Lokalsport
Parkrun: Bald auch in Kirchheim?

Ausdauersport Marathonläufer Christopher Greenaway aus Stuttgart ist Parkrun-Botschafter und möchte den kostenlosen Fünf-Kilometer-Lauf jeden Samstag gerne auch unter der Teck etablieren. Von Sandra Langguth

Jede Woche geht es im Rosensteinpark und an vielen weiteren Orten auf der Welt gemeinsam auf die 5-Kilometer-Strecke. Foto: Andrei Damian

Zwischen Brachiosaurus und Gelbkopfamazonen ist Christopher Greenaway am Samstagmorgen um 8.30 Uhr mit Schildern, Flatterband und Flyern im Rosensteinpark unterwegs, um zwischen den beiden Stuttgarter Naturkundemuseen die Strecke für den Parkrun abzustecken. „Hi, jeden Samstag um 9 Uhr, fünf Kilometer“, sagt der passionierte Marathonläufer zu einer gerade vorbeikommenden Joggerin und drückt ihr Infomaterial in die Hand. Der Parkrun-Botschafter macht nicht nur Werbung für sein Herzensprojekt, sondern verbreitet früh am Morgen auch noch gute Laune. Bei doch recht frischen fünf Grad ist er in kurzer Hose und dem orangenen Parkrun-Shirt genau richtig angezogen, um später mit den weiteren 91 Ausdauerfans auf den beiden Runden im Park Gas zu geben.

Jeder läuft sein eigenes Tempo

Nach und nach trudeln die Läuferinnen und Läufer aus allen Richtungen am bekannten Startpunkt beim großen Spielplatz ein. Auf einer ausgelegten Plane kann jeder seinen Rucksack ablegen, um anschließend seine Läuferkarte scannen zu lassen. Die Stimmung ist gut, das Hallo groß. Man kennt sich.

Christopher Greenaway präpariert die Strecke. Foto: Sandra Langguth

Und wer neu dabei ist, wird herzlich aufgenommen und mit den wenigen Formalitäten vertraut gemacht. Nach dem obligatorischen Gruppenbild fällt um 9 Uhr der Startschuss, und der Tross setzt sich in Bewegung. Während die einen lossprinten, unterhalten sich die andern beim lockeren Laufen über Urlaubspläne, und wer zu klein ist, um selbst zu laufen, darf natürlich im Babyjogger von Papa geschoben werden.

Hinterher gemeinsam Kaffee trinken

Nach fünf Kilometern ist der offizielle Teil des Parkruns vorbei und jeder bekommt hinterher seine Zeit. Wer Lust hat, kann für sich die eine oder andere Runde dranhängen oder einfach gemütlich ins Museums-Café sitzen, das für die Parkrun-Community Samstagmorgens extra früher öffnet.
Christopher Greenaway ist happy. 92 Teilnehmende beim 92. Rosenstein-Parkrun. „Was für ein Zufall“, freut sich der Initiator, der bei Kaffee und Brezel erzählt, welch ein Kampf es war, den Parkrun an diesem Ort in Stuttgart überhaupt auf die Beine stellen zu dürfen.

Christopher Greenaway präpariert die Strecke. Foto: Sandra Langguth

Der gebürtige Engländer, der in der Nähe von London aufgewachsen ist, kam vor acht Jahren mit der Parkrun-Bewegung in Kontakt, als er bei einem Campingurlaub in der alten Heimat auf der Suche nach Läufen in der Gegend war. „Ich hab mir die Homepage angeschaut, und das hat sich immer besser angehört. Jeden Samstag, kostenlos, die Leute waren supernett, und bis 30 Minuten nach dem Lauf hat man schon seine Zeit per Mail bekommen. Das fand ich superprofessionell.“ In Deutschland gab es zu dieser Zeit noch keinen Parkrun, und zumindest in Stutt­gart sollte es auch noch eine Weile dauern. „Als ich das vor sechs Jahren im Rosensteinpark anfangen wollte, war gerade der Stress mit Stuttgart 21, und die Stadt meinte, sie bräuchte gerade erst mal nichts mehr im Park“, erzählt der 49-Jährige, der als Bezirksbeirat in Hedelfingen weiß, wie langsam die bürokratischen Mühlen mahlen können.

