Wenn in einer Beziehung einer der beiden Partner fremdgeht, muss etwas im Argen liegen. Besonders dann, wenn derjenige ganz offen über seine Seitensprünge spricht und weitere ankündigt. Dass sich Kirchheims Korbjäger am Samstag zum dritten Mal außerhalb ihrer Ritterburg vergnügen, zeigt, dass es zwischen den Knights und ihrem Stammsitz unter der Teck kriselt.
Ob das sportliches Aushängeschild der Stadt dabei bewusst in die Arme einer anderen gedrängt wird? Die fehlende Perspektive seitens Verwaltung und Gemeinderat, längerfristig ein Paar bleiben zu wollen, hat den Leidensdruck bei den Knights über die Jahre zumindest so stark erhöht, dass sie sich nach neuen Liebhabern umschauen – nicht, weil sie wollen, sondern weil sie müssen: Spätestens in viereinhalb Jahren entscheidet sich, ob Profibasketball made in Kirchheim eine Zukunft hat. Da die Sporthalle Stadtmitte mit Beginn der Saison 2028/29 nicht mehr den Anforderungen der 2. Liga entsprechen wird, stellt sich bereits jetzt die Gretchenfrage: Umziehen oder untergehen?
Obwohl man weder Basketball-Fan noch Knights-Anhänger sein muss, um die richtige Antwort zu geben, gibt es noch eine dritte Möglichkeit: umdenken. Dass die Diskussion um einen Hallenneubau von Kritikern stets an den Knights aufgehängt wird, ist gleichermaßen falsch wie fatal. Unter dem mittlerweile nachgewiesenen Mangel an Kapazitäten leiden in Kirchheim in erster Linie der Vereins- und der Schulsport und damit vor allem Kinder und Jugendliche. Warum um diese Gruppe nicht schon längst eine Lobby entstanden ist, die sich für Lösungen in der Hallenfrage starkmacht, bleibt ebenso rätselhaft wie die Gleichgültigkeit, mit der nicht wenige offenbar bereit wären, die Knights im Notfall tatsächlich über die Klinge springen zu lassen.
Klar ist: Um Risse in einer Beziehung zu kitten, ist viel Arbeit nötig. Voraussetzung ist, dass beide Partner der Meinung sind, dass sie es wert ist. Die Knights als Kirchheimer Institution, die sich mehr und mehr vernachlässigt fühlt, haben ihre Meinung – aber vielleicht bald einen anderen Partner, wenn der bisherige sich nicht endlich bewegt und die Seitensprünge als Alarmsignal versteht. Denn was man am anderen hat, merkt man oft leider erst dann, wenn er weg ist.