Peking. Für die Lenninger Wintersportlerin Linn Kazmaier wird es ernst: Einen Tag nach der Eröffnungsfeier der Paralympics in Peking bestreitet die 15-Jährige am Samstag ihr ersten Rennen. Ab 7 Uhr deutscher Zeit ist die sehbeeinträchtigte Schülern der Skizunft Römerstein gemeinsam mit Begleitläufer Florian Baumann aus Balzholz im Biathlon-Sprint am Start.
Vergangenen Samstag angereist, präsentierte sich die jüngste deutsche Teilnehmerin an ihren ersten Tagen in China voller Begeisterung ob des Erlebnisses Paralympics. Von Aufregung ist bei der erstaunlich reifen Lenningerin nichts zu spüren. „Die wird kommen, sobald ich mich vor dem ersten Rennen aufwärme“, prophezeit sie – und sieht darin etwas Gutes. „Die Aufregung pusht mich.“ Druck verspürt Linn Kazmaier keinen, nur Vorfreude. „Ich bin ready for action“, sagt sie und spielt auf die Aufschrift eines ihrer alten T-Shirts an.
Überschattet wird der Auftakt der Paralympics vom Hickhack im Umgang mit russischen und belarussischen Sportlern – nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine hatte sich das Internationale Paralympische Komitee (IPC) zunächst gegen einen Ausschluss entschieden, ehe dies infolge großer internationaler Empörung revidiert wurde. „Ich halte diese Entscheidung für richtig, auch wenn es mir für die Betroffenen unheimlich leidtut. Für sie ist das extrem bitter, auch sie haben vier Jahre für ihre Teilnahme hier gekämpft“, sagt der Deutsche Bundestrainer Ralf Rombach, „aber das steht in keinem Verhältnis zum entsetzlichen Leid der Ukraine. Die friedliebende Welt – und dazu zählt die paralympische Bewegung – musste ein Zeichen setzen.“
Auf die am Samstag beginnenden Wettkämpfe im Para Biathlon und Para Skilanglauf hat die Suspendierung große Auswirkungen. Für das Russische Paralympische Komitee sollten 32 Athletinnen und Athleten antreten, für Belarus zwölf, viele von ihnen mit guten Medaillenaussichten. Die Karten werden nun neu gemischt – auch für Linn Kazmaier, die bei der WM vor sechs Wochen in Lillehammer in beiden Biathlon-Wettbewerben jeweils Sechstplatzierte beste nicht-russische Athletin war. pm/pet