Weilheim/Owen. Auch wenn der Handball-Bezirkspokal nicht gerade der populärste Wettbewerb ist: Roland Bendl hofft auf einen echten Großkampftag. „Ich rechne mit 200 bis 250 Zuschauern“, prophezeit der Abteilungsleiter des TSV Weilheim vor dem heutigen Achtelfinal-Derby gegen den TSV Owen (ab 20.15 Uhr, Sporthalle an der Lindach), „in der Partie steckt Brisanz“. Es ist das Duell zweier Aufstiegsaspiranten, die sich beide eines nicht leisten wollen beziehungsweise können: eine Ergebnis-Blamage.
Als höherklassiger Bezirksligist mit Heimrecht geht die Gastgeber-Truppe als Favorit ins Spiel. „Wir nehmen diese Rolle an“, sagt TSVW-Trainer Alen Dimitrijevic, der bis auf Rückraumspieler Christopher Allgaier (private Verpflichtung) die Bestbesetzung zur Verfügung hat. Dagegen meldet der Underdog aus dem Täle mit Hannes Raichle (nicht spielberechtigt im Pokal), Dominic Fischer (private Verhinderung), Kapitän Bastian Klett (Schonung nach Verletzung) und dem noch zumindest bis zum Saisonende ausfallenden Spielertrainer Steffen Klett (Rehabilitation) ein komplettes Spieler-Quartett auf der Ausfallliste, die sich durch Leonard Real (Schlüsselbeinbruch noch nicht auskuriert) verlängern dürfte. So gesehen sprechen viele Indizien für einen Sieg des Bezirksliga-Dritten – umso mehr, als die Vorstandschaft noch eine Extra-Motivationspille bereithält. „Sollte unsere Mannschaft eine Runde weiterkommen, überlegen wir uns eine Bewerbung für das Final-4-Turnier“, wie Roland Bendl sagt. Die Ausrichtung der Bezirkspokal-Endrunde, in der außerdem die bis zu drei HVW-Pokal-Erstrundenstarter des Bezirks Esslingen/Teck ermittelt werden, wäre eine absolute Premiere für den Verein.
Derweil formuliert Owens Coach Klett („wir sind der Underdog“), was seine Mannschaft in Weilheim leisten soll: „Wir wollen den Gegner ärgern.“ Was bedeutet, dass er seinen Mitstreitern empfehlen dürfte, diesmal besonders leidenschaftlichen Kampf zu zeigen – exakt jene Tugend, die Anfang Januar schon einmal zum Favoritensturz taugte: Beim Weilheimer Blitzturnier mit 30-Minuten-Spielen besiegten die siegreichen Owener die Veranstalter-Sieben im Gruppenspiel mit 10:9. Allerdings fehlten beiden Teams wichtige Stützen.
Bleibt abzuwarten, ob die Owener gegen die zuletzt so überzeugenden Weilheimer (7:1 Bezirksliga-Punkte in Serie) diesmal über sich hinauswachsen und sich womöglich in die Verlängerung (zweimal zehn Minuten) oder gar ein Siebenmeterschießen retten können. Falls nicht, wäre das kein Beinbruch, „denn die Bezirksklasse und der mögliche Direktaufstieg über Platz zwei haben für uns höhere Priorität als der Pokal“, wie Steffen Klett die interne TSVO-Stimmungslage wiedergibt.
Noch höhere Priorität als die Bezirksliga-Rückkehr hat für ihn höchstens die persönliche Wiedergenesung: Seit dem 14. Februar 2015 ist Klett schwer verletzt und hat wegen einer Reha-Maßnahme nach der anderen seitdem kein einziges Spiel bestreiten können. Damals rissen bei ihm in der Abstiegspartie gegen Ditzingen 20 Sekunden vor Schluss nach unglücklichem Sprungwurf gleichzeitig Kreuzband und Meniskus – das ganze Knie war kaputt.
Bis auf den heutigen Tag leidet er darunter, hat inzwischen acht Schrauben im Bein und hofft, dass die Stuttgarter VfB-Sporttherapeutin Jasmin Kohnle durch gute Arbeit ihn nicht zum Sportinvaliden werden lässt. „Jeden Tag bin ich drei bis vier Stunden bei ihr in Behandlung“, berichtet Klett, der inbrünstig auf ein Ende seiner Verletztenzeit hofft. Die Saisonvorbereitung 2016/17 Ende Mai hat er als Wende-Zeitraum ins Auge gefasst. Ab da möchte er nicht mehr als humpelnder Coach, sondern wieder als spielender Trainer und Leistungsträger dabei sein.
Heute Abend sitzt er auf der Bank. „Wenn wir gewinnen, wäre das ein Motivationsschub für den Aufstiegskampf“. So richtig glauben an den Sensations-Coup beim Nachbarklub mag Steffen Klett allerdings nicht.
TSV Weilheim: Illi, Mayer – F. Zettl, Banzhaf, Seyferle, Klett, Sigel, Auweter, Bauer, Hartmann, Späth, Stark, Allgaier, Steinke, Braun
TSV Owen: U.Raichle, Stoll – M.Raichle, Bittner, Meissner (?), Kerner, Büchele, Einselen, Thum(?), Feichtinger, Bäuchle, Jauss