Lokalsport
Perovic nimmt sich seine Stars zur Brust

Basketball Kirchheims Trainer hadert mit Fehlern, die sich wiederholen. Gegen Bremerhaven fehlt es wieder an Entschlossenheit und Tempo. Von Bernd Köble

Zwei Minuten und 21 Sekunden – mehr Zeit ließen die Knights ihrem Chef am Samstag nicht, ehe der die Faxen dicke hatte. Als Igor Perovic am Samstag in Bremerhaven wutentbrannt zum ersten Mal die Uhr stoppte, war alles, was er und seine Mannschaft sich zum Spielstart vorgenommen hatten, ein Fall für die Tonne. Kirchheims Zweitliga-Basketballer machen im Moment das, was jeder Trainer am meisten hasst: wiederholt die gleichen Fehler. Goodwin, Miksic, Williams – drei leichtfertige Ballverluste, drei schnelle Gegenangriffe, sechs Punkte des Gegners innerhalb von wenig mehr als einer Minute. „Wir wussten, dass uns Bremerhaven im Tempo überlegen ist“, sagt Igor Perovic. „Deshalb war klar, dass wir Turnover so weit wie möglich vermeiden müssen.“

Die Einsicht war da, gründlich schief ging’s trotzdem. Wie zuvor schon in Rostock und auch in Tübingen. 16 Ballverluste gegenüber lediglich sieben aufseiten der Eisbären war die Bilanz am Samstag. Dabei ist nicht die Zahl entscheidend, sondern das, was draus wird. Gegen schnelle Gegner, die überfallartig und eiskalt ihre Chance nutzen, ist ein Rückzugsverhalten wie am Samstag eine Einladung. Zumal eine, die ein ausgebuffter Knipser wie Carrington Love nicht einfach ausschlägt. Dessen 37 Punkte und 14 Assists dürften in dieser Pro-A-Saison mehr bleiben als nur ein Fleißbildchen im privaten Sammelalbum des ehemaligen Kirchheimers.

90 Punkte in Bremerhaven sind eigentlich keine schlechte Basis. Wenn man den Gegner zu 109 einlädt, dann ist wie in diesem Fall auch der direkte Vergleich flöten. Mehr Tempo, mehr Spektakel – das gilt zumindest für die Vorderbänkler in der Pro A. 40 Mal bereits knackten Mannschaften in dieser Saison die Hundert-Punkte-Marke. Dabei sind erst 22 Spieltage durch. Im Jahr zuvor waren es während der gesamten Hauptrunde nur 36. Dass Bremerhaven das offensivstärkste Team der Liga stellt, war schon vor Samstag bekannt. Keine hat bisher mehr Punkte erzielt als die Mannschaft von Michael Mai. Trotzdem sagt Perovic: „Wie wir ein so wichtiges Spiel weggegeben haben, war inakzeptabel. Ich bin schwer enttäuscht.“

Der heiße Januar ist noch nicht zu Ende. Am Samstag wartet mit dem Tabellenfünften Leverkusen der nächste schwere Gegner. Die Play-offs sind aus Kirchheimer Sicht trotz weiterhin Platz sieben längst kein Ziel mehr, das sich fest einplanen ließe. Dass Bremerhaven seinen Fluch irgendwann abstreifen und das Feld von hinten aufrollen würde, war den meisten klar. Jetzt liegen mit Paderborn, Hagen und Trier drei Mannschaften mit nur einem Sieg Rückstand auf Platz acht in Lauerstellung, die obendrein weniger Spiele bestritten haben. „Andere Teams haben ihren Rhythmus gefunden“, stellt Knights-Sportchef Chris Schmidt fest. „Wir müssen jetzt schauen, dass wir unser vorhandenes Potenzial konstanter als zuletzt ausschöpfen.“ 

Verstärkung scheint im Moment kein Thema mehr zu sein. Am Montag in einer Woche schließt das Transferfenster. Ein überzeugender Kandidat als deutsche Alternative unterm Korb ist offenbar nirgends in Sicht. Till Pape füllt diese Rolle im Moment zwar sehr erfolgreich aus. Mit mehr als 30 Minuten Spielzeit ist der Kapitän gemeinsam mit Jonathon Williams allerdings der Meistbeschäftigte im Team. Die Saison ist noch lang, das weiß auch Chris Schmidt. Und die Play-offs – sollte es dafür reichen – werden hart.

 

Das Virus spielt wieder mit

Die Lage spitzt sich durch Omikron zu: Zum ersten Mal in dieser Saison sind auch in der Pro A am Wochenende gleich vier Spiele wegen Corona-Fällen abgesagt worden. In Nürnberg, Tübingen, Vechta und Quakenbrück stehen jeweils mehrere Spieler nach positiven Corona-Tests unter Quarantäne.
Die Knights sind bisher von Infektionen verschont geblieben. Die Mannschaft wird täglich vor jedem Training getestet. Das erhöht die Sicherheit, „eine Garantie ist das natürlich nicht“, sagt Knights-Geschäftsführer Chris Schmidt.
Weil einzelnen Spielern noch die Auffrischungs-Impfung fehlt, droht im Infektionsfall eine längere Quarantäne. Das spielfreie letzte Februar-Wochenende haben viele Teams in der Pro A als Booster-Termin fest eingeplant, um Spielern nach der Impfung eine Trainingspause zu ermöglichen.
Die Verkürzung der Statusfrist für Zweifach-Geimpfte und Genesene von sechs auf drei Monate erhöht nun den Druck auf die meisten Mannschaften. „Diese unangekündigte Verschärfung der Politik bereitet uns große Probleme“, sagt Schmidt​​​​​​​. bk