Stuttgart. Handballinteressierte Zeitungsleser zwischen Neuffen, Teck und Neckar würden ohne ihn montags in die Röhre gucken: Christian Ignatzi sorgt seit knapp fünf Jahren für den Ergebnisinput in die Tabellenprogramme der drei Kreiszeitungen in Esslingen, Nürtingen und Kirchheim.
Dass der 28-jährige Sindelfinger weit mehr als der Pressereferent des Bezirks Esslingen-Teck ist, beweist er spätestens mit dem Buchprojekt, das er mit seinem Partner Ben Schieler (35) verfolgt. Mit ihrer Agentur „Wortwunder“ haben sich die beiden gelernten Journalisten auf die Fahnen geschrieben, Geschichten zu erzählen.
Wie die der kuriosesten Museen Deutschlands, die das Duo nun in Buchform auf den Markt gebracht hat. Unter dem Titel „Wenn die Milbe auf den Käse kotzt“ stellen Ignatzi und Schieler die 33 ihrer Meinung nach verblüffendsten Kunsthallen zwischen Flensburg und Garmisch vor. „Wir wollen damit niemanden bloßstellen“, sagt Ignatzi, „es ist ein ernsthaftes Buch.“
Die Idee dazu kam ihm im Auto, mit dem er regelmäßig seine Freundin in Saarbrücken besucht. Auf dem Weg dorthin war ihm in der tiefsten Pfalz jedes Mal das Deutsche Schuhmuseum in Hauenstein aufgefallen. „Das hat mir keine Ruhe gelassen, also haben Ben und ich recherchiert, welche Art von Lieberhabermuseen es noch so gibt in Deutschland.“
Insgesamt 100 haben Ignatzi und Schieler gefunden, ein Drittel davon beleuchten sie nun auf 156 Seiten näher. „Uns hat einfach fasziniert, in was für Sachen Leute ihre Zeit investieren“, sagt Ignatzi, den das titelgebende Museum am meisten beeindruckt hat: In Würchwitz (Sachsen-Anhalt) stießen die beiden auf das Milbenkäsemuseum, das seine Besucher über ein Milchprodukt der ganz besonderen Art informiert: Nur durch die Ausscheidungen einer bestimmten Milbenart bekommt der Würchwitzer Käse seinen einzigartigen Geschmack – wenn die Milbe eben auf den Käse kotzt.
Vorgestellt wird das in 1 000-facher Auflage gedruckte Werk am heutigen Samstag ab 19 Uhr im Schweinemuseum Stuttgart, wo Ignatzi und Schieler ihre jeweiligen sechs Favoriten vorlesen. Darunter sicher auch das Duftmuseum in Köln, das Lügenmuseum in Radebeul und das Müllmuseum in Bad Säckingen.
Bevor bis Jahresende weitere 20 geplante Lesungen über die Bühne gegangen sind, will Christian Ignatzi seinen nächsten literarischen Erguss auf den Markt bringen – diesmal mit sportlichem Hintergrund. Der ehemalige Kreisligafußballtorwart hat ein Fitnessprogramm speziell für Autofahrer entwickelt: „Carthletics“ richtet sich an alle, die wie Ignatzi viel auf der Straße unterwegs sind und wenig Zeit für Sport haben. „Ich selbst hab‘ so in zwei Monaten zehn Kilo abgenommen“, freut sich der Handballpressewart – und das ganz ohne Milbenkäse.