Fußball-Landesligist VfL Kirchheim steht schon wieder ohne Trainer da. Keine zwei Wochen, nachdem er den Posten des zurückgetretenen Armin Ohran übernommen hat, ist Nebih Kadrija ebenfalls zurückgetreten. „Keine Trainingsbeteiligung, kein Kadrija“, führt der 37-Jährige seinen überraschenden Rückzug auf die personelle Situation zurück, die durch Abgänge im Winter und kurzfristig hinzugekommene Langzeitverletzte verschärft wurde.
Da Anleihen aus der zweiten Mannschaft und der U19 laut Kadrija nicht in Sicht gewesen waren, musste der ehemalige Oberligakicker personell bedingt alle drei bisherigen Testspiele absagen. Zuletzt konnte er mit gerade mal sechs Mann trainieren. „Dass der Kader dünn ist, war mir bei Amtsantritt klar“, sagt er, „aber nachdem es kurz- und mittelfristig offenbar keine Unterstützung aus dem Unterbau geben wird, musste ich für mich Konsequenzen ziehen.“ Am Montagvormittag teilte er seinen Entschluss VfL-Abteilungsleiter Marc Butenuth mit. „Ich bin völlig perplex“, musste dieser am Montagabend gestehen, dass ihn die Nachricht mehr als unvorbereitet getroffen hat – zumal Kadrija als verheißungsvoller Ohran-Nachfolger angepriesen worden war. „Er schien als Kirchheimer Urgestein die perfekte Lösung“, sagt Butenuth, der den Vorwurf der fehlenden Unterstützung aus dem Unterbau nur bedingt gelten lassen will. „Wir haben Nebih nichts Falsches versprochen. Junge Spieler kann man aber nicht einfach zu etwas zwingen, da muss man mit Bedacht Gespräche führen. Nebih hat offenbar die Geduld und Überzeugung gefehlt, dass das noch klappen könnte.“
Allerdings werden aus dem Dunstkreis der Mannschaft seit Saisonbeginn interne Verwerfungen kolportiert, die nach den Abgängen von Identifikationsfiguren wie Markus Großhans, Marcel Helber und Tim Sternemann die Stimmung immer mehr getrübt hätten. Ob die sportlich maue Bilanz – der VfL schwebt als Tabellenvorletzter in akuter Abstiegsgefahr – Ursache oder Wirkung dieser Entwicklung ist, bleibt unklar. Dass sie einen auf Befindlichkeiten stets bedachten Trainer wie Armin Ohran zu einem vorzeitigen Abschied gebracht haben, muss nun offenbar dessen Nachfolger mit ausbaden. Hinter vorgehaltener Hand wird gemunkelt, dass sich der fehlende Zusammenhalt innerhalb der Mannschaft in der von Kadrija bemängelten schlechten Trainingsbeteiligung niedergeschlagen hat. „Ich bin mit mir völlig im Reinen, aber unter den Voraussetzungen kann ich nicht arbeiten“, sagt Kadrija.
Wer seinen Posten übernimmt, bleibt vorerst offen. Die Verantwortlichen um Marc Butenuth wollten sich am Montagabend besprechen – klar ist laut des Abteilungsleiters nur eines. „Die Außendarstellung für uns ist natürlich sehr unglücklich.“