Das letzte Saison-Heimspiel der Knights wird zum denkwürdigen Termin
„Nur, wenn die Halle bebt“

Ist es die letzte Chance, den Kopf doch noch aus der Schlinge zu ziehen oder wird das morgige Duell gegen Heidelberg (20 Uhr) für Kirchheims Basketballer zum vorerst letzten Heimspiel in der Pro A? Auch wenn die Zahl derer, die nicht mehr an die Rettung glauben, wächst: möglich ist noch immer alles.

Kirchheim. Bis vergangenen Sonntag um 16.30 Uhr war die Welt bei Kirchheims Basketballfans noch in Ordnung. Sämtliche Gegner im Rennen um den Klassenerhalt hatten den ersten Teil der Kirchheimer Hoffnungen an diesem Wochenende brav erfüllt und ihre Spiele verloren. Ein Sieg beim Lieblingsgegner Düsseldorf und die Knights wären um drei Positionen auf Platz zwölf geklettert. Zehn Spielminuten und einen veritablen Schock später war klar, weshalb Kirchheims Übungsleiter von Rechenspielchen vor entscheidenden Duellen ungefähr so viel hält wie der Papst von freier Liebe. Was bis zum Viertelergebnis von 10:27 über die Gäste hereinbrach, hatte keiner auf der Rechnung. Frenkie Ignjatovic studierte das Anfangsviertel hinterher gleich mehrmals auf Video. Das Fazit blieb immer das gleiche: „Düsseldorf hat einfach einen bärenstarken Start erwischt.“ Seiner Mannschaft wollte er danach keinen Vorwurf machen: Sie habe drei Viertel lang bedingungslos gefightet. In anderen Worten: Kirchheim rannte dem Rückstand bis zum Ende erfolglos hinterher. In der Hinrunde hätte er diesem Spiel überwiegend Positives abgewonnen, beteuert der Trainer. Zwei Spieltage vor dem möglichen Abstieg ist es einfach nur zum Haareraufen.

Der Einsatz stimmt, doch äußerst sich die wachsende Nervosität in dauerhaft schwachen Wurfquoten. Diesmal war es Justin Stommes, der mit einem einzigen Treffer bei 13 Versuchen den mitgereisten Anhang an den Rand der Verzweiflung trieb. Versagensängste, davor scheinen weder Einzelgespräche wie sie Ignjatovic unter der Woche zuhauf geführt hatte, ein wirksamer Schutz zu sein, noch das Mehr an Profijahren, das Tomasevic, Brooks, Burnette und Co. gegenüber ihren meist jüngeren Gegnern auf dem Buckel haben. An Letzteres hat sich manch einer in der zweiten Spielhälfte zwar erinnert, doch da war es schon zu spät. Dabei wären es die Rheinländer gewesen, die trotz fast makelloser Heimbilanz beim Namen Kirchheim hätten weiche Knie bekommen müssen. Kein Gegner hatte die Didin-Truppe in der Vergangenheit häufiger gedemütigt als der vermeintliche Underdog aus der Teck-Provinz.

Morgen gegen Heidelberg sieht das ganz anders aus. Da könnte einem als Kirchheimer schon mal flau im Magen werden, sofern man über ein intaktes Erinnerungsvermögen verfügt. Das Hinspiel am Neckar jedenfalls war eine der schwärzesten Stunden einer an Glanzpunkten nicht gerade reichen Saison. Beim 74:99 Mitte Dezember trug das Schreckgespenst den Namen Devin White. Der 24-jährige Forward des USC erledigte die Aufgabe mit 27 Punkten, acht Rebounds und sechs Korbvorlagen fast im Alleingang. Vergangenes Wochenende gegen Cuxhaven legte White noch einen drauf, war mit 30 Punkten erneut Topscorer, auch wenn es diesmal nicht zum Sieg reichte. White ist athletisch, schnell und ständig in Bewegung. Sicher aus der Distanz, durchsetzungssstark in der Zone und schwer zu verteidigen. „Sich allein auf ihn zu konzentrieren, wäre jedoch falsch“, sagt Ignjatovic. „Wir müssen Heidelberg früh im Spielaufbau stören und versuchen, Fastbreaks zu stoppen.“ In der Tabelle stehen die Uni-Basketballer zurzeit etwas verloren da. Im Niemandsland, irgendwo zwischen „nicht können“ und „nicht müssen.“ Jeweils zwei Siege trennt die Mannschaft von Tony Garbelotto nach oben von den Play-off-Plätzen und nach unten von der Abstiegszone.

Frenkie Ignjatovic jedenfalls rechnet mit keinem Gegner, der am vorletzten Spieltag bereits auf Komfort-Modus geschaltet hat. „Wir müssen ans Limit gehen und brauchen die Fans. Nur, wenn die Halle von der ersten Sekunde an bebt, haben wir eine Chance“, sagt der 46-Jährige vor dem vielleicht wichtigsten Spiel seiner bisherigen Zeit als Coach in Kirchheim. Tim Burnette und Dominik Schneider sind die beiden einzigen, die morgen mit Abstrichen leben müssen. Burnette hat noch immer eine Schwellung an der linken Hand – was in Düsseldorf immerhin zu einem Sieben-Minuten-Einsatz und drei Dreiern reichte – Schneider hat nach langer Verletzungspause noch Trainingsrückstand. Dafür wird Besnik Bekteshi erneut auflaufen.

An einem Sieg morgen führt kein Weg vorbei. Darüber hinaus heißt es, schauen, was die Konkurrenz macht. Bereits heute Abend empfängt der Dreizehnte Paderborn die BG Karlsruhe. Crailsheim und Gotha jagen sich morgen die Punkte gegenseitig ab. Gewinnt Gotha bei den Merlins und Kirchheim sein Heimspiel gegen Heidelberg, wäre es denkbar, dass vor dem letzten Spieltag fünf Mannschaften punktgleich im Tabellenkeller stehen. Die Knights würden dann aufgrund des direkten Vergleichs zumindest bis zum Saisonfinale am Samstag in Göttingen zwei Plätze gut machen. Spannend bis zum letzten Spieltag bleibt es auf jeden Fall.