Hadleigh Farm. Das olympische Mountainbike-Rennen auf der Hadleigh Farm hielt, was man sich von ihm versprochen hatte – es gab spannenden Sport vor 20 000 Zuschauern mit einem dramatischen Finale. Allerdings ohne Beteiligung der Deutschen Manuel Fumic und Moritz Milatz. Der Europameister stürzte in der ersten Runde an elfter Stelle liegend ohne eigenes Verschulden, nachdem Doppel-Olympiasieger Julien Absalon (Frankreich) zu Fall gekommen war, Fumic kam trotz des Versuchs einer Aufholjagd nicht mehr an die Spitzengruppe heran.
Fumic, dessen Vater und Bruder Lado am Streckenrand die Daumen drückten, lag anfangs in der führenden Position, doch als Jaroslav Kulhavy an die Spitzte preschte und das Tempo nach oben korrigierte, da musste der Deutsche sozusagen seine Karten auf den Tisch legen. Das waren in diesem Moment aber nicht die besten – der Kirchheimer fiel zurück. In der zweiten (von sieben) Runde wurde er nur noch an elfter Stelle notiert.
„Ich habe mich am Anfang super gefühlt. Als das Rennen schneller wurde, konnte ich nicht folgen. Dann sind ein paar Leute an mir vorbeigefahren, von denen ich das nicht erwartet hätte. Ich dachte, ich hätte einen Einbruch“, erklärte Fumic dazu. Ein echter Einbruch war es nicht, denn der Abstand nach vorne blieb noch im Rahmen. Doch die Lage für den medaillen-ambitionierten Fumic wurde immer schwieriger.
„Klar, ich wollte da vorne um die Medaillen fahren. Aber es hat gedauert bis ich mich wieder gefangen habe“, erklärte er hinterher. In der vierten Runde war es so weit. 45 Sekunden betrug jetzt sein Rückstand auf die dreiköpfige Spitzengruppe. Er fuhr jetzt die schnellste Rundenzeit und verringerte den Rückstand auf 35 Sekunden. Doch dann ging es an der Spitze an die Reserven, Burry Stander (Südafrika) und Josè Hermida (Spanien) fielen zurück und Jaroslav Kulhavy (Tschechien), Nino Schurter (Schweiz) und Marco Fontana (Italien) machten die Medaillen alleine unter sich aus.
Fumic war bei seiner Aufholjagd nun ganz alleine, was auf der windanfälligen Strecke auf der Hadleigh Farm ein Nachteil war. Kein Hinterrad, das er hätte einmal zum Windschattenfahren hätte nutzen können. „Die 30 Sekunden Rückstand, die ich mir auf den ersten beiden Runden eingehandelt habe, waren einfach zu viel“, analysierte er. Fumic fuhr auf Rang acht, überholte dann den Franzosen Stéphane Tèmpier und den Österreicher Alexander Gehbauer, und war dann bis Mitte der letzten Runde Sechster. Danach fuhr noch der Spanier Carlos Coloma – für Fumic reichte es lediglich zu Platz sieben.
Es war für ihn die beste Platzierung bei seiner dritten Olympiateilnahme, doch es war nicht das, was der Cannondale-Fahrer als Ziel formuliert hatte. „Ich habe wieder eine Chance vertan. In vier Jahren in Rio de Janeiro wird meine letzte sein“, blickte der 30-Jährige voraus.
Was sich an der Spitze abspielte, das war derweil Werbung für den Mountainbike-Sport. Kulhavy und Schurter attackierten sich mehrfach und am Ende gab es eine hauchdünne Entscheidung für den Weltmeister. Marco Fontana hatte einen Angriff gesetzt, der gekontert wurde. Dann brach dem Italiener eine halbe Runde vor Schluss die Sattelstütze ab, Schurter griff am längsten Anstieg an, und Kulhavy zeigte einen Konter, der alleine schon den Olympiasieg verdient hatte.
Doch Schurter ist einer, der sich unendlich quälen kann – er schaffte noch einmal den Anschluss. Der Eidgenosse ging noch einmal an die erste Position. Das Duell wurde schließlich auf den letzten 300 Metern entschieden. Schurter ließ im Streckeninnenbereich zu viel Platz, Kulhavy ging mit letzter Kraft vorbei und ließ dem Weltcup-Gesamtsieger im Sprint dann keine Chance mehr. In 1:29:07 Stunden siegte der Weltmeister mit einer Sekunde Vorsprung. Fontana holte mit 25 Sekunden Rückstand Bronze. Was wiederum Fumic freute, weil es sein Teamkollege war. „Marco hat es verdient, ich freue mich riesig für ihn“, sagte Fumic, der 1,24 Minuten Rückstand auf den Sieger hatte.