Lokalsport
Marvin Mitterhuber: Chuck Norris und Spiderman in einem

Trendsport Im täglichen Leben leitet Marvin Mitterhuber den Sportbetrieb im Kirchheimer Stuntwerk. In seiner Freizeit kämpft sich der 28-Jährige in der TV-Sendung „Ninja Warrior“ schon mal bis ins Finale. Von Sandra Langguth

Wie viele Liegestütze schafft Chuck Norris? Richtig – alle. Marvin Mitterhuber macht noch ein paar mehr. Und wenn er damit fertig ist, kommen 200 Klimmzüge dran, ehe er eine Runde bouldert und sich elegant durch einen Kletterparcours schwingt. Ein normaler Vormittag im Leben des 28-Jährigen, der unlängst zum sechsten Mal in der Sendung „Ninja Warrior“ zu sehen war.

Marvin Mitterhuber ist sportlicher Leiter im Stuntwerk, dem Kletterparadies auf dem ehemaligen Otto-Ficker-Areal, das im August 2020 seine Pforten geöffnet hat. Zum Klettern kam der drahtige junge Mann aus Schwäbisch Gmünd als Sechsjähriger. „Das hat erst mal nicht wirklich Spaß gemacht“, erzählt er. Denn eigentlich hatte er als Kind tierische Höhenangst. „Meine Mutter hat da gleich reagiert und gesagt, dass wir dagegen was tun müssen.“

Der Plan ging auf. Klein-Marvin fand schnell Gefallen am Klettern, und die Trainer fanden Gefallen an ihm. So wurde er in eine Fördergruppe aufgenommen und durfte bald an Wettkämpfen teilnehmen. Es dauerte nicht lange, dann war er auch schon Mitglied im Jugend-Landeskader, wo er unter anderem mit den bekannten Brüdern Philipp und Moritz Hans trainierte. Fünfmal die Woche ging es auf der Waldau in Stuttgart und in München die Wände hoch. „Damals habe ich noch in Gmünd gewohnt, da musste ich ziemlich viel rumgefahren werden“, erinnert sich der 28-Jährige lachend. Bei Wettkämpfen trat er sogar deutschlandweit an.

Sieben Jahre ging das so. „Dann durfte ich mich mehr auf die Schule fokussieren“, sagt das Kletter-Ass mit den zahlreichen Tätowierungen augenzwinkernd und ergänzt: „Mir war allerdings schon immer klar, dass ich mal keinen konventionellen Job haben werde.“ Nach einer Ausbildung zum Sport- und Ernährungskaufmann leitete er eine Kletterhalle, wechselte dann ans Pädagogische Fachseminar, wo er sich zum Lehrer ausbilden ließ, und stieg dann in Kirchheim beim Stuntwerk ein. Dort kann er seine Leidenschaft fürs Klettern voll ausleben und vor allem auch an andere weitergeben. Manch einer nimmt da gerne schon mal eine mehrstündige Autofahrt auf sich, um ein Personal Training bei Mitterhuber zu absolvieren. Für die vielen jungen Besucher ist der 28-Jährige ein Vorbild, schließlich trifft man nicht jeden Tag jemanden in echt, den man eigentlich aus dem Fernsehen kennt.

 

Für mich war erst mal klar, dass ich da nie mehr mitmachen werde.
Marvin Mitterhuber über sein frühes Ausscheiden bei der ersten Staffel von „Ninja Warrior
 

Bereits vor sechs Jahren, als die Sendung „Ninja Warrior“ zum ersten Mal bei RTL ausgestrahlt wurde, war Marvin Mitterhuber dabei. „Die haben das Konzept aus dem Boden gestampft und überlegt, wen sie dafür brauchen. Es sollten Kletterer sein, die auch den Parkour-Sport beherrschen.“ Der 28-Jährige nahm am Casting teil und wurde genommen. „Man bekommt etwa zwei Monate vorher Bescheid, dass man dabei ist. Kurz vor den Aufnahmen wird man gebrieft, bekommt eine Sicherheitseinweisung und darf einmal den Parcours anschauen. Dann wird man isoliert, um nicht mitzubekommen, wie die anderen durchkommen“, erklärt das Kletter-Ass.

Der erste Auftritt vor sechs Jahren war für Marvin Mitterhuber bereits am zweiten Hindernis vorbei. „Das war echt total frustrierend. Deshalb war für mich auch erst mal klar, dass ich da nie mehr mitmachen werde“, erzählt er lachend. Gut, dass er sich nicht an sein Vorhaben gehalten hat, ging es in der zweiten Sendung für ihn doch genauso wie in der jüngsten Ausgabe von „Ninja Warrior“ direkt ins Finale.

Hin und wieder im Fernsehen zu erscheinen, ist für den Mann mit den rosa gefärbten Haaren „ein cooles Gimmick“. Der 28-Jährige weiß aber genau, wie der Hase läuft: „Seit ich in den sozialen Medien aktiv bin, habe ich einen anderen Wert für die Show. Letztlich ist es aber eine Maschinerie, in der jeder ersetzbar ist.“ Spaß macht ihm das Ganze nach wie vor, weshalb er noch bei so vielen Staffeln wie möglich dabei sein möchte.

Fit hält er sich nicht nur mit besagten Liegestützen. Da Marvin Mitterhuber im Stuntwerk für sämtliche Kletterrouten zuständig ist, wird jede neue natürlich erst mal selbst ausprobiert. Dabei scheint er die Schwerkraft einfach auszuhebeln. Spinnengleich bewegt er sich in der Vertikalen, Überhänge scheinen nicht zu existieren, und wenn der nächste Klettergriff zu weit entfernt ist, dann springt er eben hin. „Klettern ist ein total ganzheitlicher Sport. Man braucht ein extremes Körperverständnis. Und wenn was nicht klappt, ist man selbst schuld“, sagt der 28-Jährige und grinst. So wie in der letzten Sendung, als er im Finale beim zweiten Parcours direkt ins Stolpern kam. „Ich war einfach nicht fokussiert genug.“

Die nächste Chance bietet sich am 4. April. Dann ist Marvin Mitterhuber in „Ninja Warrior Germany Allstars“ zu sehen. Reinschauen lohnt sich.

Nur die Harten kommen weiter

Ninja Warrior ist eine von RTL seit 2016 gesendete Spielshow, in der Kandidaten verschiedene Parcours überwinden müssen. 2021 gab es erstmals einen Ninja Warrior Deutschlands, der den gesamten Parcours bezwang. Zuvor wurde pro Staffel jeweils ein „Last Man Standing“, der am weitesten im Parcours kam, gekürt.
In jeder Show haben Kandidaten Hindernis-Parcours in möglichst kurzer Zeit zu absolvieren. Gefragt sind vor allem Kraft, Ausdauer und Körperbeherrschung. Eine Staffel besteht aus den Vorrunden, den Halbfinals und dem Finale. Dort müssen vier Runden absolviert werden. Im finalen Parcours wartet der „Mount Midoriyama“.
Die Teilnehmer werden über ein Casting gesucht. Von den rund 7000 Bewerberinnen und Bewerbern nahmen 240 an der ersten Staffel teil. Darunter einige Prominente wie Ex-Fußball-Nationalspieler David Odonkor oder Ex-Fußballspieler und Trainer Thorsten Legat. Für die zweite und dritte Staffel gab es jeweils rund 13 000 Bewerber. sl