.“
So kam es dann auch. Nachdem Koller, hauptberuflich Maschinenbau-Ingenieur in Vollzeit, an den ersten beiden Tagen unter der Hitze litt, aber dennoch zuerst den 15. und einen Tag später den 13. Platz belegte, war der dritte Tag körperlich und vor allem mental der schwierigste. „Ich hatte zwei harte Renntage in den Beinen Fahrzeit“, berichtete Koller, der im schwarzweißen-Trikot des MTB Teck unterwegs war. 60 Kilometer und 2130 Höhenmeter hatte er am ersten Tag zurückgelegt, 70 Kilometer und 2760 Höhenmeter am zweiten. Am dritten Tag lagen dann 59 Kilometer mit 2580 Höhenmeter vor ihm. „Der Körper kannte diese harte Belastung drei Tage hintereinander noch nicht. Und mir selbst fehlte die Erfahrung, damit umzugehen.“
Es wurde ein zäher Tag im Sattel. Über fünfzehn Minuten benötigte Koller länger als der ehemalige Marathon-Weltmeister Hector Leonardo Paez Leon aus Kolumbien: „Ich war einfach müde.“ Über drei Stunden lang quälte sich Koller über die Strecke (exakt: 3.00,55), wurde 18. Und das abschließende Bergzeitfahren über 1100 Höhenmeter verteilt auf elf Kilometer hinauf zur Schafalm stand noch bevor. „Ich bin kein Bergfahrer“, räumte Koller, mit 1,84 Meter Größe und einem Wettkampfgewicht von 73 Kilogramm ein: „Andere sind bei gleicher Größe drei oder vier Kilo leichter als ich.“ Gesamtsieger Paez, ohnehin einen halben Kopf kleiner, ganze zehn Kilogramm. Doch Koller kämpfte sich den langen, steilen Berg hoch, auch wenn er am Ende neun Minuten länger brauchte als der tschechische Tagessieger Filip Rydval. In der Endabrechnung der Alpentour Trophy, nach 200 Kilometern 8.570 Höhenmetern binnen vier Tagen, saß Lukas Koller 10.00,55 Stunden im Sattel, 52,14 Minuten als Paez. Gesamtplatz 16. „Damit bin ich für mein erstes Etappenrennen zufrieden.“
Doch der Blick von Koller geht schon wieder nach vorne: der Traum von der Teilnahme am Absa Cape Epic, dem wohl härtesten Mountainbike-Etappenrennen der Welt an der Südspitze Afrikas, könnte sich erfüllen. „Ich habe jetzt einen Startplatz für 2025“, freut sich Koller. Während die Alpentrophy ein Solorennen ist, ist man beim Cape Epic als Zweierteam unterwegs. Einen Teampartner hat er schon gefunden: den Bruder seiner Freundin, Marcus Nicolai, mit 33 neun Jahre älter als Koller: „Auch für ihn erfüllt sich damit ein Traum, endlich einmal das Cape Epic fahren zu können.“ „Bis dahin möchte ich mich weiter semiprofessionell entwickeln, so gut das unter den Umständen möglich ist“, so Koller, der seine berufliche Karriere nicht dem Radsport unterordnen will. „Zum Glück kann ich viel von zuhause aus arbeiten.“
Im Frühjahr war Koller bei seinem ersten Marathon-Weltcup in Nove Mesto 45. geworden. Mehr internationale Teilnahmen sollen dieses Jahre noch folgen. Ziel ist jedoch eine gute Platzierung bei der Deutschen Marathon-Meisterschaft am 11. August. „Mittelfristig will ich unter die 15 besten deutschen Marathon-Fahrer kommen und mich so für ein semiprofessionelles Team empfehlen“, so Koller, der schon heute von Sponsoring-Partnern unterstützt wird, die aber keinen Teamsupport bei den Rennen leisten können. „Ich will jeden Tag besser werden, aber auch Spaß am Sport haben.“ Vielleicht klappt es ja dann sogar mit der ersten Teilnahme an einer Weltmeisterschaft schon im Herbst 2025 im Schweizer Wallis.