Pferdesport
Olympiamedaillen bringen Impulse

Das Weilheimer Reit- und Springturnier bietet wieder Besonderheiten und speziell für den Nachwuchs eine ideale Bühne. Das RFV-Team schultert die Aufgabe erneut routiniert.

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Turniersprecher Frank Reutter bewies am Mikrofon feinen Humor. „Falls sie jetzt noch rausfahren wollen, drandenken, dass wir sind bald für gut eine Stunde von der Außenwelt abgeschnitten sind“, warnte der Wernauer die Anwesenden pointiert vor. Kurz danach wurde am Samstagmittag, wie angekündigt, die Zufahrtsstraße zum Gelände des Reit- und Fahrvereins Weilheim gesperrt. Der Deutschlandtour-Tross zog nur einen Steinwurf entfernt vorbei, mit über 110 Profi-Radrennfahrern, Dutzenden Begleitfahrzeugen, Fernsehteams plus Polizeiautos und -motorrädern. Eine ganz besondere Show.

Mit dieser außergewöhnlichen Situation ging das Reitturnier-Organisationsteam ganz unaufgeregt um. Auch als am Sonntagmorgen eine Regenfront durch Schwaben zog, das Weilheimer Reitgelände bewässerte, brach keine Panik aus. „Die Investitionen der vergangenen Jahre zahlen sich eben aus“, ordnete der Zweite RFV-Vorsitzende Gregor Küstermann das Thema ein. Durch gezielte Baumaßnahmen wurde der Reitplätze-Untergrund mit professionellen Terratex-Belag fit für die Zukunft gemacht – Regen führt dadurch praktisch zu keinerlei Komplikationen mehr.  

Fakten, die nicht nur bei Routiniers punkten, sondern auch beim Nachwuchs. „Schon toll, dass wir hier so gute Plätze haben“, lobte beispielsweise Lina Hirche. Die 12-jährige Springreiterin aus der Nachwuchsgruppe des RFV Weilheim ist praktisch Dauergast am Egelsberg. „Nur montags hat mein Pferd Infinity 53 mal frei“, scherzte die Schülerin.

Auch besonders beim Turnier 2024: Nur wenige Tage nach Ende der Olympischen Spiele in Paris plus Medaillensegen für die deutsche Reitergilde sorgte das Weltereignis beim lokalen Nachwuchs immer noch für einen Positiveffekt. „Ich habe fast alles geschaut“, berichtete Luisa Sophie Roth. Die Zwölfjährige vom RV Waldenbuch-Hasenhof gilt als sehr talentiert, wird voraussichtlich im September bei den Deutschen Meisterschaften im westfälischen Riesenbeck starten. „Olympia ist natürlich ein großer Traum“, bekannte die Springreiterin, doch der Weg dahin habe viele Unwägbarkeiten.

Der Nachwuchs bildet nicht nur für den Pferdesport in Württemberg eine wichtige Basis, sondern auch für das Egelsberg-Event. Allein 50 Kids waren 2024 dabei, darunter etliche in der Dressur – wie die Geschwister Luisa und Sophia Schmid. „Die Harmonie mit dem Pferd“, nennt Sophia, mit zwölf Jahren die Jüngere der beiden, als besonderen Reiz der Dressur. Luisa (15) hat rund einen Monat zuvor den baden-württembergischen U16-Titel klargemacht. Auch bei ihr zeigt Olympia Nachwirkung. „Beim Zuschauen lässt sich viel lernen“, betonte das RFV-Mitglied. Luisa Schmid steht altersmäßig für den Übergang in noch anspruchsvollere Wertungsklassen, ebenso wie der gleichaltrige Paul Schleifer. Der Weilheimer will in der kommenden Saison von L- auf M-Springen umsteigen, das bedeute „höher und weiter springen“.

Vivien Eggstein (21) hat diese Laufbahn-Phase bereits hinter sich, sie glänzte einst unter anderem 2019 als Vierte bei einem Top-Springen in der Schleyer-Halle. „Olympia ist für mich außer Reichweite“, gab sich die angehende Lehrerin am Sonntag realistisch, zumal nun der Beruf vorgehe. Doch das Reiten („aufhören werden ich auf keinen Fall“) bereite ihr weiter unendlich viel Freude. Zusammen mit ihrem Pferd Däumelinchen sollen noch etliche Wettkampfjahre folgen.