VfL-Turnerinnen bleiben nach Krimi in der 2. Bundesliga
Mission erfülltAbschlusstabelleRelegation 2. bundesliga

Die Mission ist erfüllt, auch wenn es spannender war als erwartet: Die VfL-Turnerinnen gehen auch 2011 in der 2. Bundesliga an den Start. Wie nah Auf- und Abstieg beieinanderliegen, durchlebte das Team in einem Krimi, an dessen Ende Freudentränen flossen.

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Biedenkopf. Die fünf Kirchheimerinnen hatten nur ein Ziel vor Augen, und das hieß Klassenerhalt. Dafür war die Mannschaft bereit, an ihre Grenzen zu gehen: Dorothee Henzler trotzte einer hartnäckigen Erkältung und Daniela Flaig verdrängte Schmerzen, als es darauf ankam. Im Einturnen hatte sich die 27-Jährige beim Doppelsalto-Abgang am Stufenbarren eine Prellung zugezogen.

Im Kirchheimer Lager machte sich Besorgnis breit, ob sie überhaupt am Sprung würde an den Start gehen können. Fast eine Stunde lang begleitete das Team bange Ungewissheit. Für ihre vier Mannschaftskolleginnen ging es zunächst darum, den Balkendurchgang zu meistern. Lisa Kiedaischs Auftakt (10,10 Punkte) brachte mit einem nicht ausgeführten Versuch, das Freie Rad zu springen, die erste Enttäuschung. Danach konnte Pia Pohl sowohl die Akrobatik­serie wie auch den Vorwärtssalto nicht in den Stand bringen und verfehlte damit die Zehn-Punkte-Marke. Ernüchterung machte sich breit, bevor Dorothee Henzler trotz eines Sturzes beim Saltoaufgang 12,10 Punkte beisteuern konnte. Ganz sicher turnte Jessica Preuss, die jedoch aufgrund ihres geringen Schwierigkeitswertes 9,25 Punkte akzeptieren musste.

Ein Durchgang, von dem man mehr erwartet hatte, der aber dennoch keinen Ausrutscher bedeutete. Im Gegenteil: Im Feld der vier Anwärter auf die drei verfügbaren Zweitligaplätze erwies sich das VfL-Team als Punktbester am Schwebebalken. Da die Teams aus Überlingen, Heidenheim und Dresden nicht alle am gleichen Gerät ins Wettkampfgeschehen eingriffen, war das Zwischenergebnis allerdings nicht besonders aussagekräftig.

Nach dem ersten Durchgang lag der VfL auf Rang drei. Diese Position zu halten gelang jedoch nicht. Lisa Kiedaisch (9,40) und Dorothee Henzler (11,65) ging bei ihren Boden­übungen regelrecht die Puste in der letzten Akrobatikreihe aus. Zuvor konnten Pia Pohl 11,10 und Jessica Preuss 10,35 Punkte sichern. Der sorgenvolle Blick des Trainerteams Pohl/Weber blieb den Turnerinnen nicht verborgen. Denn noch immer humpelte Daniela Flaig vor dem anstehenden Sprungdurchgang durch die Wettkampfarena. Nach dem kleinen Einturnen fiel die Entscheidung: die Team-Älteste wird antreten.

Gute Tsukahara-Sprünge von Pia Pohl (12,25) und Lisa Kiedaisch (12,15) gaben dann ersten Grund zu Kirchheimer Freude. Als dann Daniela Flaig ihren Überschlag mit Vorwärtssalto (12,85) hoch hinaus katapultierte und Dorothee Henzler mit 13,45 Punkten die Höchstnote zu verzeichnen hatte, bedeutete dies die Führung für den VfL im Zwischenklassement. Zehn Punkte betrug zu diesem Zeitpunkt der Vorsprung auf den viertplatzierten TV Überlingen.

Das wäre ein komfortables Polster gewesen. Doch wie nahe Auf- und Abstieg beieinanderliegen, bekamen die Kirchheimerinnen am Stufenbar­ren zu spüren. Lisa Kiedaisch wollte zu viel, konnte die Freie Felge nicht vollenden und musste dadurch ihre Übungsabfolge ändern. Das Kampfgericht sah nicht mehr alle Elementeanforderungen erfüllt. Trotz des Kirchheimer Protests beim Kampfgericht fiel die Wertung mit 2,95 Punkten aus. Die Vorentscheidung schien damit gefallen zu sein. Denn auch Daniela Flaig (8,65) und die 17-jährige Pia Pohl (8,40) konnten ihre Trainingsleistungen nicht abrufen. 9,75 Punkte gab es für Dorothee Henzler, die den gesamten Wettkampf über verbissen gegen ihre Erkältung ankämpfte. Mit nicht einmal 30 Punkten am Stufenbarren und Abstiegsplatz vier auf der Ergebnistafel schritten die VfL-Turnerinnen resig­niert zur Siegerehrung. Zwischenzeitlich war das Ergebnis des TV Überlingen am Schwebebalken berichtigt worden, sodass der Heidenheimer SB als Erster aufs Podest gerufen wurde, Platz zwei ging an den Dresdner SC. Dann die Sensation, an die niemand mehr geglaubt hatte: Der VfL Kirchheim schaffte die Relegation mit 0,30 Punkten vor dem TV Überlingen. Es dauerte eine ganze Weile, bis man im Kirchheimer Lager begriffen hatte, was geschehen war.

Für den VfL Kirchheim findet damit ein Wettkampfjahr ein glückliches Ende, in dem man auf jegliche Verstärkung von außerhalb verzichtet hatte. Ausschließlich Kirchheimer Eigengewächse haben geschafft, was das bevorstehende Jubiläumsjahr noch schöner macht: Die Turnabteilung des VfL Kirchheim geht im 150. Jahr seiner Vereinsgeschichte ins achte Zweitligajahr. Dort treffen die Kirchheimerinnen auf den Heidenheimer SB, den Dresdner SC, den SSV Ulm, die TSG Steglitz, den TV Unterföhring, den TG Breisgau und auf die Wettkampfgemeinschaft aus Hamburg-Wedel.mp