Albershausen. In Deutschland ist sie schon seit Jahren die Nummer eins. Jetzt hat sich Birgit Höfer auch endlich in die Geschichtsbücher eingetragen: Die 53-jährige Speedwindsurferin aus Albershausen hat den deutschen Uralt-Rekord von Monika Schlune aus dem Jahre 1991 geknackt. Während Schlune vor 28 Jahren über die 500-Meter-Distanz eine Höchstgeschwindigkeit von 36,5 Knoten (68 Kilometer pro Stunde) erzielte, sauste Höfer an der französischen Mittelmeerküste mit 38,03 Knoten (70 Kilometer pro Stunde) durchs Meer. Hinzu kam der deutsche Rekord über die nautische Meile (1852 Meter), die sie in einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 30,95 Knoten (57 Kilometer pro Stunde) bewältigte.
Erst mit 23 Jahren hat die gebürtige Bünzwangerin im Frankreich-Urlaub mit ihrem Mann Armin surfen gelernt. Fortan ging es in den Ferien immer ans Meer. „Das ist auch heute noch so“, lacht die zierliche Sportlerin, die bei ihren Rekordversuchen Bleigewichte trug, „wir gucken, wo es möglichst viel Wind gibt, und dann machen wir uns auf.“
Ihre ersten Wettkämpfe bestritt die Wassersportlerin vor 15 Jahren, zunächst im Speedsurfen und auf Slalomregatten. Schnell stellte sich heraus, dass sie talentiert ist. Von 2011 bis 2017 dominierte sie die nationalen Gegner nach Belieben. Damit, dass ihre Konkurrenz zum Teil 15 Jahre jünger ist, hat Höfer keine Probleme. „Das Alter spielt überhaupt keine Rolle, bei den Männern sind viele Starter noch älter als ich.
Die jungen Athleten zieht es eher zum Freestyle-Surfen. Dort geht es mehr um Action. Die Bretter sind ganz anders“, erklärt Höfer. Das Hobby der neuen deutschen Rekordhalterin ist nicht ganz billig: Ein Speedboard kostet rund 2000 Euro, hinzu kommen mehrere Segel. So summiert sich ein kompletter Materialsatz auf 10 000 Euro, berichtet Höfer. Etwa alle zwei Jahre benötigen die Rekordjäger neue Bretter.
Im Gegensatz zum olympischen Windsurfen sind die Bretter in der Speeddisziplin deutlich leichter und kleiner. Höfers Brett beispielsweise ist 42 Zentimeter breit, hat ein Volumen von 50 Litern, die Segelfläche beträgt 4,6 Quadratmeter, die Finne ist 19 Zentimeter groß.
Im Kampf gegen die Uhr brauchen Speedsurfer perfekte Bedingungen, das heißt glattes Wasser sowie starken und optimal einfallenden Wind. Deshalb surfte Birgit Höfer bei ihrem Rekordversuch im seichten Wasser direkt am Strand. Noch höhere Geschwindigkeiten können in eigens für Rekordjagden gegrabenen Kanälen wie zum Beispiel in der namibischen Hafenstadt Lüderitz erzielt werden. „Das Wasser ist ganz seicht. Der Kanal ist eben und der Wind trifft perfekt aus der selben Richtung ein“, erklärt Höfer.
Doch eine Reise ins südliche Afrika kommt für die deutsche Rekordhalterin derzeit aus finanziellen Gründen nicht in Frage. „Allein die Teilnahme kostet 10 000 Euro“, weiß die Albershausenerin. Sie geht ihrem Sport lieber in europäischen Gefilden nach. Im September steht die deutsche Meisterschaft auf der Insel Fehmarn auf dem Programm.
Und zwischendurch geht Birgit Höfer beim „German Speed King“, wo die Geschwindigkeiten per GPS gemessen werden, auf Rekordjagd. „Dabei kann überall auf der Welt gesurft werden und egal wie oft. Die Daten werden auf dem PC hochgeladen“, erklärt Höfer. Auch in diesem Wettbewerb war sie in den vergangenen Jahren stets die Schnellste. Wolfgang Karczewski