Wendlingen. Am Ende wurde es emotional. Als sich Heinz Thumm, die Frauenfußball-Institution im Fußballbezirk Neckar-Fils, beim Staffeltag der Frauen und Mädchen im Vereinsheim des TSV Wendlingen mit belegter Stimme verabschiedete, erhob sich die Versammlung: stehende Ovationen für den Bempflinger nach 54 Jahren im Ehrenamt.
Seit 1964 hat sich Heinz Thumm für den Fußball engagiert. In den letzten 20 Jahren lag ihm ganz besonders der Frauenfußball am Herzen, und sein Engagement brachte ihm so manche Ehrung ein. Den neuen Bezirksvorsitzenden Rainer Veit brachte das in Verlegenheit. „Es gibt keine Auszeichnung, die er noch nicht hat“, sagte Veit. Die Fußstapfen, die Thumm hinterlässt, seien riesengroß, waren sich Veit und Sandra Grill, die beim Bezirkstag im März zu Thumms Nachfolgerin im Bezirksvorstand als Referentin für Frauen- und Mädchenfußball gewählt wurde, einig.
Einstimmige Wahl
Thumm ist nicht der Einzige, der am Freitag verabschiedet wurde. Klemens Durst, 17 Jahre lang Staffelleiter im Nachwuchsbereich, wurde von Rainer Veit mit der WFV-Verdienstmedaille in Silber ausgezeichnet. Einziger verbleibender Staffelleiter im weiblichen Bereich ist Bernd Wehr, der ebenso wie Thumm und Durst einstimmig entlastet wurde.
Bernd Wehr, der für die D- und E-Juniorinnen zuständig ist, kümmert sich in Zukunft zusammen mit Janos Virsinger (Frauen) und Bettina Caddell (B- und C-Juniorinnen) um den Spielbetrieb der Frauen und Mädchen. Sandra Grill obliegt die Organisation des Pokals und der Hallenrunde.
In der zurückliegenden Spielzeit hatten erstmals mehrere Vereine Gebrauch davon gemacht, als Flex-Mannschaft am Spielbetrieb teilzunehmen - ein Zeichen, wie schwierig die Situation im Frauenfußball ist. Heinz Thumm legte den Finger in die Wunde. Vor zwölf Monaten hatte er sich noch mehr Nachwuchsteams gewünscht. Das Gegenteil sei aber der Fall, denn mit der SGM Uhingen und der SGM Filstal II sind zwei Mannschaften von der Bildfläche verschwunden. Einziger Neueinsteiger bei den Frauen ist der FC Esslingen, sodass auf Bezirksebene 14 Mannschaften in nur noch einer Liga zusammengefasst werden.
Eine sehr lange Runde mit 26 Spieltagen wartet also auf die Frauen im Bezirk. Trotzdem votierten die Vereine dafür, erst am 9. September in die Punktehatz einzusteigen. Die erste Bezirkspokalrunde wurde auf einen Wochentagtermin im Oktober verschoben.
„Zu viele Frauenmannschaften haben keinen Unterbau mehr“, merkte Heinz Thumm in seinem Bericht kritisch an und ergänzte: „Wenn es so weitergeht, graben wir uns unser eigenes Grab.“ Diesen Abwärtstrend möchte der Bezirksvorsitzende stoppen. Die erste Mannschaft sei immer das Aushängeschild eines Vereins, stellte Veit klar, „aber das Kapital ist die Jugend“. „Wer nichts sät, kann später auch nichts ernten“, mahnte der Bezirkschef.
Hannelore Pinkt von der Schiedsrichtergruppe Nürtingen machte auf den Schiri-Mangel aufmerksam. Immerhin: Der Bezirk Neckar-Fils ist mit zwölf Schiedsrichterinnen im Bereich des Württembergischen Fußballverbands am besten aufgestellt. Um alle Spiele der Frauen und Mädchen mit Schiedsrichterinnen besetzen zu können, brauche es aber weitaus mehr Frauen an der Pfeife.
Nachdem Bezirksspielleiter Johannes Veit die Versammlung mit den vom Verbandstag verabschiedeten Neuerungen vertraut gemacht hatte, ergab die Auslosung der ersten Bezirkspokalrunde folgende Paarungen: FC Heiningen - TSV Neckartailfingen, TB Ruit - SGM Aufhausen/Nellingen, VfB Neuffen - 1. Göppinger SV, TSV Baltmannsweiler - TSG Salach, SGM Wendlingen/Ötlingen II - TSV Wäschenbeuren, TV Eybach - SGM Filstal, TSV Deizisau - TB Neckarhausen, Freilos: TB Ruit II
Auch bei den Juniorinnen nehmen in der kommenden Spielzeit weniger Mannschaften am Spielbetrieb teil. Der TV Eybach hat sich verabschiedet, sodass jetzt insgesamt noch 41 Teams dabei sind (Vorjahr: 42). Bei den B-Juniorinnen bilden acht Mannschaften eine Staffel, bei den C-Juniorinnen sind es zehn Teams, bei den D-Mädchen neun und bei den E-Juniorinnen zehn, ebenfalls jeweils in einer Staffel.
Erfreulich aus Sicht des Bezirks: Mit dem FV Faurndau spielt ein Verein in der B-Juniorinnen-Oberliga und mit dem TSV Ötlingen und der SGM Donzdorf sind zwei Teams in der Verbandsstaffel Nord vertreten. Zudem sind mit U15-Spielerin Annika Bischoff aus Albershausen, die vom TSV Weilheim zur TSG 1899 Hoffenheim gewechselt ist, und Amelie Woelki (U16), die vom FV 09 Nürtingen zum SC Freiburg gegangen ist, zwei neue Nationalspielerinnen aus dem Bezirk.Uwe Bauer