100. Lauf am 13. April

So wurden zunächst Parkruns in Esslingen und im Kräherwald gegründet, ehe am 4. Juni 2022 endlich auch im Rosensteinpark gemeinsam gerannt werden durfte. „Am 13. April haben wir unseren 100. Lauf hier, das wollen wir natürlich feiern und hoffen, dass ganz viele dabei sein wollen“, verrät Christopher Greenaway. Die Teilnehmermarke von 100 konnte bislang noch nicht geknackt werden. „Beim ersten Lauf waren es 33 Leute, jetzt sind wir im Schnitt immer so 70 bis 80.“

Auf einer Matte werden vor dem Start Rucksäcke und Taschen gesammelt. Foto: Sandra Langguth

Das Tollste sind für ihn dabei die Bekanntschaften, die durch den Parkrun entstehen. „Alle, die hier sind, kannten sich vorher nicht. Inzwischen gibt es quasi auch Parkrun-Paare und sogar -Babys“, erzählt Christopher Greenaway lachend. Als Standortbotschafter der internationalen Wohltätigkeitsorganisation unterstützt er Menschen, die in ihrer Stadt ebenfalls einen Parkrun etablieren möchten.

Bei 25 Gründungen geholfen

Und weil der zweifache Vater keinen Silvesterlauf auf die Teck auslässt und hier bestens vernetzt ist, würde es ihn riesig freuen, wenn auch Kirchheim einen Parkrun-Ableger bekäme. „Mittlerweile habe ich deutschlandweit bei 25 Parkrun-Gründungen geholfen. Es braucht dazu eine sichere Strecke von fünf Kilometern, auch gerne als Runden, die Genehmigung der Behörden und ein kleines Team, das sich jede Woche kümmert.“

Wer sich nun vorstellen könnte, in Kirchheim einen wöchentlichen Parkrun zu etablieren, rennt bei Christopher Greenaway also offene Türen ein.

 

Jede Woche gemeinsam auf den Beinen

Was ist Parkrun? Parkrun ist kostenlos, findet wöchentlich statt, und man kann gemeinsam mit anderen gehen, joggen, laufen, als Helfer oder als Zuschauer mitmachen. Parkrun geht über eine Distanz von fünf Kilometern und findet jeden Samstagmorgen statt. Parkrun ist inklusiv, es gibt kein Zeitlimit, und niemand kommt als Letztes ins Ziel. Alle sind willkommen, mitzumachen.
Wie kann man mitmachen? Parkrun ist auf der ganzen Welt stets kostenlos. Wer teilnehmen will, muss sich nur einmal registrieren. Dabei ist es ganz egal, ob man geht, joggt, läuft, freiwillig hilft oder eine Kombination daraus wählt.
Wo gibt es Parkrun? Derzeit gibt es 58 Parkruns im ganzen Land, die jedes Wochenende stattfinden, und es kommen ständig neue Standorte hinzu. Registrierte Läuferinnen und Läufer können an jedem Wochenende an einem dieser Park­runs teilnehmen. Dies sind derzeit 52 894 Personen, die bei 7811 Austragungen auf 293 535 Zieleinläufe kamen. Die durchschnittliche Zielzeit beträgt 30:24 Minuten. 6911 Helferinnen und Helfer sorgen jede Woche für einen reibungslosen Ablauf.
Woher kommt Parkrun? In Deutschland gibt es die Initiative seit sechs Jahren. Es war das 19. Land, das sich der weltweiten Parkrun-Gemeinschaft angeschlossen hat. Seinen Ursprung hat Parkrun in England. Im Londoner Bushy Park starteten 2004 erstmals 13 Teilnehmende. Der Gründer und erfahrene Läufer Paul Sinton-Hewitt litt unter einer Laufverletzung und hatte gerade seinen Job verloren, wollte aber den Kontakt zu seinen Lauffreunden nicht verlieren und organisierte daher einen Lauf mit Zeitnahme und anschließendem Frühstück. Mittlerweile treffen sich weltweit an mehr als 2000 Standorten mehr als 300 000 Teilnehmende sowie rund 30 000 freiwillige Helferinnen und Helfer.
Wie gründet man einen Parkrun? Wer Interesse daran hat, in seiner Stadt einen Parkrun-Standort zu etablieren, kann sich einfach per Mail an deutschland@parkrun.com an die Organisation wenden. Wichtig ist, eine geeignete Strecke zu finden. „In Kirchheim könnte das beispielsweise oben beim Waldfriedhof Richtung Notzingen sein oder vielleicht auf einem passenden Streckenabschnitt an der Hahnweide“, sagt Standort-Botschafter Christopher Greenaway. Die Strecke muss sicher sein, das heißt, dass sie nicht direkt an einer verkehrsreichen Straße liegen darf. Ausreichend Parkplätze in der Nähe schaden auch nicht. Und es müssen sich etwa drei bis fünf Leute verbindlich um die Durchführung kümmern. Weitere Helfer sind natürlich auch willkommen. sl