Dem TV Neidlingen sei Dank: Ohne dessen erfolgreiche Wiederbelebung bei der Ausrichtung 1996 wäre das Teckbotenpokal-Turnier ebenso wie das Göppinger Zeitungsturnier wohl auf Nimmerwiedersehen von der Bildfläche verschwunden. Denn Anfang der Neunzigerjahre waren sowohl Zuschauer- als auch Mannschaftszahlen stark rückläufig gewesen – nach drei Jahrzehnten hatte sich der alte Turniermodus überlebt. Kritisiert wurden vor allem der zeitaufwendige Austragungsmodus (zwei getrennte Vorrundenturniere an verschiedenen Schauplätzen, das Endspiel erst Tage später) sowie fehlendes, familienfreundliches Rahmenprogramm.
Als das Turnier kaum mehr Ausrichtervereine fand und inmitten seiner tiefsten Existenzkrise steckte, initiierten vorausblickende Sportfunktionäre 1995 in der Weilheimer Stadiongaststätte einen runden Tisch mit Bezirksfunktionären, Vereinsbeauftragten und der Teckboten-Sportredaktion. Thema: Die Zukunft des Turniers. Es brauchte gut zwei Stunden, eine hitzige Debatte und schließlich noch eine Kampfabstimmung, bis die Meinungsbildung im Saal abgeschlossen war. Danach waren zwei Dinge klar. Erstens: Weitere Neuauflagen des Turniers in alter Form wird es künftig keine mehr geben. Zweitens: Stattdessen wird ein neues Turnierformat in einem Zeitfenster von einer Woche installiert, wobei die Spiele-Organisation nur noch einem Ausrichterverein obliegt (vorher drei). Die Erhöhung der Preisgelder und der Mannschaftszahlen sowie die Schaffung zusätzlicher Turnier-Attraktionen jenseits der Spielfelder waren weitere Punkte, die seinerzeit in die Weilheimer Beschlüsse einflossen. Jene hatten nur eines zum Ziel: Dem Teckbotenpokal ein zeitgemäße(re)s Erscheinungsbild zu verpassen – ihn vom Kicker-Treff an mehreren Schauplätzen zu einem zentralen Fußball-Event mit familienfreundlicher Atmosphäre umzumodeln.
Im Sommer ‘96 versuchte der heutige 800-Mitglieder-Verein TV Neidlingen unter Federführung des damaligen Fußball-Abteilungsleiters Reiner Kuch, das beschlossene Turnier-Konzept möglichst eins zu eins umzusetzen. Was schließlich perfekt gelang. Am Ende strömten zu den 31 Fußballspielen unterm Reußenstein 3 700 Zuschauer, und zu den abendlichen Events im Festzelt erschienen nochmals einige Tausend. Kuch und Co. hatten alles richtig gemacht. Dass sozusagen halb Neidlingen in der Teckbotenpokal-Woche aktiv mitgeholfen hatte beim gewiss nicht einfachen Management des Premierenturniers, zahlte sich in klingender Münze aus. Über 30 000 DM spülte die Veranstaltung in die TVN-Kasse – eine Summe, die alle Erwartungen bei Weitem übertraf.
Doch die kreativen Neidlinger hatten sich auch einiges einfallen lassen beim Veranstaltungs-Höhepunkt im Jahr des 25-jährigen TVN-Fußballjubiläums. Ein roter Ferrari, gut sichtbar platziert im vorderen Zuschauer-Eingangsbereich und zu gewinnen für ein Wochenende (als Hauptpreis beim Torwandschießen), war ebenso ein Novum wie das Festzelt mit täglichem Abendprogramm, Essens- und Getränkestände, Losverkauf, Premiere-Fußballecke und die ausgedehnte, musikalisch umrahmte Siegerehrung, die so lange dauerte wie das Endspiel zwischen dem TSV Jesingen und dem TV Hochdorf (1:0) zwei Stunden zuvor. Eingefleischte Fußball-Puristen deklarierten den Rahmenprogramm-Anteil in Neidlingen später als zu zeitraubend, doch bei der breiten Masse hatte das TVN-Event den Geschmack voll getroffen. In den Chor der Applaudierer stimmte schließlich auch Neidlingens damaliger Bürgermeister Ulrich Rieker ein. Rieker bilanzierte „eine Woche mitreißenden Sports“.
Anders als in Neidlingen, wo die interessierte Fußball-Klientel an acht Tagen ein geballtes Spiele-Stakkato mit der Gesamtdauer von 1 900 Fußball-Minuten erleben konnte, tickten die Uhren bei den Teckbotenpokal-Turnieren der Vorzeit um einiges langsamer. Die Vorrunden-Turniere zwischen 1961 und 1995 erstreckten sich fast immer über zwei verschiedene Wochenenden, und das krönende Finale war dann noch nicht gespielt. Selbiges fand üblicherweise Tage später statt, wobei Spielort und genaue Anpfiffzeit von den Vertretern der zwei Siegermannschaften zuvor erst noch ausgehandelt werden mussten. Das konnte in Zeiten, als es noch keine E-Mails und Handys gab, manchmal ziemlich lange dauern. Oft erfuhr die Teckboten-Sportredaktion vom endgültigen Finaltermin erst zwei Tage vorher: Für eine ausführliche Vorschau in der Montagsausgabe war es dann zu spät. Also erschien sie am Dienstag – das wiederum war für manchen potenziellen Final-Zuschauer zu spät.
200, 300, bei brisanten Duellen schon mal 400 oder 500 – das waren die Final-Besucherzahlen bei den ersten 34 Teckbotenpokal-Turnieren. Heutzutage kratzt die Marke fast regelmäßig am vierstelligen Bereich: Neben den waschechten Fußball-Insidern zieht‘s auch die (Spieler-)Frau nebst Kindern zum Cup der Heimatzeitung auf den Sportplatz. Eine schöne Entwicklung, die den Turnierausrichtern neuerdings gut gefüllte Kassen beschert. Selbige ist im Übrigen hochverdient: Schließlich sind es die Vereine, die eine volle Woche lang die Arbeit haben.