Basketball 2. Liga
Merlins werden für die Knights zum Alptraum

Kirchheims Zweitliga-Basketballer erhalten beim 67:98 gegen Crailsheim vor mehr als 4000 Zuschauern in der EWS-Arena eine kostenlose Lehrstunde.

Katastrophaler Abend für Cameron Henry und die Knights. Foto: Eibner-Pressefoto/Peter Novak

Das Positive vorweg: Spätestens seit Samstag dürfte auch dem Letzten klar sein, es braucht nicht unbedingt Bundesliga-Handball, um in der „Hölle Süd“ das Fegefeuer zu entfachen. 700 Fans allein aus Crailsheim haben beim Zweitliga-Basketball-Derby zwischen Knights und Merlins am Samstag die EWS-Arena in einen Hexenkessel verwandelt. Wieder nahmen mehr als 4000 Basketball-Fans den Weg nach Göppingen auf sich. Der packende Fight eine Woche zuvor in der Hakro-Arena hatte vielen Appetit gemacht auf einen Nachschlag – doch der schlug gewaltig auf den Magen. Nach einem katastrophalen Start waren die Kirchheimer, die im Hinspiel noch komplett auf Augenhöhe agiert hatten, zu keinem Zeitpunkt ein ebenbürtiger Gegner.

Kirchheims Head Coach Igor Perovic fand hinterher nur schwer eine Erklärung. Das harte Programm der vergangenen Wochen mit einer verkürzten Rotation aufgrund von Krankheit und Verletzung. Schon beim Aufwärmen, meinte Perovic, habe er gespürt, dass der Mannschaft das Feuer fehlt. „Das war unser schlechtestes Spiel in dieser Saison,“ meinte der Trainer. „Wir haben heute alles vermissen lassen, physisch und mental.“ Sein Gegenüber David McCray hatte den Kirchheimern in der Schlussminute die letzte Demütigung erspart, indem er seiner Mannschaft Zeichen gab, die 100 Punkte nicht mehr voll zu machen. „Was soll es?“, meinte der Mann, der die Kirchheimer vor 16 Jahren in die zweite Liga geschossen hatte. „Den direkten Vergleich haben wir gewonnen. Das ist auch eine Frage des Respekts.“

Kirchheim startete erstmals seit Weihnachten wieder in Bestbesetzung, Crailsheim bis auf ihren langzeitverletzten Nachwuchscenter Mohamed Sillha mit derselben Aufstellung wie im Hinspiel vor einer Woche. Waffengleichheit also auf dem Parkett, zumindest nominell. Die Kirchheimer begannen deutlich nervöser als der Gegner, der schnell mit 11:4 in Führung ging. Crailsheim mit den besser herausgespielten Chancen und vier von fünf Dreiern schon nach fünf Minuten. Die Knights dagegen taten sich gegen eine aggressive Verteidigung schwer, den freien Mann zu finden. Es kam schlimmer: Phasenweise zeichnetet sich schon im ersten Viertel ein Klassenunterschied ab: 9:26 nach den ersten zehn Minuten sorgte für eine kalte Dusche in der aufgeheizten Halle.

Ganze zwölfeinhalb Minuten mussten die Kirchheimer Fans warten, ehe Demetrius Ward den ersten Dreier des Spiels für die Ritter versenkte. Da stand im zweiten Durchgang allerdings bereits ein 12:36 auf der Anzeigetafel. Symbolisch für das ganze Spiel: Devon Goodmans Dreier fast von der Mittellinie zum 60:28 mit der Pausensirene.

Vieler Worte bedurfte es in der Kabine wohl nicht: Die Mannschaft in Gelb kehrte schon nach wenigen Minuten zum Warmwerfen aufs Parkett zurück. Crailsheim blieb weiterhin klar dominant, schien den deutlichen Vorsprung aber zunehmend zu verwalten. Die Ritter zwar mit verbesserter Körpersprache, doch es blieb zunächst bei wenigen Nadelstichen durch erfolgreich abgeschlossene Einzelaktionen. Mit 43:74 ging es in den Schlussabschnitt, den die Knights als einziges Trostpflaster an diesem Abend mit 21:16 für sich entschieden. Fazit: Crailsheim im Stile eines Erstliga-Aufsteigers, Kirchheim in dieser Form definitiv kein Kandidat für die Play-offs.