Das Betrachten einer Tabelle nach dem ersten Spieltag bringt eher selten das Blut in Wallung. Aus lokaler Sicht stellt sich die Situation an der Kreisliga-A-Spitze allerdings durchaus bemerkenswert dar. Die Kicker des SV Nabern und der SF Dettingen haben am Regiepult Platz genommen, wollen es sich dort möglichst lange gemütlich machen. Tabellenführer SVN bekommt es am morgigen Sonntag mit Türkspor Nürtingen zu tun. „Für mich der Meisterschaftsfavorit“, sagt Marco Kunze, Sportlicher Leiter der Naberner. „Unser Ziel ist in der Tat die Meisterschaft, wenn wir von Verletzungen weitgehend verschont blieben“, unterstreicht Türkspor-Sprecher Ferhat Ayhan.
Ihr Werk werden Naberner wie Nürtinger auf dem etwas in die Jahre gekommenen Kunstrasenplatz beim Hölderlin-Gymnasium vollbringen. Nicht unbedingt ein Vorteil für das Team vom Oberen Wasen. Kunze: „Da wir keinen Kunstrasen haben, brauchen wir bei solchen Partien meist eine gewisse Anlaufzeit, um uns auf die Begebenheiten einzustellen.“ Der Funktionär und ehemalige Trainer weiß, wovon er redet.
In der vergangenen Saison gerieten die Naberner auf dem „Högy“-Platz in das Auge des Sturms. 0:10 nach 90 Minuten – der 8. Mai 2022 gilt am Oberen Wasen als Tag einer fußballerischen Demütigung. Was im Vorfeld der Partie gegen einen ähnlichen Tiefpunkt spricht: Die Naberner sind mit dem 6:3 über Catania Kirchheim gut ins pralle Fußballerleben der Saison gestartet, derzeit seien laut Kunze zudem nahezu alle Kicker einsatzbereit.
Für die SF Dettingen gehört das 5:2 beim Bezirksliga-Absteiger SpV 05 Nürtingen ebenso wie der Naberner Rundeneinstieg in die Kategorie „gelungen“. Was auch am emsigen Mitwirken von Spielertrainer Nebih Kadrija lag. Dabei war der qualitativ überdurchschnittliche Auftritt des einstigen Oberligaakteurs nicht selbstverständlich. Nach dem Teckbotenpokal-Turnier wurde der SFD-Coach vom Coronavirus niedergestreckt („das Atmen fiel einige Zeit schwer“), von Tag zu Tag sei es ihm danach jedoch besser gegangen. Das Heimmatch gegen den TSV Linsenhofen betrachtet Kadrija als anspruchsvoll, zumal mit Kapitän Florian Gautsch, Matthias Schaufler und Kosta Kalaitzis drei Stammkräfte nicht zur Verfügung stehen. „Das Spiel ist auch deshalb eine Herausforderung“, sagt der kickende Trainer. Bei Linsenhofen steht Aygün Bozkurt neu an der Seitenlinie, in der Fußballerszene mit dem Spitznamen „Eugen“ bekannt. „Ein Trainerfuchs“, weiß Nebih Kadrija. Das 3:3 des TSV Linsenhofen – nach 1:3-Rückstand – zum Auftakt gegen den vermeintlichen Titelfavoriten Türkspor Nürtingen ordnet Bozkurt als Erfolg ein: „Meine Mannschaft hat nie aufgegeben und sich das aufgrund des späten Ausgleichs etwas glückliche Remis verdient.“
Gewarnt werden die Linsenhofener jedoch vor den SFD sein, denn der gute Auftritt der Sportfreunde auf dem Waldheim hat sich in der lokalen Szene herumgesprochen. „Die SFD waren ein richtig starker Gegner, der uns regelrecht unsere Grenzen aufgezeigt hat“, reiht sich Armin Rieger, Pressewart der SpV 05 Nürtingen, in die Schar der Lobenden ein. Lob oder Tadel gibt es für den AC Catania Kirchheim und die SGEH am morgigen Sonntag nicht: Der AC hat spielfrei, die SGEH fordert erst am Dienstag.