VfL-Turnerinnen starten nach dem Zweitligaabstieg erstmals in der 3. Liga
Ohne Druck zu neuen Ufern

Alles neu macht der Mai: Auch für die Turnerinnen des VfL Kirchheim, die am kommenden Sonntag zum ersten Mal seit 2002 nicht in der 1. oder 2. Bundesliga antreten müssen. Da die eigene Leistungsstärke genauso schwer einzuschätzen ist wie die der sieben Gegner, sind Prognosen und Zielvorgaben vor dem Drittligaauftakt nur schwer möglich. Beim VfL verspricht man sich unabhängig davon eine Saison ohne Druck.

Kirchheim. Enttäuscht, angriffslustig, optimistisch? Fragt man Michaela Pohl nach der Gemütslage bei den VfL-Turnerinnen vor dem Saisonstart in der 3. Liga, fallen diese Worte nicht. Nach dem Abstieg aus der 2. Liga atmet die seit fünf Jahren zuständige Trainerin lieber mit einem Lächeln durch. „Entspannter“, beschreibt sie die Stimmung vor dem ersten Wettkampf am kommenden Sonntag in Mannheim.

Eine Erwartungshaltung an die Mannschaft, die im vergangenen November nach vier Jahren Zweitligazugehörigkeit abgestiegen war, gibt es nicht. Beim VfL wird weder vom Wiederaufstieg noch vom Abstiegskampf gesprochen. „Den Riesendruck gibt es nicht. Wir nehmen‘s wie es kommt und machen das Beste draus“, sagt Michaela Pohl, die vor allem die Leistungsstärke der sieben Gegner nur schwer einschätzen kann.

Neben dem VfL als Absteiger sind vier Aufsteiger aus der Regionalliga Nord und Süd neu mit dabei. Aus der vergangenen Drittligasaison sind nur der TV Überlingen, der TV Elz und die TG Breisgau übrig. Ob und welches Team für die Teckstädterinnen schlagbar ist, weiß niemand, zumal Michaela Pohl auch keine aufwendigen Recherchen über die Konkurrenz anstellt. „Warum sollte ich?“, winkt sie ab, „davon werden meine Mädels auch nicht besser.“

Der VfL geht mit acht Turnerinnen in die drei Wettkämpfe umfassende Saison. Aus der letztjährigen Mannschaft sind Lisa Kiedaisch (17), Lory Fröchtling (14), Joanna Preuss (13), Lea Voith (12), Hanna Grosch (21) und Sita Fuchs (12) auch eine Etage tiefer am Start. Neu im Kader sind mit Nele Bauerfeld (12) und Tamea Friedl (12) zwei Nachwuchskräfte aus dem Kunstturnforum Stuttgart, die nach dem Willen der Landestrainer im VfL-Dress Wettkampferfahrung sammeln sollen. Nur auf Abruf steht Pia Pohl (19) auf dem Kirchheimer Meldebogen. Ein Einsatz in Mannheim käme für die Punktegarantin der vergangenen Jahre nach überstandener Knieverletzung noch zu früh. Dass sie am 20. Oktober in Heidenheim oder beim Heimwettkampf am 10. November in der Kirchheimer Sporthalle Stadtmitte starten kann, ist jedoch nicht ausgeschlossen.

Spätestens dann wird auch feststehen, wohin die Reise für den VfL geht. Belegt man nach den drei regulären Saisonwettkämpfen den ersten oder letzten Platz, geht‘s entweder direkt rauf in die 2. Liga oder runter in die Regionalliga. Der Tabellenzweite und -dritte dürfen im Aufstiegsfinale zur 2. Liga ran, der Sechste und Siebte kämpfen gegen zwei Regionalligavertreter um die letzten beiden Drittligatickets. Die entscheidenden Wettkämpfe finden am Wochenende des 7. und 8. Dezember im westfälischen Hamm statt.

Ob und wenn ja für welchen der beiden Wettkämpfe der VfL infrage kommt, kann Michaela Pohl nicht beantworten. Nur so viel: „Wir haben eine ausgeglichene Mannschaft und kein Problemgerät.“ Soll heißen, dass die Kirchheimerinnen sowohl an Boden, Stufenbarren, Schwebebalken und Sprung gut aufgestellt sind. Jeweils fünf Turnerinnen müssen an einem Gerät ran, wobei die Regularien eine Streichwertung vorsehen. „Das kommt uns als Mannschaft mit einem niedrigen Altersdurchschnitt entgegen“, weiß Pohl um die einzig im Vorfeld auszumachende Schwäche: fehlende Erfahrung. Ein Vorteil könnte in diesem Zusammenhang der TV-Auftritt bei „Wetten, dass . . .?“ im Februar sein: Wer live vor einem Millionenpublikum die Nerven behält, müsste auch an neuen Ligaufern die nötige Coolness an den Tag legen, um erfolgreich zu sein. Entspannt sind sie beim VfL ja ohnehin schon.