Nicolai Aldinger träumt von einer Medaille bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris. Für dieses Ziel hat der 34-jährige Berufsreiter aus Notzingen die Zügel angezogen, seine und die Gangart seiner Pferde – bildlich gesprochen – vom verhaltenen in den gestreckten Galopp gesteigert. Bestätigt hat er seine Ambitionen mit jüngsten Erfolgen wie zuletzt mit dem fünften Platz beim hochkarätig besetzten Vielseitigkeits-Wettbewerb „Oktober Festival“ im polnischen Strzgom.
Hinter der siegreichen Finnin Sanna Siltakorpi (35) lag Aldinger mit seiner neunjährigen irischen Stute „Power Supreme“ nach Dressur und Geländeritt lange auf Silber-Kurs – bis ihn ein ärgerlicher Abwurf vier Fehlerpunkte kostete. So wurde der Warendorfer Felix Engel als Dritter vor ihm noch bester Deutscher (50,7 : 51,8 Punkte). 2020 vor der Corona-Pause hatte Aldinger mit dem zwölfjährigen Schimmel „Timmo“ den Wettbewerb gewonnen.
„Nico“ war schon als kleiner Junge im Ponysattel erfolgreich. Zu Hause in Notzingen trainierten ihn Vater und Mutter, ebenfalls aktive Reiter. Als Erwachsener zog es ihn ins Pferdemekka Westfalen. Er wurde Praktikant und Lehrling im Turnier- und Ausbildungsstall von Mannschafts-Olympiasieger Andreas Dibowski in Döhle bei Luhmühlen. Inzwischen arbeiten die beiden Freunde eng zusammen. Aldinger hat seinen eigenen Stallbereich mit zehn Boxen. Er ist selbstständiger Ausbilder und hält Lehrgänge ab, gelegentlich auch bei Landsleuten im „Ländle“.
Sportlich ging es ebenfalls steil bergauf. Seine jüngsten Erfolge honorierte die Deutsche Reiterliche Vereinigung mit der Berufung in einen achtköpfigen Perspektivkader, der hinter den neun Reiterinnen und Reitern des Olympiakaders, unter anderem mit Stars wie Michael Jung und eben Dibowski, rangiert. Bei der WM vor fünf Wochen in Italien, bei der Deutschland Mannschafts-Gold gewann, war Aldinger schon als Ersatzmann nominiert.
Sein nächstes großes Ziel ist die Europameisterschaft 2023 in Haras du Pin (Frankreich). Dafür muss sich der sattelfeste Schwabe über drei Turniere qualifizieren: Marbach, Luhmühlen und Aachen. Bei der ersten Station von 11. bis 14. Mai spielt dabei sein Vater eine nicht unwesentliche Rolle: Dieter Aldinger, Vorsitzender der Interessengemeinschaft Vielseitigkeitsreiterei (IGV), ist beim Vier-Sterne-Turnier auf dem Haupt- und Landgestüt Marbach der Turnierleiter.