Fußball: Indiskutabler VfL beim 0:3 gegen Neckarelz
„Mir fehlen die Worte“

Schwach, schwächer, VfL: Kirchheims Oberligakicker haben sang- und klang-, sowie über weite Strecken lust- und leblos 0:3 gegen Aufsteiger Neckarelz verloren. Noch trauriger: Das Match zur besten Feierabendzeit und strahlendem Sonnenschein wollten gerade mal 54 (!) zahlende Zuschauer sehen.

Kirchheim. Welche Überschrift würden Sie einem Zeitungsartikel über das Spiel VfL gegen Neckarelz geben – so die Frage an zwei Protagonisten der Teckstädter kurz nach der 0:3-Pleite der Kirchheimer gegen den Aufsteiger aus dem Odenwald „Schwacher VfL“, antwortete Mannschaftskapitän Christopher Eisenhardt nach langem Überlegen. „Da fehlen mir die Worte“, sagte Trainer Rainer Kraft nach noch längerem Nachdenken.

Bedenkenswert war am gestrigen Abend in der Tat manches im und um das Stadion an der Jesinger Allee. Neben der neudeutsch als unterirdisch zu bezeichnenden Kirchheimer Leis­tung ist da die für Oberligaverhältnisse beschämende Zuschauerzahl zu nennen. Kreisligaverdächtige 54 zahlende Zaungäste verloren sich in einem Stadion, das eigentlich Platz für 10 000 bietet. Diejenigen, die bei bestem Biergartenwetter auf einen Besuch in selbigem zugunsten des VfL verzichteten, wurden über alle Maßen enttäuscht. Immerhin: die meisten nahmens mit (Galgen)Humor. „Wenigstens hatten wir frische Luft“, meinte einer. „Das Schönste ist der Sonnenuntergang“, ein anderer.

Dabei hatten die ersten zehn Minuten aus Kirchheimer Sicht gar nicht so schlecht begonnen. Der VfL stand (noch) einigermaßen gut gestaffelt gegen die forsch aufspielenden Gäste, denen der Wille zur Wiedergutmachung für das 0:5 gegen Hollenbach vergangenes Wochenende anzumerken war.

Belohnt wurde dieser Wille bereits in der 13. Minute, als der rotgekleidete Aufsteiger per simplem Doppelpass die zu weit aufgerückte Kirchheimer Abwehr aushebelte und durch Robin Hess in Führung ging. Der von Rainer Kraft postwendend intonierte Aufmunterungsappell („Köpfe hoch, weiter geht‘s“) blieb von seinen Spielern ungehört. Weiter ging es zwar, aber aus VfL-Sicht nur noch abwärts. Zu umständlich der Spielaufbau, zu ungenau die Pässe, von denen die „Blauen“ allzugerne die schwierigste Variante wählten, statt den einfachen Ball zu spielen.

Anders die Gäste, die kombina­tionssicher agierten und vor Spielfreude stellenweise nur so sprühten. Zum Leidwesen ihres Trainers Peter Hogen schlugen sie daraus allerdings zu wenig Kapital. „In einigen Szenen hätten wir klarer spielen müssen“, befand er, der ansonsten allerdings kein Haar in der Siegessuppe fand. „Wir haben ein gutes Spiel gemacht und verdient gewonnen“, so Hogen.

Vorentscheidend für den 15. Saisonerfolg der Gäste waren die ersten zehn Minuten nach der Pause. Zunächst waren die Neckarelzer 120 Sekunden nach Wiederanpfiff mit 2:0 in Führung gegangen, ehe sich der VfL durch eine Undiszipliniertheit von Benjamin Barth selbst dezimierte. Der Mittelfeldrenner hatte nach einer gelben Karte einfach nicht aufgehört, sich beim zugegebenermaßen schwach leitenden Schiedsrichter Markus Sinn zu beschweren – dass in solchen Fällen die Ampelkarte nicht ausbleibt, sollte ein gestandener Spieler wie Barth allerdings verinnerlicht haben. Sein Trainer fand dennoch tröstende Worte. „Natürlich ist das unentschuldbar“, so Rainer Kraft, „aber ich wünschte, ich hätte mehr Spieler von seiner Sorte, die mit Power, Empathie und Leidenschaft über den Platz rennen.“

In der Tat war nicht wenigen Kirchheimern ein fehlendes Bemühen anzukreiden. Was allerdings schlimmer wog: Die wenigen, die bemüht waren, verfügten gestern nicht über die spielerischen Fähigkeiten, um der Partie nach dem 0:2 und dem Platzverweis noch eine Wende zu geben. Im Gegenteil: Völlig verunsichert ergaben sich die restlichen zehn Kirchheimer ihrem Schicksal, das zwölf Minuten vor Schluss durch den dritten Neckarelzer Treffer endgültig besiegelt wurde.

Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass der VfL unabhängig vom spielenden Personal gestern kaum oberligatauglich auftrat. Zur tragischen Figur könnte in diesem Zusammenhang Defensivallrounder Ferdi Er werden. Zum ersten Mal seit dem 12. März gegen Mannheim wieder von Beginn an auf dem Platz, konnte der 30-Jährige trotz sichtbaren Bemühens kaum Akzente setzen und dürfte so schlechte(re) Karten in Sachen Vertragsverlängerung haben.

Zu Ers Ehrenrettung: So wie die Kirchheimer Mannschaft gestern auftrat, hätte es jeder schwer gehabt, der sich für weitere Aufgaben hätte empfehlen wollen.