Lichtschalter mit Wappenaufkleber, Schals und Fahnen an der im Brustringdesgin gehaltenen Wand, vor der TV-Leinwand ein Tischkicker mit rot-weißen Spielern – wer die Heimstätte der „Schwaben unter Teck“ betritt, weiß auf den ersten Blick, wem hier gehuldigt wird: Seit vergangenem Jahr als offizieller Fanclub des VfB eingetragen, frönen die 30 Mitglieder in einem in liebevoller Kleinarbeit selbst umgebauten Kellerraum in Jesingen ihrer Passion. „Die Idee bestand eigentlich schon länger“, erinnert sich Felix Vogl, der den Fanclub gemeinsam mit seinem Bruder Axel und beider langjährigem Freund Lukas Weber gegründet hat – alle drei sind seit Kindesbeinen glühende Anhänger des Vereins für Bewegungsspiele, sind als Dauerkartenbesitzer seit Jahren bei nahezu allen Heimspielen und haben nun auf rund 40 Quadratmetern einen gemeinsamen Treffpunkt, um auch die Auswärtsspiele per Livestream verfolgen zu können.
So auch vergangenen Samstag, als der VfB zur Generalprobe für das Spiel der Spiele antrat. Die „Schwaben unter Teck“ nutzten den letzten Ligaauftritt in Leipzig dabei nicht nur für ihr Klub-Sommerfest, sondern schworen sich auch auf das Pokalfinale ein.
Zehn Mitglieder werden gegen Bielefeld live in Berlin vor Ort sein, der Rest drückt im Jesinger Klubraum die Daumen. „Ich tippe auf ein klassisches 6:0“, grinst Axel Vogl, der diese Prognose historisch begründet. Schließlich war das letzte schwäbisch-ostwestfälische Duell im Oktober 2022 in der zweiten Runde des DFB-Pokals ebenfalls mit einem halben Dutzend Stuttgarter Tore zu Ende gegangen. „Was auf gar keinen Fall passieren darf, ist Bielefeld zu unterschätzen. Die haben nichts zu verlieren“, mahnt Felix Vogl, der wie Lukas Weber auf ein 3:1 tippt und ein klares Fan-Übergewicht aus dem Süden erwartet: „Mit rund 40.000 Leuten wird ein Großteil den VfB anfeuern“, sagt er in vollem Vertrauen auf die Stuttgarter Stärke. „In den letzten Wochen war das kein Qualitätsproblem, sondern eher Kopfsache“, analysiert er die holprige zweite Saisonhälfte, die nun einen versöhnlichen Abschluss finden soll. „Es wäre einfach geil für die gesamte Region, den Pokal nach Hause zu holen“, sagt Lukas Weber, der die mutmaßlich heiligste Reliquie im Klubraum beigesteuert hat: ein von allen Spielern signiertes Trikot aus der Meistersaison 2006/2007. „Da bin ich damals stundenlang am Trainingsgelände gestanden“, erinnert sich der 28-Jährige, der wie die Vogl-Brüder allen seitherigen Achterbahnfahrten zum Trotz dem VfB die Treue hält. „Man ist für den Verein da“, sagt er, „egal, ob es gut oder schlecht läuft. Wenn es in zwei, drei Jahren mal wieder schlecht läuft, dann sind wir trotzdem im Stadion.“
Ob unter so viel VfB-Passion nicht andere Hobbys oder gar die Familie leiden? Felix Vogl, der ebenso wie sein Bruder Axel im Motorsportclub Kirchheim engagiert ist, winkt lachend ab. „Meine Frau ist ja auch ein glühender Fan“, plaudert er aus dem Nähkästchen – am Wochenende vor dem Pokalhalbfinale gegen Leipzig stand die Hochzeit auf dem Programm, vor der er seiner Angebeteten gestand, dass er wegen des Pokalspiels nervöser sei, als wegen der Trauung.
Bruder Axel bekämpft aufkeimende Nervosität derweil auf eigene Art: „An Spieltagen trinke ich meinen Kaffee morgens immer aus der VfB-Tasse“, grinst er.
Der Fanclub ist sowohl auf Instagram als auch mit einer Website im Netz vertreten.
www.schwabenunterteck.de