Lokalsport
Mustafa Ünal: Der Held von Degerloch ist ein ehemaliger Notzinger

Fußball Der Trainer von Regionalligaaufsteiger Stuttgarter Kickers hat vor 20 Jahren im Eichert gespielt. Von Klaus Schlütter

Notzingen/Stuttgart. Unten auf dem Cannstatter Wasen wird noch bis Samstag gezittert und gebangt. Die Frage ist: Kann der VfB gegen die TSG Hoffenheim im letzten Moment den Kopf aus der (Abstiegs-)Schlinge ziehen? Oben auf der Waldau sorgen die Kickers-Fans für den totalen Stimmungs-Kontrast. Ihre „blauen Götter“ haben endlich den lange ersehnten Aufstieg in die Regionalliga Südwest geschafft.

Maßgeblich verantwortlich für die Rückkehr ins Rampenlicht des überregionalen Fußballs ist ein in der Teckregion alter Bekannter: Mustafa Ünal (39), von 2002 bis 2004 Spieler des TSV Notzingen. „Sein Engagement für Verein und Jugend passt perfekt zu uns. Er hat es geschafft, die Spannung permanent hochzuhalten. Der Erfolg ist wahnsinnig wichtig für uns“, lobt Kickers-Präsident Rainer Lorz den Sohn eines türkischen Gastarbeiters mit fünf Geschwistern. Er begann als Schlosser, machte dann in Kirchheim seine Eignungsprüfung als Lehrer, lebt mit der Familie in Birkach und unterrichtet an der Körschtalschule in Plieningen.

Ünal war 19, als er vom SC Geislingen über den TSV Bad Boll nach Notzingen kam – eine willkommene Verstärkung fürs zentrale Mittelfeld für die Fußballer in der Bodenbachgemeinde, die gerade aus der Landesliga abgestiegen waren. Die erste Mannschaft wurde damals von Stefan Haußmann trainiert, heute Übungsleiter des TSV Jesingen. „Ein sehr aufgeschlossener, talentierter, technisch versierter Spieler“, erinnert er sich an Ünal und ergänzt: „Im zweiten Jahr war er schon mein Co-Trainer.“

Ähnlich positiv beurteilt Wolfgang Schäfer, 24 Jahre Fußball-Chef und 40 Jahre Spieler beim TSV, den „Muschti“, wie ihn alle nannten: „Ein guter Techniker, diszipliniert und tonangebend auf dem Spielfeld. Er hat den TSV in den zwei Jahren fußballerisch weitergebracht“.

Von Notzingen führte Ünals Weg zum SSV Ulm, wo er drei Jahre die U17 und weitere zwei Jahre die U19 trainierte, bevor er dem Lockruf der Stuttgarter Kickers folgte. Am 27. September 2021 unterschrieb er einen Zwei-Jahres-Vertrag als Cheftrainer, der nach dem Aufstieg um zwei Jahre bis 30. Juni 2025 verlängert wurde. Mustafa Ünal, inzwischen längst ein „Blauer“ durch und durch. Was er kürzlich einmal so zum Ausdruck brachte: „So eine Power wie in unserem Stadion auf der Waldau kriegen die unten nicht hin, auch wenn dreimal so viel Zuschauer in die Mercedes-Benz-Arena reingehen.“