Lokalsport
Paris-Roubaix: Jannik Steimle hofft auf Beistand von oben

Radsport Vor dem Start beim dritten Monument der Saison gibt sich der Weilheimer gleichermaßen demütig wie selbstbewusst. Von Peter Eidemüller

Ab in die "Hölle des Nordens": Eine Woche nach der Flandernrundfahrt steht für Jannik Steimle der nächste Klassiker an. Foto: CAuldphoto

Paris. „Ich liebe dieses Rennen, ich will auf jeden Fall wiederkommen.“ Zwei Jahre nach diesem Statement lässt Jannik Steimle Taten folgen: Der Weilheimer steht am morgigen Sonntag nach 2022 erneut beim gleichermaßen bekanntesten wie berüchtigsten Monument des Radsports am Start. Als Leader der schweizer Equipe Q36.5 stellt sich Steimle der Herausforderung der „Hölle des Nordens“, wie der 257 Kilometer lange Parforceritt von Paris-Roubaix genannt wird. „Da knallt es so häufig, dass du auch Riesenglück von oben brauchst“, beschwört der 28-Jährige göttliche Hilfe für das Rennen, das dieses Jahr an entscheidender Stelle entschärft wurde: An der Einfahrt zum Wald von Arenberg soll eine Schikane das Tempo um die Hälfte drosseln. „Sturztechnisch ist das bestimmt besser“, findet Steimle, „aber ich fürchte, dass es dann vorher schon knallharte Kämpfe um die beste Position geben wird.“

Der Grad zwischen Erfolg und Misserfolg liegt auf den insgesamt 56 Kilometern Kopfsteinpflastern, die zwischen dem Start in Compiègne und dem Ziel im Velodrom von Roubaix auf 29 Sektoren verteilt sind, oft nur im Millimeterbereich. „Das ist komplettes Kasino“, weiß Steimle nicht erst seit seiner Premiere vor zwei Jahren: Damals hatte er sich als Helfer im Dress von Quick-Step für den Belgier Yves Lampaert aufgerieben, ehe dieser auf Podiumskurs liegend gestützt und nur Zehnter geworden war.

Übermorgen werden die Rollen vertauscht sein. „Die Mannschaft wird alles tun, um mich in eine gute Position zu bringen“, hofft Steimle wie schon bei der Flandernrundfahrt vergangenen Sonntag auf eine Platzierung unter den Top 20 – ob es klappt, hängt erneut weniger von der eigenen Schlagkraft ab. Bei der „Ronde“ vor sechs Tagen hatten kaputte Speichen und Felge nach einer Kollision ein besseres Resultat als Rang 34 verhindert. „Die Beine, um vorne mitzufahren, hab ich“, gibt sich Steimle selbstbewusst, „aber das Schicksal kann man eben nicht beeinflussen.“

Immerhin: Der Wetterbericht verspricht für Sonntag trockene Bedingungen, was im Hinblick auf die Kopfsteinpflasterpassagen für leichte Entspannung sorgt. Zumal Jannik Steimle nach seinem Sieg beim GP de Denain vor drei Wochen, als es über Teile der morgigen Strecke gegangen war, ergebnistechnisch nicht in Zugzwang ist. „Ich habe keinen Druck“, sagt er, „alles, was jetzt noch kommt, ist ein Bonus.“Peter Eidemüller

Eurosport überträgt Paris-Roubaix am Sonntag ab 10.45 Uhr live.