Wegen Spielermangels zieht der TSVN sein Kreisliga-A-Team zurück
Notzinger melden Mannschaft ab

Fußball-A-Ligist TSV Notzingen hat seine Mannschaft für die kommende Saison abgemeldet, nachdem nahezu alle Spieler den Verein verlassen haben. Während der TSVN-Gesamtvorsitzende Wolfgang Schäfer im Zusammenhang mit dem Spielexodus seine beiden Söhne in Schutz nimmt, hagelt es vom Bezirksvorsitzenden heftige Kritik: Karl Stradinger fühlt sich von den Notzinger wortwörtlich verarscht und behält sich sportrechtliche Schritte vor.

Notzingen. Den Anfang vom Ende für Notzingens Kreisligakicker zeitlich festzumachen, ist schwer. Nahezu die komplette vergangene Saison plagten Trainer Thomas Eppinger Personalsorgen, die vor allem aufgrund von Verletzungen entstanden. So schwierig es in diesem Zusammenhang war, sonntags eine schlagkräftige Elf auf den Rasen zu bekommen, so schwierig gestaltete sich die Personalsituation abseits des Platzes. Seit Mitte März hatten die Fußballer keinen offiziell gewählten Abteilungsleiter, nachdem sich niemand für die Nachfolge des Duos Peter Müller/Mario Mettang hatte finden lassen. Als Mädchen für alles fungierte seitdem Thomas Eppinger, der jedoch bereits schnell signali­sierte, dass er den Trainerposten zur neuen Saison abgeben wolle. Nachdem der von Eppinger vorgeschlagene Roland Keck dem Verein jedoch abgesagt hatte, begannen die ersten Spieler dem TSVN den Rücken zu kehren. „Vielen war die Zukunft in Notzingen wegen der ungeklärten Trainerfrage offenbar zu unsicher“, resümiert der Gesamtvereinsvorsitzende und langjährige Abteilungsleiter Wolfgang Schäfer.

Dass die meisten Spieler den Verein nur wegen seiner beiden als streitbar geltenden Söhne Fabian und Ingo verlassen haben sollen, will der TSVN-Boss nicht unkommentiert stehen lassen. „Den beiden allein die Schuld zu geben, ist nicht richtig“, so Schäfer, „um irgendwelchen Stimmungen in der Mannschaft entge­genzuwirken, ist in erster Linie der Trainer gefragt. Von ihm gab es in dieser Hinsicht aber keine Aussage.“

Nachdem immer mehr Spieler den Eichert verließen, schossen Gerüchte ins Kraut, die Notzinger müssten mangels Personal ihre Mannschaft abmelden. Als der Bezirksvorsitzende Karl Stradinger davon Wind bekam, setzte er sich mit TSVN-Spielleiter Dieter Krauss in Verbindung. Dieser versicherte ihm am Vortag des Staffeltags am 29. Juni, dass laut Schäfer ein Team gemeldet würde. Pikant ist das Datum deshalb, da bei einer Notzinger Abmeldung vor dem 30. Juni der sportlich abgestiegene FV 09 Nürtingen II die Klasse gehalten hätte. Dass die Notzinger nun knapp drei Wochen später die Rolle rückwärts vollziehen, stößt dem Bezirksvorsitzenden sauer auf. „Das ist eine Sauerei, ich fühle mich schlichtweg verarscht.“

Wolfgang Schäfer kontert die Kritik prompt. „Am 29. Juni war ich noch optimistisch, dass wir genügend Spieler zusammenbekommen“, sagt er, „und solange noch ein Funken Hoffnung glühte, wollte ich die Mannschaft nicht abmelden.“ Karl Stradinger bewertet dies wiederum als Schutzbehauptung, damit der Verein nach Ende der Saison am 30. Juni noch Ablöse für abgewanderte Spieler kassieren konnte. Nicht nur deshalb kündigt der Bezirksvorsitzende („die Vorgehensweise der Notzinger ist sehr unsportlich“) rechtliche Schritte gegen den Verein an. „Das Sportgericht kann zum Beispiel prüfen, wie viele Spielerpässe zum Zeitpunkt meines Gesprächs am 29.  Juni überhaupt noch in Notzingen waren“, so Stradinger.

Unabhängig davon, ob und wie die Bezirkssportrichter tätig werden, schwillt Wolfgang Schäfer der Kamm. „Soll mir doch keiner vom WFV von Fairness reden. Da bekomme ich einen Lachkrampf.“ Schäfer spielt damit auf die Pass-Affäre um Ex-Spielertrainer Vilson Bibaj an, in deren Folge den Notzingern vor zwei Jahren so viele Punkte abgezogen worden waren, dass sie nachträglich in die Kreisliga B absteigen mussten – dort kann der Verein zur Saison 2013/14 einen Neuanfang wagen, nachdem sie nun als erster Kreisliga-A-Absteiger feststehen. „Wir versuchen alles, um übernächste Saison eine Mannschaft zu melden“, so Schäfer, „leicht wird das aber nicht.“