Die Zahlen sprechen für sich: 4402 Tage im Amt als Trainer, in dieser Zeit 1141 Mannschaftstrainings abgehalten, dazu noch zahllose Einzel- und Gruppentrainings, Hunderte Spielergespräche und Besprechungen geführt, 549 Spiele abgerissen und bei alldem 40.280 Kilometer zurückgelegt (das entspricht 23 Mal die Bundesrepublik von Süd nach Nord und zurück durchquert) – das ist die Summe des Wirkens der Brüder Martin und Andreas Braunmiller als Trainergespann des FTSV Kuchen, Martin Braunmiller als Headcoach, Andreas Braunmiller als Assistent.
Seit Juni kommen keine Trainings, keine Spiele, keine Gespräche, keine Kilometer mehr hinzu. Das Duo, das zwölf Jahre lang synonym stand für den Kuchener Fußball, hat sich nach Ende der Runde verabschiedet, obwohl die Abteilungsleitung trotz des Abstiegs aus der Bezirksliga die Zusammenarbeit gerne fortgesetzt hätte. Schließlich hatten die Braunmillers den Kuchener Weg geprägt, der da heißt, konsequent auf den Nachwuchs zu setzen und nicht auf kostspielige Legionäre. 38 Spieler, so hat es Martin Braunmiller festgehalten, haben in seiner Ära den Sprung von den A-Junioren zu den Aktiven geschafft. Und insgesamt sieben Jahre in der Bezirksliga zeigen auch, dass der Kuchener Weg erfolgreich war. Außerdem schweißen drei Ab- und ebenso viele Aufstiege zusammen.
Warum aber der Abschied? „Das waren zwölf sehr intensive Jahre in Kuchen. Und ich habe davor ebenso lange schon in Kuchen Jugendmannschaften trainiert, davor noch sechs Jahre in Gingen“, sagt Martin Braunmiller, „den Gedanken ans Aufhören oder Pausieren gab es gefühlt schon seit acht Jahren. Aber es gab nie den richtigen Zeitpunkt, es hat immer Spaß gemacht, mit den Jungs weiterzuarbeiten. Nun ist es nicht so, dass es plötzlich nicht mehr passen würde. Aber die Abteilungsleitung hat sich neu aufgestellt, das ist – so denke ich – nun tatsächlich der Zeitpunkt, an dem man mit einem guten Gefühl aufhören kann, an dem man nicht das Gefühl hat, jemanden im Stich zu lassen.“
Während der vergangenen zwölf Jahre, sagt Braunmiller, sei es nur im ersten Jahr so gewesen, „dass wir nicht bis zum letzten Spieltag um Aufstieg oder Klassenerhalt gespielt haben.“ Der Trainerjob habe einem dabei immer sehr viel gegeben, aber immer auch sehr viel von einem gefordert. Nach so einer langen, aufreibenden Zeit sei es einfach mal notwendig, wieder durchzuatmen, wieder Kraft zu tanken.
Ein anderer Grund für den Abschied sei, dass der Kuchener Weg immer schwieriger zu gehen sei. „Dieser Weg ist nicht vorgeschrieben, aber dafür stehen wir“, sagt Martin Braunmiller, „bei uns in Kuchen war es in den vergangenen Jahren so, dass wir Spieler abgeben und verlieren. Das heißt, wir bauen neue Spieler aus der Jugend ein. Aber wenn die Jugendarbeit schlechter wird, wird es schwieriger, bei den Aktiven das Niveau zu halten.“ Das sehe die Abteilungsleitung genauso. „Nur ist die Frage die: Was tun wir dafür? Da gibt es unterschiedliche Vorstellungen. Manchmal ist es da gut, wenn neue Ideen in den Verein kommen. Und der neue Trainer wird neue Ideen haben.“
Um die aktuelle Mannschaft, sagt Martin Braunmiller, mache er sich keine Sorgen. „Doch mittelfristig wird es schwieriger für Kuchen, wieder hochzugehen.“ Da müsse man den Hebel wieder verstärkt bei der Jugendarbeit ansetzen. Vor einigen Jahren sei noch die Bezirksstaffel das natürliche Habitat der A-, B- und C-Junioren gewesen, inzwischen bewege man sich in der Kreisstaffel. „Man kann es natürlich machen wie viele andere Vereine, die kaum oder keine Jugendarbeit betreiben und doch vorn mitspielen, weil sie Spieler von außerhalb holen. Ich rate davon ab“, betont Martin Braunmiller. „Der Ansatz muss sein, dass wir so gute Jugendarbeit machen, dass wir noch mehr powern müssen als andere, damit wir durch unseren Weg mit anderen Vereinen mithalten können.“ es