Die Notzinger Frank und Inge Herrmann sind Hobby-Racer aus Leidenschaft – Auf der Jagd nach einem Gesamtsieg
„Manchmal müssen wir Autogramme geben“

Sie sind Freizeitsportler mit semiprofessionellem Hintergrund: Fast Wochenende für Wochenende bestreitet der Notzinger Motorsport-Unternehmer Frank Herrmann zusammen mit seiner als Copilotin fungiere nden Ehefrau nach gezielter Vorbereitung ein Autorallye-Rennen. Ihr Erfolgshunger ist groß.

Notzingen. Er hat Benzin im Blut, und eingespritzt worden ist es ihm wohl schon als kleiner Bub bei einem Autorennen auf dem Hockenheimring. Frank Herrmanns Joachim, in den 1970er-Jahren ein erfolgreicher Rennfahrer, der es bis zur Rallye Monte Carlo und zum Direktvergleich mit Schwedens Motorsport-Legende Björn Waldegård schaffte, hatte ihn öfters mitgeschleppt – und Klein-Frank, dem Dreikäsehoch, war nichts anderes übrig geblieben, als pflichtschuldigst mitzugehen. Gespannt schaute die Familie auf der Zuschauertribüne Flaggenstart, Rauchwolken und dröhnenden Boliden zu, doch Frank hatte irgendwann Wichtigeres zu tun, als dem lauten Motorengebrabbel zu lauschen. Stattdessen krabbelte er hinter die Sitze und buddelte im Sand. Im Motodrom gefiel‘s ihm jetzt richtig.

Vielleicht war jener Hockenheim-Ausflug der Hauptauslöser dafür, dass der Notzinger Frank Herrmann recht früh den Draht zum Motorsport fand, irgendwann seinem Vater nacheiferte und schließlich ebenfalls zum Rennfahrer wurde. Mit 22 bestritt er seinen ersten Automobilslalom, danach über die Jahre hinweg ungezählte Rallye-, Berg- und 24-Stunden-Rennen. „Der Motorsport ist wie ein Virus“, sagt Herrmann, dessen Pokalschrank in der heimischen Daimler-straße randvoll ist: Siegestrophäen und Andenken über viele Jahre hinweg. Soeben ist die Rallye-Saison 2016 losgegangen, und zusammen mit Ehefrau und Beifahrerin Inge (47) glückte dem 52-Jährigen bei der Edenkobener Südliche Weinstraße-Rallye vergangenes Wochenende Platz acht unter 90 Startern (wir berichteten). Dazu gab es Rang zwei in der Klassenwertung, und das, obwohl sie die 170 Streckenkilometer nicht im 320 PS starken Vorzeige-Mitsubishi Lancer Evo 9 bestritten, sondern im leicht leistungsschwächeren Vorgänger-Modell Evo  8: Der Neuner bekommt derzeit einen neuen Motor einverleibt.

Herrmanns zwei Allrad-Fahrzeuge, einst Mitsubishi-Werkswagen, für eine sechsstellige Summe abgekauft und von den neuen Eigentümern inzwischen respektvoll „Maria“ und „Hermine“ genannt, sind bis zum Saisonende im November für etwa 20  Saisonrennen vorgesehen. „Unser Terminkalender ist ziemlich voll in diesem Jahr“, sagt Frank Herrmann, der Rallyes von der württembergischen Ebene bis hinauf zum deutschen Rallyepokal fährt. Daneben bestreitet das Renn- und Ehepaar auch kleinere Rallyes. Alles zusammen fressen die vielen Sporttouren ins In- und Ausland fast die komplette Freizeit auf: Notzingens größte Offroad-Enthusiasten leben förmlich für „ihren“ Rallyesport. Konditionsarbeit auf dem Mountainbike, als Jogger oder im Fitnessstudio gehören für beide als Erfolgsrezept in der Bleifuß-Szene dazu – sind feste Bestandteile des persönlichen Tagesprogramms.

Wo ein teures Hobby Unsummen an Euros verschlingt, muss eine ­adäquate Einnahmequelle sein – Frank Herrmann hat eine: Seine Notzinger Motorsport-Firma, die vier Mann beschäftigt, baut Überrollbügel in Rennautos, nicht nur für jedermann, sondern auch für eine etwas prominentere Klientel ein. „Auf unserer Kundenliste stehen die Namen von Hans-Joachim Stuck und von Jochen Mass“, berichtet der 52-Jährige nicht ohne Stolz. Bis nach Bolivien verkaufe seine Firma die stählernen Sicherheitskonstruktionen fürs Cockpit. Herrmanns Geschäfte laufen gut – umso mehr, als der Name in der Motorsportszene dank der Rallye-Erfolge bekannt(er) geworden ist. „Manchmal müssen wir bei Rallye-Veranstaltungen sogar Autogramme geben“, sagt Inge Herrmann.

In der öffentlichen Wahrnehmung mögen Herrmann/Herrmann als Hobbysportler durchgehen – tatsächlich fühlen sich beide meilenweit davon entfernt. Frank und Ehefrau Inge betreiben den Rallyesport tatsächlich so seriös und ambitioniert, als ob es nicht um Freizeitspaß und Stressabbau nach getaner Arbeit ginge, sondern um wichtige Erfolgstitel und frisches Renommee in der Rallyeszene. „Unser Ziel ist es, bei irgendeiner Rallye den Gesamtsieg zu holen“, sagt Inge Herrmann. Bisher klappte das nicht.

Ihr Ehemann („mit Hobbysport haben unsere Rallye-Aktivitäten nichts zu zu tun“) ist vermutlich noch einen Deut ehrgeiziger. Vermutlich schlägt er seinem Vater nach.