Lutz Pauels ist Präsident des Eissportverbandes im Südwesten
„Ohne Privattrainer geht es nicht“

Wer im Eiskunstlaufen Erfolg haben will, muss im Kindesalter damit anfangen. Auch für Eltern ist der Sport aufwendig und teuer. Lutz Pauels, ­Präsident des Eissportverbandes Baden-­Württemberg spricht von ­einem Strukturproblem.

Herr Pauels, ist Eiskunstlaufen ein elitärer Sport?

Pauels: Elitär würde ich nicht sagen, aber es ist auf jeden Fall eine der teureren Sportarten.

Was ist das Teuere daran?

Pauels: Generell könnte man sagen, Eis ist teuer. Es gibt wenig Eissportstätten, die zudem sehr kostspielig sind. Das schlägt sich in sämtlichen Beiträgen und Gebühren nieder. Der Hauptkostenfaktor sind allerdings die privaten Trainerstunden, ohne die es ab einem bestimmten Leistungsstand nicht mehr geht.

Warum deckt dies das Vereinstraining nicht ab?

Pauels: Bei uns im Eishockey betreut ein Trainer 20 Leute. Es ist das Grundproblem jeder Individualsportart im Vergleich zum Mannschaftssport. Man kann das mit dem Tennis vergleichen. Je technischer eine Individualsportart ist, desto höher der Bedarf individueller Förderung. Bei Kindern im Einstiegsalter sind die Trainingsgruppen größer. Das können die Vereine noch abdecken. Mit zunehmender Leistungsstärke werden sie immer kleiner. Ab einem gewissen Punkt geht es nicht mehr ohne zusätzliche private Trainerstunden.

Verfügen die Vereine denn über ausreichend Trainer?

Pauels: Das ist sicherlich ein Grundproblem. In früheren Jahren, besonders nach dem Mauerfall, hatten wir in Deutschland viele Trainer aus Osteuropa. Heute ist es schwer hoch qualifizierte Kräfte zu bekommen, weil sich als Privattrainer oder in Ländern wie USA und Kanada sehr viel mehr Geld in diesem Sport verdienen lässt. Nur ein Beispiel: Wir haben letzthin die Stelle des Landestrainers bundesweit ausgeschrieben. Es kamen exakt zwei Bewerbungen zurück. Hier haben wir ein Strukturproblem, das wir diskutieren müssen. Das gilt auch für den Kampf aller Sportarten um immer weniger Talente.

Wie viel Kostenaufwand im Eiskunstlaufen bleibt an den Eltern hängen?

Pauels: Geschätzt würde ich sagen, mindestens 500 Euro pro Monat und mehr, je nach Leistungsstand.

Wie viele Eltern machen das mit?

Pauels: Von den Kindern, die in den Schnupperkursen im Verein beginnen, wechselt höchstens die Hälfte ins reguläre Training. Davon landen vielleicht zehn Prozent danach im Landeskader. Wie häufig finanzielle Gründe mitspielen, dass Kinder aufhören, ist schwer zu sagen.