Ehingen. Es wäre ein Befreiungsschlag der spektakulären Art gewesen: Hätte VfL-Abwehrmann Michael Hofstetter eine Minute vor Spielende mit seinem Seitfallzieher im Ehinger Strafraum nach direkt angenommenem Freistoß von Gaetano Caruana das Tor statt des Pfostens getroffen, wären die Kirchheimer vermutlich als Sieger vom Platz gegangen und das Comeback im Kampf um den Klassenerhalt perfekt gewesen.
Hätte, wäre, wenn – nachdem Fußball nicht im Konjunktiv gewonnen wird, stehen die Teckstädter nach dem gestrigen Nachholspiel bei der TSG Ehingen nicht mit drei, sondern nur mit einem Punkt da. Zu wenig, um sich im Keller der Verbandsliga entscheidend Luft zu verschaffen. Für VfL-Coach Ralf Rueff aber immerhin genug, um in Optimismus zu machen. „Wir haben vieles richtig gemacht, aber am Ende hat uns das nötige Quäntchen Glück gefehlt“, befand der Trainer nach einer Nullnummer, die aus Kirchheimer Sicht trotzdem nervte.
Zu überlegen waren die Teckstädter vor allem in der zweiten Halbzeit, in der sie eine gefühlte Ballbesitzquote von 70 Prozent und die daraus resultierenden Torchancen hatten. Die neben Hofstetters Beinahe-Tor in der 89. Minute besten gab‘s kurz nach der Pause. Zunächst scheiterte Moritz Gutmann, der nach einem sehenswerten Sololauf von Roberto Forzano durch die Ehinger Hälfte bedient worden war, mit einem Schuss aus elf Metern am Ehinger Mrochen, der für seinen bereits geschlagenen Keeper auf der Linie retten musste (46.). Zehn Minuten später tankte sich Forzano erneut durch die TSG-Reihen, ehe er aus sieben Metern am Ehinger Schlussmann Hirschle scheiterte, der Forzanos Schuss aus spitzem Winkel mit einer Glanzparade entschärfte.
Dass die Gäste in den zweiten 45 Minuten derart aufdrehen würden, war nach dem ersten Durchgang nicht unbedingt zu erwarten gewesen. Da hatten sowohl der VfL als auch die gastgebenden Ehinger den 150 Zaungästen fußballerische Magerkost geboten. Im Duell zweier verunsicherter Kellerkinder überboten sich beide Teams an Ungenauigkeiten im Spielaufbau und langweiligem Mittelfeldgeplänkel. Die erste Halbzeit offenbarte einmal mehr, woran es beim VfL in dieser Saison krankt: einem im Mittelfeld initiierten Offensivspiel, aus dem gefährliche Torraumszenen resultieren. Kaum zufällig waren die drei Großchancen aus einem Freistoß und der Tatsache, dass sich Stürmer Forzano den Ball selbst aus dem Mittelfeld geholt hatte, entstanden.
Im Fall der gestrigen Partie mag als Erklärung für den kaum ausgeprägten Spielaufbau gelten, dass der Trainer kurzfristig umstellen musste, nachdem seine etatmäßige Doppel-Sechs mit Marcel Helber und Moritz Gutmann gesprengt worden war. Der vor elf Tagen im Bonlandenspiel verletzte Helber, sonst mit für das Kreative bei den Blauen verantwortlich, hatte einen Belastungstest kurz vor Spielbeginn nicht bestanden und wurde so durch Denis Marcelles ersetzt, der aus der Abwehrkette auf die Sechs rückte. Dass der in der Breite qualitativ eher dünn besetzte VfL trotzdem näher am Sieg war als die Ehinger, macht das Remis nur umso bitterer. Zumal in den nächsten beiden Spielen vergleichsweise schwerere Gegner warten. Am kommenden Sonntag geht‘s zur SV Böblingen (7.), ehe am Samstag drauf Titelkandidat FC Heidenheim II (4.) an der Jesinger Allee gastiert.
Wie man dem FCH Paroli bietet, hat Aufsteiger VfB Bösingen gestern Abend eindrucksvoll bewiesen. Bis kurz vor Schluss führte der Tabellenvorletzte 2:0, ehe die Drittligareserve noch das 2:2 erzielte.